White trashy is happy
Ich liege in der fetten Kuhle, die ich in meiner Matratze inzwischen verursache und füll mich wie gefühlter Saumagen. Außen eine Rinde aus undurchdringlichem Fett, innen die Reste der Weihnachtsschokolade mit Bier aufgegossen, Pastete, Pistazien und vieles an das ich mich vor lauter Rausch nicht erinnern kann. Der einzige Unterschied zum Braten ist, dass ich mich nicht mit Bindfaden zusammenbinden muss, sondern mir in meiner aufgedunsenen Nackheit genüge. Die Heizung läuft auf Hochtouren, dass alles auch gut gärt. Dass ich nicht versehentlich durch unbedachte Bewegungen zuviel Kalorien verbrauche, zieh ich mir youtube rein und freu mich über die in Schwung gekommene Weltpolitik.
Nur noch drei Tage und ich kanns immer noch nicht glauben. Donald wird Präsident und das sogenannte liberale Establishment schreit Zeter und Mordio. Demokratie in einem Land der klaffenden Schere zwischen Arm und Reich ist eben nicht mehr das, was wir aus den 70ern kennen. Und ich finde die momentane Situation immer noch besser als wenn rebellierende Massen den Bürgerkrieg ausrufen oder sich auf einen neuen Hitler einigen. Zum Glück frägt mich keiner hier als Braten in der Röhre.
Nach all dem Bier und dem vielen Fett, überfallen mich Aplträume oft schon tagsüber, oder ich halluziniere, dass ich von Menschen, die tausende Euros für ihre Anreise ausgeben mussten und deswegen nun hier verhungern und erfrieren, aufgespießt und geröstet werde, ehe sie mich verschlingen. Ich träume von einer zwar mageren, aber doch erschreckenden Brandung an den Ufern, deren Gischt aus knochigen Gesichtern und Gerippen heranrollt. Und ich hab keine Kekse mehr zuhause, die ich unerwarteten Gästen anbieten könnte, geschweige denn das Arsenal des Second Amendments. Pizza lässt sich notfalls noch bestellen, aber Call a Heckler ...
Einen Politiker danach zu beurteilen, was er sagt, scheint mir wie ein Bild danach zu beurteilen, wie es riecht. Aber irgendwie beruhigt mich der Gedanke, dass mein neuer Präsident eine Mauer an der mexikansichen Grenze bauen möchte. Den Chinesen, denen man sonst eigentlich immer alles Menscherechtsunwürdige unterstellt, wirft man ihre Mauer schliesslich auch nicht vor. Selbst der Vergleich mit dem antifaschistischem Schutzwall der DDR hinkt, da er eigenlich eher das Rauskommen erschweren sollte. Wie bitte argumentiert man illegale Grenzübertritte gegenüber jenen, die sich ordentlich anmelden.
Und nur weil Herr Trump die Beziehungen zu Russland nicht bis zum militärischen Konflikt eskalieren möchte, sondern in einer besonneneren Art als sein Vorgänger auf eine gegenseitge Reduzierung des Nukleararsenals drängt, muss man nicht gleich die olle Kamelle von russischen Hackern wieder ausgraben.
Und dass die NATO mindestens so obsolet ist wie der Warschauer Pakt, sollte einem spätestens aufgegangen sein als sich die Wasser der Nordatlantik bis an die Türkei heranwuschen.
Aber wie gesagt, bisher ist es nur das Wort eines Politikers, das sich immer noch leicht durch die Verleihung eines Friedensnobelpreises korrumpieren lässt. Oder es ist wieder mal irgendwas mit der Geburtsurkunde nicht in Ordnung.
Ich glaube ja, dass die Menschen in Detroit auch noch ganz andere Sachen als nur Autos produzieren könnten, vielleicht sogar I-Phones oder Nike-Schuhe. Und vielleicht gibt es gar die Möglichkeit, dass man sich in amerikanischen Knästen umschulen lassen kann. Dann bekäme selbst ein Herr Winterkorn seinen Kopf wieder etwas frei.
Auf jeden Fall ist der white noise des white trash derzeit wesentlich unterhaltsamer als das öde Widerkäuen einer Tagesschau, wo man hinterher immer noch verdutzt ist, dass keine Heinzelmännchen mehr vorkommen.
einemaria am 17. Januar 17
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