Do sans,
de Vattern, in frisch gebügelten Lederhosen. Der Vatertag revoltiert, das verbotene Bier im öffentlichen Verkehr verstohlen hinter den aufgeweichten Hüftknochen. Humpahumpatätarä, sind wir heute mal locker. Den Dienstausweis haben wir zuhause gelassen und tun, was wir eigentlich jeden Tag gern tun würden. Vatertag? Eigentlich der Tag des männlichen Tieres - Rüdenausgang.

Irgendwie paßt mein kolabierender Lungenflügel nicht in das allgemeine Erscheinungsbild. Bin ja auch kein Vater, sondern ein Mann; allerdings ein Mann mit Lust auf Bier auf dem Weg zur Arbeit. Auf dem Weg ...
aber noch nicht angekommen, baut sich vor mir eine Mauer der Überwindung auf, eine Unlustgrenze. Von unsichtbarer Hand wird Stacheldraht ausgeworfen, so messerscharf wie die Abgabenpolitik eines Staates ohne Staatsvertrag - der ähnlich dem Generationsvertrag von mir auch niemals gegengezeichnet worden wäre.

Die Schlagzeilen der unitären Presse bepflastern meinen Weg. Die Grünen stemmen eine Kulturabgabe gegen die Kirchenaustritte, die Polizeifestspiele blockuppieren das Frankfurter Bankenviertel, Verena Becker sagt mal ganz deutlich, daß der Verfassungsschutz keine Alt-Nazis niedermetzelt und wer nicht mehr zahlen kann, wie Griechenland, bekommt auch keinen Stehplatz im Gesindelhaus.

Die Steine vom Pflaster Strand haben sich dank der magischen Schwerkraft wieder alle auf dem Trottoir versammelt. Und dank der parlamentarisierten Piraten ufert nun auch nichts mehr aus - der neue Tellerrand zeigt sich in nervenschonendem Krankenhaus-Orange.

Revolution? Nicht die Bohne unter dem Futton, den wir einrollen, wenn wir aufstehen. Nicht um in die Arbeit zu gehen. Ein Wecker, der auch mal länger klingeln dürfte, wenn es denn wirklich ums Aufwachen ginge und nicht ums Einschlafen. Ein Traum, der auch mal tagsüber stattfinden dürfte in unserem Leben, das wir bei Fahrtbeginn entwerten. Es wäre, rein rechtlich, Zeit für Frühling und zwanzig Blumen.


jean stubenzweig am 19.Mai 12  |  Permalink
Das klingt
nach dem Weg als dem Ziel des Bieres. Väng ruhsch wäre weicher, nicht so hart wie ein Futton, gehärtet von Beschleunigern aus schlechten, edelweißen Gedanken. Großvatertag! Hören Sie doch einfach auf zu arbeiten. Das macht nicht nur einen krummen Rücken, sondern auch ebensolche Gedanken. Sie müssen schlicht älter werden und aus der Staatskirche austreten. À votre sainté.

einemaria am 20.Mai 12  |  Permalink
Voila - wahre Worte a.D.
Man sollte nicht buckeln bis der Rücken so krumm, daß dann nichts anderes mehr geht. Es handelt sich im Grunde auch nur an eine wiederinstallierte Replik aus älteren Tagen.
Ein jener Drei-Jobs-Proletarier hat mich auf die Idee gebracht. "Ich werde Privatier." Das zahlt sich auch viel besser und das Arbeitsklima ist ... entspannt. Ganz und gar läßt sich die Infektion allerdings nicht kurieren, denn die Taufe der Staatskirche ist irreversibel. Allerdings glaube ich, zwischen den Zeilen, eine Geld-Zurück-Garantie gesehen zu haben. Darauf poche ich bis das Fleisch - nicht meines - weich ist. À notre sainté.

einemaria am 20.Mai 12  |  Permalink
PS