Freitag, 22. März 2019
Überwachung in Zeiten von Suckerberg
Zurück aus dem Wald hört mein Handy garnicht mehr auf zu vibrieren. 46 neue Nachrichten aus der digitalen Welt, von den Mails mal ganz zu schweigen. Kleine youtube-Schnipsel und wirklich unwichtige Aufrufe, sowie total überflüssige Nachrichten, wie die Meldung, dass Millionen von Passwörtern bei facebook unverschlüsselt auf den jeweiligen Servern rumlagern.

Ist Ihnen schon mal aufgefallen, dass alle Telefonzellen, die man uns gelassen hat, immer im Umfeld von Überwachungskameras stehen. Für etwaige Bombendrohungen, dass die Ex-Freundin mit ihrem Neuen nicht in den Urlaub fliegen kann, sind sie somit vollends ungeeignet.

Die Überwachung und die unter anderem daraus erwachsene Datensammelwut sollen uns das Gefühl vermitteln, ein gläserner Bürger zu sein. Das ist wichtig, weil der Glaube an einen alles sehenden Gott, der selbst die versteckteste Sünde straft, kaum mehr vorhanden ist. Das drohende Gefühl von Überwachung ist ja der eigentlich effektive Teil der Überwachung.

Ich denke, daß das Bild, das sich für einen Data-Suckerberg aus den Milliarden von digitalen Profilen ergibt, ein sehr fragwürdiges ist. Ein digitales Abbild, eine ganz schlechte Kopie aus Gedankenfetzen und verwaschenen Pixeln. Ein Abbild der dichter besiedelten Gebiete in 256 Farben und Grautönen, eine Kopie mit einer fast leeren Magenta-Patrone und einem schrägen Papiereinzug.

Man sieht, daß vorwiegend Buche und Hainbuche geschlagen wurde und denkt sich, daß das kein deutsches Brennholz sein kann, weil die Fichte fehlt. Aber wer könnte ahnen, dass selbst dieser überwacht wird, von Wanzen, die man nur mit dem Detektor Nase aufspüren kann. Von Ritter- und Plattwanzen.

Was für einen Eindruck mag man gewinnen, wenn man die Welt ohne Geruchs- und Geschmackssinn vor sich hat. Zudem auch nur zweidimensional. Einen wirklichen Brennwert hat diese Überwachung nicht.
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Dienstag, 17. Januar 2017
White trashy is happy
Ich liege in der fetten Kuhle, die ich in meiner Matratze inzwischen verursache und füll mich wie gefühlter Saumagen. Außen eine Rinde aus undurchdringlichem Fett, innen die Reste der Weihnachtsschokolade mit Bier aufgegossen, Pastete, Pistazien und vieles an das ich mich vor lauter Rausch nicht erinnern kann. Der einzige Unterschied zum Braten ist, dass ich mich nicht mit Bindfaden zusammenbinden muss, sondern mir in meiner aufgedunsenen Nackheit genüge. Die Heizung läuft auf Hochtouren, dass alles auch gut gärt. Dass ich nicht versehentlich durch unbedachte Bewegungen zuviel Kalorien verbrauche, zieh ich mir youtube rein und freu mich über die in Schwung gekommene Weltpolitik.

Nur noch drei Tage und ich kanns immer noch nicht glauben. Donald wird Präsident und das sogenannte liberale Establishment schreit Zeter und Mordio. Demokratie in einem Land der klaffenden Schere zwischen Arm und Reich ist eben nicht mehr das, was wir aus den 70ern kennen. Und ich finde die momentane Situation immer noch besser als wenn rebellierende Massen den Bürgerkrieg ausrufen oder sich auf einen neuen Hitler einigen. Zum Glück frägt mich keiner hier als Braten in der Röhre.

