Die östrogenetische Behandlung meines Mannes
Mein Mann ist vermutlich garnicht so dumm wie er sich gibt. Ich vermute, es ist eine männliche Strategie, die in der Kohl-Ära so richtig durchgeschlagen ist."Sorry Schatz, das hätte ich nicht gedacht." oder "Ach, das wußte ich nicht.". Und schon ist er raus aus dem Schlimmsten. Aber mit dieser Tour wird er nicht gewinnen. Sie macht ihn innerlich auch etwas zu selbstsicher und betriebsblind. Ein Mann, es sei denn, er ist in einer Todeszelle isoliert, benötigt Erziehung bis zum Tod.
Es gibt selbstverständlich auch männliche Einzeller, aber nur wenige davon sind auch Korbblütler. Letztere sind hübsch anzusehen, aber Sprache ist mit denen nicht zu machen. Meiner ist nicht nur sprachlich minderbemittelt, er ist auch nicht hübsch anzusehen. Ich hab ihn hald relativ einfach bekommen. Ein Sonderangebot sozusagen. Bei denen frägt man in Anbetracht des Preises auch nicht gleich nach der Qualität.
Abendunterhaltung mit Einzellern, das läuft einfach nicht. Ist ja schon absurd genug, wenn Singularitäten einen Plural bilden. Da muss die Ehe schon Abermillionen von Jahren halten, dass sich aus so einem einzelligem Partner ein Mund bildet, der auch zu einem Gute-Nacht-Küsschen fähig wäre.

Aber endlich habe ich meinen Mann dazu gebracht, dass er Geschmack am Hendlhaus gefunden hat. Jeden Sonntag geht er nun hin, wenn es heisst: all you can eat für schlappe 15 Ocken. Nu, da is er dann gut aufgehoben für den halben Tag, ich habe meine Ruhe und er wird mit Östrogenhendl gemästet. Er bekommt da mit dem Hendl so viel weibliches Hormon verabreicht, dass er irgendwann so wird wie ich. Eine männliche Frau mit Schwanz, nur unterwürfig und auf mich angewiesen, weil Östrogen auf die Denkfähigkeit meines Mannes vermutlich keinen Einfluss hat. Vielleicht gibt es ein wenig Streit um die Waschmaschine und dass das Bad ständig besetzt ist. Aber, kein Stehpinkeln mehr und seinerseits ein bisschen mehr ein Auge auf seine Gepflegtheit und die Sauberkeit ganz allgemein.
Du bist, was du isst. Im Falle meines Mannes also theoretisch Hendl, weil es aber aus dem Hendlhaus kommt, praktisch ein aus östrogenangereichertem Fischmehl bestehendes Kraftfutter. So mutiert er vermutlich nun zu einer glitschigen Frau, halb Frau, halb Fisch. Das wird den Streit ums Badezimmer nicht gerade entschärfen. Aber nur mit Billighendl klappt mein Plan.

Einen Versuch ist es wert. Wenngleich es das ein oder andere dabei zu bedenken gab. So wollte mein Mann kürzlich aufhören zu rauchen, was ich ihm ausdrücklich verboten habe. Ich will das nicht! So riecht er nun weiterhin nach Rauch statt nach ekelhaftem Hendl. Kinder wollen wir glücklicherweise eh nicht, damit muss ich da nicht auf seinen Hormonhaushalt Rücksicht nehmen. Aber sollte mal die EU auf die Idee kommen, Hormone im Essen zu verbieten, dann ist mein Plan im Arsch und mein Mann vielleicht erst eine halbe Frau. Na, immerhin. Solange ein Tier auf meiner Couch sitzt, wird es auch weiterhin Versuche geben.


der imperialist am 03.Dez 14  |  Permalink
Hahaha. Ziemlich lustig, wenn man nicht ihr Mann ist, und nur mit ihm mitfühlt. Das gute ist, das ein Hendl trotz Tragflächen link und rechts auch nicht ausfliegen kann.

einemaria am 05.Dez 14  |  Permalink
Ja danke,
dass sie die latente Flugunfähigkeit erwähnen, die wesentlicher Bestandteil jeden guten Ehemannes ist. Ein Partner der abhebt, naja ...
eine Erzählung von Käptn Peng.

Und wenn er erstmal Hendl ist, wird er hierfür auch den nötigen Humor aufbringen ;-)

einemaria am 08.Dez 14  |  Permalink
"Zudem
kennen Sie meinen Mann nicht. Bei seiner Lebensweise fällt so eine Hendl-Kur eigentlich garnicht ins Gewicht. Er war mal mein Schwager, jetzt ist er mein Ehemann. Das war, nicht nur bei den Indianern, in alten Kulturen so gang und gäbe, dass man sich im Falle des Todes seines Bruders um dessen Witwe kümmert. Im Falle meines Ex-Schwagers allerdings war ja auch die Stelle der eigenen Frau vakant. Vermutlich habe ich ihn aber geheiratet, dass dieses Schwager-Ding endlich aus der Welt ist. Von der Rente seines Bruders, also meines verstorbenen Mannes, hätte ich ganz gut alleine leben können. So muss ich sie nun teilen mit meinem Ex-Schwager, jetzt Ehemann."

Er lehnt sich massig nach vorne, seine Hand auf ihrem sindeldürren Beinchen: "Ich bestreite meinen Lebensunterhalt, indem ich meine ältere Schwägerin bis zu ihrem Lebensende ficke. Ich lebe sozusagen von der Rente meines Schwagers, von all seinen monatlichen Rentenbeiträgen, für die er so hart im Betonwerk geschuftet hat. Ich lebe somit, Frau und Erbe zusammengenommen, vom Lebenswerk meines Schwagers. So falsch kann das nicht sein, denn auf die Art und Weise habe ich zumindest schon mal ihn und seine Zementlunge überlebt."

Sie lächelt und umfasst seinen Unterarm. "Sie hat jetzt endlich den jüngeren Bruder und ich muss mir nicht mit knapp 50 noch ne Ausbildung überlegen." Jetzt lächelt auch er. "Wären die Frauen an der Macht, hätten wir immer Krieg. Wir würden den Krieg aber garnicht bemerken, sondern denken, wir wären selber schuld."