Tief lagert das Virus ...
... in vielen von uns. In uns, die wir schmutzig und schlecht sind. Man könnte die Welt aufteilen in Verlierer und Gewinner, in Vergewaltiger und Vergewaltigte, in Mißbraucher und Mißbrauchte. Wer steht in Stuttgart 21 vor dem Wasserwerfer und wer sitzt hinter der Steuerkonsole?
Auf der einen Seite die Wut und Verzweiflung, und auf der anderen Seite, den Rücken zugewandt, der Abspritzer, das Schwein in seiner satten matten Ruhe, in seiner friedvollen Entleerung.
Uns aber fehlt das Quäntchen oder mehr.
Wie gesagt: Nach der Theorie des Buddhismus dürften eigentlich nur noch die echten Arschlöcher unter uns Fleischlichen weilen. Ich bin eine gute Bombe. Ich flehe darum, entschärft zu werden, bevor es mit mir rumms geht. Besser für ich und besser für meine Streuzone.
Auf des Messers Schneide wandeln, mit dem Speedboat die Dhonau abwärts. Jungs, mit euch würd ich mal gern Schlittenfahen gehen. Laufen muss er euch, der Schweiß, der Angst, der euch auffrisst. Denn ... ich bin die gute Bombe und der Schatten ... ich bin der psychische Wirbelwind, das Atlantiktief, das euch erdrückt, ich bin die lebenslängliche Bedrohung. Ich bin die Mehrheit der Minderheit. Ich bin der Ficker der Gefickten, ich bin der Enkel jener Trümmerfrauen, ich bin der reziproke Hebel der Sozialkürzungen. Ich bin ein Ausschneidertypus, aber sehr geehrte Damen und Herren, ich bin auch ein Mitnehmer, ein Sammelsurium ;-)


dhonau am 22.Dez 10  |  Permalink
re-
spekt! wenn Sie noch jünger brauchen, zum beispiel einen täufer (an der dhonau), würde ich mich nicht (blöd) anstellen.

lalol am 22.Dez 10  |  Permalink
Wirft der Fischer seine Netze aus?
"Ja! eine Sonne ist der Mensch, allsehend, allverklärend, wenn er liebt, und liebt er nicht, so ist er eine dunkle Wohnung, wo ein rauchend Lämpchen brennt.[...]
Friedrich Hölderlin aus Hyperion

Lieben muss man(n) wollen.

dhonau am 22.Dez 10  |  Permalink
welcher
fischer? welche netze? lieben?
hyperion ist sowohl ein großartiger, wie zugleich unerträglicher text in der hohen tonlage nur geschrieben. so erscheint diese interessante stelle implizit gegen den text selber gerichtet zu sein. hartemaria, was meinen Sie?

lalol am 23.Dez 10  |  Permalink
mea culpa
hab nicht abgewartet, bis einemaria dhonau antwortet.
Gute Texte erzeugen Schwingungen in mir, bei diesem hatte ich das Bedürfnis mit voller Kraft gegenzusteuern.
Also hab ich Fischer gegen Fischer gesetzt.
Den Text gegen Christus.

Oder, ein weiteres Zitat(im üben der ( Selbst)liebe):
" Umarme deinen Schatten, wie dich selbst"
Das war in meinen Gedanken.

Hyperion beschreibt die innere Schlachtfelder.
Schreibt aber auch von Geistes- und Herzensschönheit.
Hier konnte ich nicht widerstehen, seinen O-Ton mal einzusetzen :)

dhonau am 23.Dez 10  |  Permalink
"Hyperion beschreibt die innere Schlachtfelder" – finde, das eine sehr schöne zutreffende notiz. ich habe einen besonderen nichtbezug-bezug zu hyperion. habe schon in meiner lang anhaltenden jugend andauernd laut (allein) aus dem hyperion rezitiert, ohne den text zu verstehen oder verstehen zu wollen. ich habe das so oft getan, bis ich der eigenen (juvenilen) großartigkeit überdrüssig war. wer sprachverliebt + obendrein noch (im grunde schwachbrüstig) selbstverliebt ist, ist von solchen texten naturgemäß angezogen. hölderlin ist ohne zweifel ein großartiger dichter und zudem geboren in der stadt, in der ich abitur gemacht habe und in der meine familie noch heute zu hause ist. um einen robusten zugang zu haben zum "hohen dichter" gibt es kaum eine bessere formel wie "innere schlachtfelder".
mit der sprache ist es wie mit einem schönen mensch: sobald er in diesem bewußtsein unterwegs ist, droht die schönheit fade zu werden. (das gilt sicher nicht für die sprache von hölderlin, da ist er vermutlich zu radikal)

einemaria am 23.Dez 10  |  Permalink
Tja,
wenn man so etwas sagt oder schreibt, muss man wohl dahinter stehen bleiben, muß es beschützen, und darf nicht einfach mal 8 Stunden in die Arbeit verschwinden. Schon ist er übernommen der Text. Schon wird Hölderlins Hyperion (nie gelesen) über ihn geschüttet. Schon wird der Text besudelt von Deutung.
Danke aber. Erst ein bekleckerter Text hat eigenes Leben.

einemaria am 23.Dez 10  |  Permalink
Also ...
kein Hölderlin und keine Fischer. Sondern die Gesänge des Malodor und das Futuristische Manifest von Marinetti. Ist schon ein paar Wochen alt die Idee, also nicht zu privat lalolen ;) "... ein herzlich Lächeln zu erbeuten, wie ich mich hingab für einen Schatten von Liebe, wie ich mich wegwarf."

einemaria am 23.Dez 10  |  Permalink
anbei zum inneren Schlachtfeld
ein mir bekanntes Gedicht:

Heere der Erkenntnis schlagen ihre Schlachten,
auf den Feldern der Einsamkeit,
und ihre Leichen,
düngen das Bodenlose.

Marry Christmas and the Happy Pranksters

dhonau am 23.Dez 10  |  Permalink
vielen dank!

die gesänge des maldoror habe ich in meinem bücherschrank, ebenso wie den hyperion habe ich das buch nicht gelesen etwa wie einen roman, sondern daraus laut gelesen für mich allein. aber lassen wir das. sonst gehst du nicht mehr aus dem haus ... ;)

schöne weihnachtsfeiertage

ps: mein manifest übrigens war von walter serner "die letzte lockerung"

lalol am 28.Dez 10  |  Permalink
Auch...
...eines der vielen innern Schlachtfelder.
Viren breiten sich in meinem Körper aus.
Eine wilde Meute rast durch meine Blutbahn. Lagert gleich Saufkumpanen in meinen Gedärmen.
Des nachts wachsen sie zu Titanen(ach wär doch auch etwas göttliches in ihnen)über mich hinaus und reißen ihre riesigen doppelzahnigen Haifischgebisse auf.
Da steht es nun auf wackligen Beinen, mein- lieben muss man wollen-welch zarter Hauch.
Das war nicht das Finale, ein weit größerer Kampf wird kommen. Wie soll ich mich rüsten?
Danke für die weihnachtliche Lektüre, werde sie mir in meiner Rekonvaleszenz zu Gemüte führen.
Hab eine schöne Zeit zwischen den Jahren