Nach all dem Bier und dem vielen Fett, überfallen mich Aplträume oft schon tagsüber, oder ich halluziniere, dass ich von Menschen, die tausende Euros für ihre Anreise ausgeben mussten und deswegen nun hier verhungern und erfrieren, aufgespießt und geröstet werde, ehe sie mich verschlingen. Ich träume von einer zwar mageren, aber doch erschreckenden Brandung an den Ufern, deren Gischt aus knochigen Gesichtern und Gerippen heranrollt. Und ich hab keine Kekse mehr zuhause, die ich unerwarteten Gästen anbieten könnte, geschweige denn das Arsenal des Second Amendments. Pizza lässt sich notfalls noch bestellen, aber Call a Heckler ...

Einen Politiker danach zu beurteilen, was er sagt, scheint mir wie ein Bild danach zu beurteilen, wie es riecht. Aber irgendwie beruhigt mich der Gedanke, dass mein neuer Präsident eine Mauer an der mexikansichen Grenze bauen möchte. Den Chinesen, denen man sonst eigentlich immer alles Menscherechtsunwürdige unterstellt, wirft man ihre Mauer schliesslich auch nicht vor. Selbst der Vergleich mit dem antifaschistischem Schutzwall der DDR hinkt, da er eigenlich eher das Rauskommen erschweren sollte. Wie bitte argumentiert man illegale Grenzübertritte gegenüber jenen, die sich ordentlich anmelden.

Und nur weil Herr Trump die Beziehungen zu Russland nicht bis zum militärischen Konflikt eskalieren möchte, sondern in einer besonneneren Art als sein Vorgänger auf eine gegenseitge Reduzierung des Nukleararsenals drängt, muss man nicht gleich die olle Kamelle von russischen Hackern wieder ausgraben.
Und dass die NATO mindestens so obsolet ist wie der Warschauer Pakt, sollte einem spätestens aufgegangen sein als sich die Wasser der Nordatlantik bis an die Türkei heranwuschen.

Aber wie gesagt, bisher ist es nur das Wort eines Politikers, das sich immer noch leicht durch die Verleihung eines Friedensnobelpreises korrumpieren lässt. Oder es ist wieder mal irgendwas mit der Geburtsurkunde nicht in Ordnung.

Ich glaube ja, dass die Menschen in Detroit auch noch ganz andere Sachen als nur Autos produzieren könnten, vielleicht sogar I-Phones oder Nike-Schuhe. Und vielleicht gibt es gar die Möglichkeit, dass man sich in amerikanischen Knästen umschulen lassen kann. Dann bekäme selbst ein Herr Winterkorn seinen Kopf wieder etwas frei.

Auf jeden Fall ist der white noise des white trash derzeit wesentlich unterhaltsamer als das öde Widerkäuen einer Tagesschau, wo man hinterher immer noch verdutzt ist, dass keine Heinzelmännchen mehr vorkommen.
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Montag, 4. Mai 2015
Brandneuigkeiten vom G7-Gipfel
Ich benenne es nach der übernächsten Parallelstrasse, aus Sicherheitsgründen und weil die eben mit 'G' anfängt und nicht wie meine Strasse mit 'S'. G 7, weil wir uns ab sieben Uhr abends treffen. Wer früher kommt, kann drüben im Park warten. Da sind immer paar Bänke frei und je früher desto mehr Parkplätze sind noch frei. Aus Sicherheitsgründen eben nicht der wirkliche Ort des Geschehens, sonst würde ja jeder kommen und man könnte nicht selektieren. So aber demonstrieren sie zwei Strassen weiter weg und wir haben unsere Ruhe. Wenn alle absagen, kann ich immer noch zwei Strassen weiter die dort noch Wartenden letztendlich doch noch einladen. Naja.

G7 also, ein zweifaches Täuschungsmanöver, denn andere treffen sich zeitgleich nicht so weit von hier unter dem selben Namen. Mit 50 Kampfhubschraubern kann ich natürlich nicht aufwarten, aber wenn jemand einen mitbringen möchte, kann ich durchaus mal beim Bauern vom Nachbaracker fragen. Parken ist eher schwierig. Vielleicht lassen sich paar Fahrgemeinschaften bilden oder der ein oder andere versucht es mit öffentlichem Verkehr. Nee, war n Witz. Siehe Artikel unten.

