Bangkok -Rangoon - eine Stunde Flug, zwei Welten. 15 Minuten Zeitunterschied! Da moechte man fast meinen, dass die Rebellen an der Landesgrenze extra dafuer geschaffen wurden, diesen Zustand zu halten. Das eine ein Land der Illusionen, das andere auch, aber eben einer anderen Traumwelt, der Desillusionierung zugehoerig.
An dieser Stelle ein grosses Lob an die Myanmar Air International (MAI). Wenn es heisst: Reihe 15-38 zum Boarding, dann wird das auch mit eiserner Hand durchgesetzt. Keine Chance den fetten Front-Row-Schbacken, die anschliessend den Gang versperren. Auch die Vorfuehrung des Sicherheitsspektakels ist ganz grosses Kino; alles live und im Orginalton gesprochen, die Stewardessen im Dresscode Neon, so perfekt, dass man beim Anblick der Schwimmwestenvorfuehrung an Synchronschwimmen im Trockendeck denken muss.
Auf der beruehmt beruechtigten Startbahn von BGK schlagen die unwuchtigen Reifen der MAI so durch, dass man die Luftloecher schon am Boden vermutet. Die Stunde Verzoegerung beim Anflug wegen Bodennebels, hielt ich anfangs fuer eine billige Ausrede. Nach den Erfahrungen im Smogkanal (Link folgt), ist mir nun doch klar, was damit gemeint ist.
So landen wir erst um 22 Uhr direkt im Herzen des
Rangoon Delta Blues. Dank der kolonialen Fassaden im Zentrum erinnert es mich an Angkor Wat, das nachts auch nur von Ratten besiedelt wird. Ein paar schlafende Rikschafahrer und streunende Hunde beleben das Stadtbild. Um sich dieser Negation von Leben ein wenig anzunaehern, suchen wir noch den letzten offenen Strassenverkauf, der ausser E-Coli eigentlich nur Reis und Tee im Angebot hat. Und so geniessen wir das ausklingende Nichts auf Plastikstuehlen, die ein deutscher Kindergarten gestiftet haben muss - warum nicht gleich am Boden? Das muss eine burmesische Din-Norm sein, dass drunter noch eine ausgewachsene Ratte hindurchfindet.
Wenn Kakerlaken singen koennten; die Welt waere eine bessere.
Fuer 20$ ein Hostelzimmer mit Fenster waere hier zuviel erwartet. Manchmal ist keines aber auch besser und weniger mehr. Ansonsten bringt auch die Nacht nichts Neues. Ein schnarchender Nachbar im Gerassel der Aircondition und - wer dies fuer eine chinesische Folter haelt, kennt die Melodien Asiens nicht - tropfende Wasserhaehne.
Ob noch Alptraum oder das frueher als ich erwachte Strassenleben. Wichtig ist, dass es weh tut, das Hupen, Rattern, Hupen, Quietschen und Hupen unterlegt vom morgendlichen Gebruell und der unverwechselbaren Duftnote Suedostasiens "frittiertes Palmoel in Diesel".
Mein vom Nachtschweiss angeschleimter Koerper mit seiner Magnetwirkung auf Schmutz und Smog rollt sich aus dem Bett in das klebrige Dasein dieser Stadt - endlich Urlaub.
Ich trete auf die Strand Road, um beim Versuch, bei einer Zigarette frische Luft zu schnappen, nicht in den einzigen aus dem BRIC-Staat Indien importierten Teil der Moderne, die halboffene Kanalisation, zu fallen.
Carpe diem - Good Morning Burma.