Weil Sie ja nicht Jeder sind, soll Ihnen Ihre Einladung sicher sein. Und sobald man weiß, dass es einfach zwei Parallelstrassen weiter ist, findet man auch hin. Witzigerweise besprechen die anderen G7-Typen ähnliche Themen, nämlich Umwelt, Politik und Wirtschaft. So werden auch wir in einer Wirtschaft von Politik sprechen, das Drumherum kennen wir ja zu Genüge, deswegen treffen wir uns ja in der Wirtschaft und nicht in der Umwelt. Es gibt sehr Feines vom Fass. Das kann ich Ihnen versprechen. Es ist keine Fünf-Sterne-Wirtschaft wie die in Elmau, aber fünf Sterne für sieben Nationen, na bitte, da ist der Konflikt doch im Grunde vorprogrammiert. Bei uns gibt es so viele Fässer, dass keiner leer ausgeht.

Auch versprechen kann ich Ihnen, dass es nicht so lange dauert, wegen der Austerität und weil die Wirtschaft noch vor der Geisterstunde zumacht. Ein altes Brauchtum hier in Bayern, wegen dem öffentlichem Verkehr, der auch keine Geister mag. Wer will, kann ja dann noch rüber nach Elmau.

G7-Gipfel. Zwei Parallelgipfel von höchstem Rang und Namen. Die hartelinie und ihre Blogkollegen und wenn die Russen noch kommen, wird das richtig pfiffig und den Herren mit den Anzügen klauen wir die Show und die Clicks wie nix. Die sind froh, weil sie keine Öffentlichkeit wünschen und wir sahnen aufmerksamkeitstechnisch mal richtig ab. Dafür möchte ich die 50 Kampfhubschrauber haben. Deal?
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Samstag, 13. Dezember 2014
dhonau revived
Mein Blogkollege, die dhonau wurde offensichtlich von supranationalen Porno-Hackern niedergerungen. So wird reine Literatur heute von Staat und Gesellschaft behandelt, attackiert und ausgemerzt. Ich habe die dhonau ihren Häschern entrissen und sie gekauft, oder so. Ich bin jetzt Trähner und die dhonau-Truppe, oder was davon noch übrig ist, macht nun mal so richtig Trainingslager. Von der Presse abgeschottet und kein Frauenbesuch. Top Truppe, muss ich sagen, aber derzeit eben keine Punktespiele. Jetzt geht es, in meiner Überarbeiteung, bei der dhonau ums Eingemachte. Die tabula rasa wird neu bespielt.
Im Zuge dessen hab ich auch mal die Texte der dhonau sanft überarbeitet. Leider konnte ich nur noch wenig vom Orginal erhalten - jetzt nicht nur wegen der schlechten Qualität - aber die Fragmente sprechen für sich.


Kommentar von dhonau am 26.05.2011

... "mein herr, Sie sind doch nur einsam und krank, deswegen robben Sie jeden abend an die altherrenklappe und warten, bis Sie jemand in Ihrer trostlosen bedürftigkeit aufnimmt. Sie geben sich hier ab, sozusagen, aber ICH, ich bin hier nur als zufälliger beobachter gelandet, eigentlich bin ich reich und schön und sexy, total saturiert, habe nichts nötig, auch kein gespräch mit Ihnen. meine rolle ist alle adresselos herumliegende anträge (wofür oder worauf auch immer) mit dem ausdruck des bedauerns abzulehnen."

ja, eigentlich sollte man sich nur unter die leute wagen, wenn man nichts von ihnen will, damit man zu der arroganz in der lage ist, die scheint's gebraucht wird, um aufrechten gang simulieren zu können, so oder so ähnlich übernehme ich den staffelstab, den ich hier aufgefangen habe und trage ihn einfach ein stückchen weiter, wer ist der nächste?


Kommentar von einemaria am 01.05.2011

und apropos Bin Laden
... ich laß mir doch nicht in den Bach scheißen und plätschere dann etwas weiter flußabwärts wie ein spielendes Kind in den Folgekommentaren. Hier herrscht die hartelinie und was kann eine Linie schon verstehen. Eine Linie herrscht und teilt, divide et impera und sonst garnichts. Wenn der Kommentar besser wird als der Text, dann schlägts 13, also langsam reiten, Cowboy.


Kommentar von dhonau am 26.05.2011

... äh ... in spe, räumen gerne ein, daß wir uns zuweilen reflexhaft allergisch oder, wie wir in unseren nachbarkreisen gerne sagen, idiosynkratisch ungehalten verhalten. aber diese hegemonie- und äqivalenzketten-akrobatik kostet einfach nerven, wenn wir das zu unserer entschuldigung einflechten dürfen ... (Womit er auf meine exzellenten Fragmente zu den Theorien Gramscis anspielt. Anm.des Verfassers. In einer häßlichen herablassenden Art.)


Kommentare von dhonau 27.05.bis 02.06.2011

gelöscht


Kommentar von einemaria am 02.06.2011

Na, was ist denn nu mit dhonau?


Kommentare von dhonau 02.06.bis 06.09.2011

gelöscht


Kommentar von dhonau am 07.09.2011

so könnte man ja sagen: wer in systemen, priviligiert etwa durch ausbeutung anderer systeme, sein mehr oder weniger bescheidenes dasein fristet, durch äquivalenzklassen konsensualisiert, um diese terminologie aufzunehmen, wird deswegen nicht erreichbar sein, weil er seine korrumpiertheit nicht als solche empfindet, sondern seine "dumpfheit" als adresse aushängen hat, unter der er nicht zu erreichen ist.


... so oder so ähnlich.
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Montag, 1. Dezember 2014
hartelinie.mil vs. sauer@allesmögliche.org
Re: FW: dies und das
From: posteingang@hartelinie.org
To: mobile.defense.force@hartelinie.mil

From: sauer@allesmögliche.com
To: hartelinie
Subject: dies und das
Date: Tue, 22 Jul 2013 09:13:17 +0200

Sehr geehrte Oberste Herresleitung der hartenlinie,

ich saß die letzten Tage mit einem sehr ungutem Gefühl in meinem Wohnzimmer. Zudem hab ich auch öfter mal draussen nachgeschaut. Aber ich muss sagen, daß ich der festen Überzeugung bin, daß Sie mich nicht überwachen.
Ich möchte Sie darauf hinweisen, dass ich dafür ganz ordentlich Steuern bezahle, ganz im Gegensatz zu so manchem Taliban. Ich muss mich schon wundern, dass Sie diese Leistung vorwiegend Ausländern und Steuerflüchtlingen zugutekommen lassen, aber Menschen wie ich, die brav zahlen, bekommen von diesen Leistungen nichts ab. Sehen Sie mich wirklich als ein so unbedeutendes Häufchen Elend, dass Sie noch nicht einmal mein Telefon abhören oder meine mails lesen. Letzteres sollte inzwischen doch Standard sein.

Ihr äußerst enttäuschter Mitbürger,
Sauer

...

From: mobile.defense.force@hartelinie.mil
To: sauer@allesmögliche.com
Date: Tue, 22 Jul 2013 21:41:42 +0200

Nein, Sie sind nicht in der Zentrale der hartenlinie, der Obersten hartelinie Führung, dem OHF (gesprochen 'ooof'), gelandet, sondern Sie sprechen im Moment mit dem Schutzschild. Genauergenommen sprechen Sie gerade mit der Nachtschicht im Hauptquartier der Schutzschilde, der mobilen Einsatzleitzentrale für unerwünschte Anrufe und Besucher. Wenn Sie wollen kommen wir auch bei Ihnen vorbei und sparen uns die Telefonkosten. In zehn Minuten wären wir da.

...

From: sauer@allesmögliche.com
To: mobile.defense.force@hartelinie.mil
Date: Tue, 22 Jul 2013 09:01:36 +0200

Ich habe auf Sie gewartet. Aber es hat bis heute Morgen keiner geklingelt.

...

From: mobile.defense.force@hartelinie.mil
To: sauer@allesmögliche.com
Date: Tue, 22 Jul 2013 09:04:06 +0200

Wir sassen in Ihrem Schlafzimmer. Aber Sie mussten ja fernsehen bis morgens um was weiss ich. Wir sind dann gegangen, schliesslich haben wir auch Familie. Für das Wohnzimmer hatten wir keine Einsatzpläne und so ne Überwachungsdrohne von Typ MQ-1 Predator vor der Terassentür, wollte die Basis nicht riskieren. So ein Ding mit ner Hellfire-Rakete unten dran, kann Sie beim Fernsehen ganz schön erschrecken.

Aber wenn Sie uns versprechen, heute mal vor Mitternacht ins Bett zu gehen, könnten wir es nochmal versuchen. Wir hätten da noch einen Termin frei.

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From: sauer@allesmögliche.com
To: mobile.defense.force@hartelinie.mil
Date: Tue, 22 Jul 2013 11:33:12 +0200

Heute passt mir das nicht. Ich bekomme Besuch über Nacht. Aber den Predator könnten Sie schicken, wenn ich da Abzüge von den Aufnahmen bekommen könnte. Es wird ne wilde Nacht. Das könnte sich auch für Sie lohnen.

...

From: mobile.defense.force@hartelinie.mil
To: sauer@allesmögliche.com
Date: Tue, 22 Jul 2013 11:34:27 +0200

Tut uns leid Herr Sauer, aber der Predator ist für heute nacht bereits anderweitig gebucht. Wir könnten Ihnen, so es die Zeit noch erlaubt, eine kleine Überwachungskamera im Schlafzimmer montieren. Dann könnten wir, mal ganz gegen die Regeln, unten im Wohnzimmer mitschauen und, so das auch in Ihrem Interesse ist, auf Ihrem eigenem Videorekorder einfach mitschneiden. Wir ziehen uns dann vor dem Morgengrauen noch eine Kopie und ließen das Orginal da. Das wär doch ne Idee.

...

From: sauer@allesmögliche.com
To: mobile.defense.force@hartelinie.mil
Date: Tue, 22 Jul 2013 131:55:27 +0200

So machen wir das. Vielleicht könnten Sie noch ein Visitenkärtchen auf dem Rekorder liegen lassen, falls was mit den Aufnahmen nicht geklappt hat. Unter uns, das muß an meiner Kindheit liegen, dass ich im Bett wesentlich besser, fast schon leistungsbezogen bin, wenn ich weiß, dass jemand zusieht.

Im Voraus also schon vielen Dank für Ihre Bemühungen, echt klasse, dass das nu doch noch klappt. Wer hätte das gedacht.

MfG Sauer
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Freitag, 7. November 2014
Der Alltag als Kunde
A99 kurz vor der Eschenrieder Spange, 6:30, die Scheibe von innen so nass wie die Straße. Mein Gemüt so glühend heiß wie meine Bremsscheiben. Seit ich die Vorrichten schon am Vorabend höre, hör ich die Morgennachrichten nur noch selten. Endlich herrscht absolute Ruhe in meiner Fahrgastzelle. Da kann ich mich dann besser auf die wunderschöne Landschaft an der Autobahn konzentrieren. Einer der wenigen Orte, wo sich Menschen ungern ansiedeln. Ein Paradies für schwermetallverträgliche Tiere und Pflanzen.

Ist schon bezeichnend, dass man in einem Land, wo man noch gratis auf der Autobahn fährt, zu einem erheblichem Jahresbeitrag für Radio wie Fernsehen gezwungen wird, ob man sie nun hört und sieht oder nicht. Ich glaube, dass insgeheim auch unsere größeren Printmedien künstlich am Leben gehalten werden, um weiterhin ihr Gift zu spritzen. Ich könnte wetten, die sind steuerfinanziert.

Am Rande, durch das offene Autofenster an der Ampel, ist mir zu Ohren gekommen, dass die Bahn nun einen flächendeckenden Tarif wünscht und hier nicht jede Gewerkschaft ihr eigenes Süppchen kocht.
Diese Einstellung hätte man sich von Arbeitgebern mal vor 30 Jahren gewünscht, als die Industrie und Politik den flächendeckenden Tarifvertrag auf die Schlachtbank geführt haben. Aber sich selbst die hauseigene Gewerkschaft EVG als Schosshündchen zu halten, das der GDL mal so richtig in die Waden beißt, sowie eine hörige Presse, das hat schon faschistoide Züge, die dann hin und wieder auch bestreikt werden. Einzig die vermaledeite Justiz hält den Streikenden die Fahne. Ich vermute, dass da etwaige Grundgesetze dem Willen der Presse entgegenstehen, bezüglich der Einstellung zu Streik prinzipiell und so.
So ähnlich könnte sich das auch vor gut 80 Jahren, kurz vor der Zeschlagung der Gewerkschaften, angefühlt haben. Nur dass damals eine Scheingewerkschaft wie die Tarifgemeinschaft Christlicher Gewerkschaften für Zeitarbeit und Personal-Service-Agenturen keinen Fuss auf den Boden gebracht hätte. Was soll's.

--- MERKER 1 ---
*Weil das alles immer zu viel zum Lesen ist, so auf einmal, in einem Stück, kann man sich nun den Merker merken usw. Is mal ein Versuch, wegen der vielen jungen Leser, denen bei mehr als 30 Zeilen schlecht wird. ---


Das endlich hochgeheizte Auto ist auf dem nassen Laub noch nicht ganz in die Parklücke gerutscht, schon bewegt sich der erste Störenfried, der als Frührentner nur desshalb heute aufgestanden ist, um mir das Leben madig zu machen. Als Handwerker ist man stets auch Sozialarbeiter an vorderster Front. Jemand, der sich Handwerker und selbst den Pizza-Service nur desshalb ins Haus ruft, um seinen Missmut und sein armseliges Dasein über die Bestellten auszuschütten. Die Polizei geht bei seiner Nummer schon garnicht mehr ran. Das seh ich auf 100 Meter durch die nun klaren Autoscheiben.

"Ich bin nur der, der das Objekt aufnimmt, fotografiert und bisschen rumbuddelt. Ich bin der Fahrer. Zum Machen kommt dann mein Kollege. Der Fachagrarwirt Dr.Dr.Prof. schiess mich tot, ein Mann mit so vielen Titeln, dass man sich anfangs frägt, ob da überhaupt noch ein Name dahintersteht."
Er holt überrascht Luft. Ich nütze die Chance.
"Ich bin nur der Fahrer, die Vorhut. Aber später kommt der, der das geballte Wissen eines Faust sich beiläufig beim Frühstück reinzieht und während des Autofahrens Japanisch lernt, wegen der Ziergärten, Sie wissen schon, japanische Ziergärten, wo der Kirschbaum neben der lateinischen Klassifikation noch etliche japanische Bezeichnungen trägt. Wie ..."

--- MERKER 2 ---

Er wartet, ich also weiter.
"Selbst mir geht "雲の外に石が落ちる." schon ganz locker über die schmalen Lippen. "Aus der Wolke fällt ein Stein." Wie mein Kollege aus dem noch Nichts gleich ein Alles zaubern wird. Ich bin nur das schwache Licht, das dem Schall vorauseilt. Also stellen Sie mir bitte keine Fragen."

Er zieht grummelnd von dannen, ich hol noch Mehlspeisen vom Bäcker, so dass ich nicht zurück bin, ehe es meinen verspäteten Kollegen in den Schlund dieses schwarzen Lochs namens Kunde gezogen hat.

Die Knochen tun mir weh und mein Kreuz. Letzteres nicht wegen der Arbeit, sondern wegen so einem Vollidioten, der meint, schon 100 Meter vor dem Schild auf 120 runterbremsen zu müssen. Und mir haut's die gesammelte Ladung Hilti und Flex hinten in den Fahrersitz. Da möchte man ihm augenblicklich seine Bremslichter mit der entsicherten Akku-Nagelpistole ausschießen. Morgens um halb 7. Arschloch.

--- MERKER 3 ---

Aber ... ich sehe den Alltag als Kunde, als Primärkunde. Ich behandle ihn stets mit Respekt, egal was ihm so einfällt. Ich bin Profi. Ich bin der Fahrer. Ich bin der, der mit jedem Kontakt hat und hält. Ich verbinde, und trenne, wenn es sein muss. Und drück auch mal aufs Gas für gute Kunden, wie mich selbst. Und beim gemeinschaftlichem Grillen, der Generalversammlung, wenn sich alle beim Fahrer, also mir, zum Fußballschauen treffen, wird klar, warum beim Handwerk, der Fahrer der heimliche Chef ist, wie bei schlechten Firmen der Hausmeister.

Als ich zurückkomme, hat mein Kollege den mißmutigen Sekundärkunden bereits abgehandelt und wir können samt der ausgewählten Mehlspeisen, dem eigentlichen Grund, warum es sich in Bayern zu leben lohnt, weiter zum nächsten Termin. Zeitfahrt, wie beim Radrennen, nur mit vier Rädern im Berufsverkehr, ein Zeitrennen mit Hindernissen. Doch der Motorblock scheint mit mir nicht kommunizieren zu wollen. Er macht keinen Mux. Deus ex machina. Karre im Arsch. Marderfrass und Wintersalz brechen selbst die stärkste Karosse.

Der Alltag hat erneut zugeschlagen und wir können nachhause fahren, wenn es zu der teuer erstandenen Fahrkarte nun auch noch einen Zug gäbe. Für Autofahrer ist es eben nur eine Radiomeldung, doch für den Fahrgast ist Streik dann doch bitter und fast schon unalltäglich real.

Auf so einen Scheisstag muß man angemessen reagieren. Ich nehm mir jetzt nen Monat Urlaub und spiele Video COD7, Ballerspiel, komme was wolle. Ein Monat durch online zocken bei guter Ping-Rate. Am letzten Tag geh ich vielleicht zur Rückgewöhnung mal spazieren. 30 Tage Pizza. Nicht waschen, nicht Fensterputzen, Blumen sterben lassen. Is eh Winter und sieht man dann besser wie Scheiße es draussen so ist.

Weil ich das schon kenne, hab ich mir zudem einen kleinen Strompuffer zugelegt, so ne Art Kleingenerator, falls mal der Strom ausfällt. Wenn die Lichter auf der Strasse ausgehen und nur noch der Monitor die Nacht erleuchtet. High Noon zur Geisterstunde.
Da scheiß ich auf Karibikurlaub, wo ich nachts garnichts sehe, obwohl überall Generatoren brummen. Und Wellenrauschen hab ich auch über Kopfhörer in 3D. Schön gleichmässig, so dass man nicht den Atem anhalten muss, weil mal ne Welle ausfällt. Ne, schöne Strände sind für mich als Nachtmensch sowieso nichts. Da merkte ich nicht mal,

--- MERKER 4 ---

würde vor mir ein Wal stranden. Der Alltag is schon ne ganze Menge, da brauch ich nix Besonderes extra, wie Waltag. Danke, trotz beschissenem Streik und noch beschissenerer Karre. Ich denke da positiv und freu mich schon wieder auf einen neuen Tag, Kundenalltag, voller Vollidioten, voll von Volleridioten und noch mehr Vollstidioten. Einfach supi. Dafür lebt man, als Katholik in Bayern. Und für die Mehlspeisen. Prost, Mahlzeit, Amen.
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Montag, 5. August 2013
Die Verwaltung des Privaten
Wieder denke ich über die Sprache nach, während ich mich lieber mal um das kümmern sollte, was sie nötig macht. Das knallharte Leben. Meine Gedanken swypen so durch den Moment, als mir der rettende Gedanke kommt. Die Dinge haben immer zwei Seiten.

Ich hör auf, Tagebuch zu schreiben, so subjektiv wie ich mein eigenes Leben sehe. Weiss NSA&friends doch mehr über mich als ich selbst: sie kauft 1,4 mal pro Woche ein Kleidungsstück. Da lach ich. Wo soll ich denn das Geld herzaubern. Selbst wenn man Schuhe und Handtaschen dazurechnen würde. Seltsamerweise fand mein Mann die 1,4mal(großgeschrieben) noch untertrieben.
Ihr werdet immer wissen, was ich letzten Sommer getan habe. Ich weiß das jetzt schon nicht mehr. Sollen sie ruhig mein Leben verwalten. Mehr kann eigentlich nicht mehr schief gehen.
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Sonntag, 7. April 2013
Fahnenstangen halten ...
allerdings nur die Stange, denn Fahne ist keine dran.

Und es wird auch fahnenlos bleiben bis in den Mai.


Für die Übergangszeit ein kleines Abschiedsgeschenk von den Pink Popes:
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Sonntag, 10. Februar 2013
Oha, Stopover Doha
ist das jetzt schon Ausland? Spruengli und Lindt, Harley Davidson und italienischer Espresso - die Welt auf Duty Free. Nur in den Raucher-"Lounges" - wenn sich das ueberhaupt so nennen darf - merkt man doch das arabische Laizes-Fair.
Wer raucht soll auch ersticken. Das ist fair.

Auf Flughaefen kann man leicht vergessen, dass man im Ausland ist. Eine graduelle Assimilierung an neue Umstaende. Weil ich mir aber voll bewusst bin, dass es gleich weitergeht nach Singapur - ein Land, in das man keine Zigaretten einfuehren darf - gehts gleich nochmal in eines jener nikotingeschwaengerten Kabuffs. In Singapur reicht es dann, wenn ich mal einen tiefen Zug aus meiner Jacke nehme. So bleibt meine Lunge wenigstens von aussen mit Nikotin bekleidet.

Sabah al-cher alle zusammen.
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Mittwoch, 23. Mai 2012
Kurzmeldung: Das Aufbrechen des Krustenpanzers
Fließbandhinrichtungen der Zentrums-Erinyen und 25.000 Euro Belohnung. Da lohnt sich schon mal reinzuschauen. Die hartelinie kann das nur begrüßen, wenn das Scharfrichterbeil scharf bleibt und nicht nur alte Doktorarbeiten nachkorregiert werden. Schließlich arbeiten die Rechnungsprüfer des Volkes mit einer einfachen Mathematik.

Heckler & Koch liefert dazu gleich eine komplette Waffenfabrik. Vielleicht haben Herr Andreas Heeschen und seine Kollegen Ernst Mauch, Dr. Dirk Holzknecht und Alfred Schefenacker ja auch die ein oder andere unangemeldete Putzfrau beschäftigt. Mindestens für jene Putzfrauen bietet sich jetzt die einmalige Chance einer straffreien Selbstanzeige.

Der Krustenpanzer 'scheint' an mehreren Stellen aufzubrechen. Das Rattengift scheint Wirkung zeigen. Die inneren Organe weichen auf und es anon und wiki leakt. Es gilt zu prüfen, wer hier Blut läßt und welches Getier sich am Leichenschmaus beteiligt.
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