Luang Prabang - ein Falang auf Abwegen - Mai 09
LUANG PRABANG - mir fehlen die Worte. Da war Vientiane literarisch noch einfach. Es waren zwar nur 24 verregnete Stunden; die dafuer um so aussagekraeftiger. Abends noch einen heben mit einem deutschen Studentenpaerchen, anschliessend aber noch bis 2 Uhr morgens einen satten Kontrapunkt gesetzt mit einem gemischtem Saufgelage vor dem Hotel. Das macht die Tropen doch immer noch etwas tropischer - nicht wahr, Silke und Peter - und es haemmert sich mal so richtig ins Gedaechtnis. Von dem verbalen Erbrechen meines australischen Buskollegen ist dann zwar nur die Haelfte zu mir durchgedrungen, aber selbst die war es nicht wert noch etwaige Gehirnzellen zu riskieren. Da lasse ich dann mal lieber meine schmerzende Hirnschale auf dem Vordersitz ruhen und von Zeit zu Zeit mal so richtig auf die Halterung knallen. Theorien zu Schlaegen auf den Vorderkopf sind mir bisher wenige zu Ohren gekommen, ich halte sie allerdings fuer ebenso essentiel im Urlaub wie die Malaria Tropica.
Dass ich mit Laos in unbekannten Gewaessern segle musste ich spaetestens bei Fahrtende in Luang Prabang feststellen. Der Charakter eines Ortes spiegelt sich wohl in nichts so deutlich wie in der ansaessigen Schlepperszene. In Santiago de Cuba sitzen sie schon mit im Bus. Luang Prabang ist davon nicht mehr weit entfernt. The Reason is:
Die Partyszene bleibt zumeist schon auf dem Weg in Vieng Vang haengen. Der Rest, und das sind verrentete Pauschaltouristen und 30jaehrige, die sich auf schnellstem Weg dazu hinentwickeln. Von den genussorientierten Englaendern mal abgesehen bestehen diese vorwiegend aus Australier und Hollaender, die eben mal ihr Leben veraendern wollen (seit 5 Jahren Vegetarier, seit zwei Jahren unregelmaessig buddhistische Meditation und vom Hobby her gehen 90% Richtung Fotografie.
Der klassische Ablauf in Luang Prabang besteht aus einem Hoehlen- oder Wasserfallbesuch. Dem schliesst sich an, eine ein oder zwei Tagestour mit 15 Minuten Elefant, 1 Stunde Fahrrad plus Begleitfahrzeug und 2 Stunden wandern. Auf dieser Individualtour hat man dann noch die einmalige Gelegenheit ein bisher unentdecktes Eingeborenendorf zu erkunden. Das ganze kostet dann 90 Euro, weil Oeko-Tourismus. Weil das auch noch im Lonley Planet steht, finden es alle ganz wunderbar und wuenschen sich, dass sie weltweit doch so viel zahlen koennten. Klar, was nichts kostet ist nichts wert. Und kroenender Abschluss ist das grosse Treffen der Weit- und Fernwinkelobjektive auf dem Klosterberg zum Sonnenuntergang. Einfach mal reinschauen bei Youtube, da muss man dann nicht vorher zwei Euro Eintritt zahlen und ist anschliessend dann nicht enttaeuscht, dass die Sonne eben wie in Indien schon ne Stunde vorher im Smog ueber der braunen Bruehe des Mekong sich verklaert.
Eine 4-stuendige Fahrradtour kostet uebrigens 42 USDollar. Wir wissen warum. Von den Katalogtouren, die in jeder Agency angeboten werden, abgesehen, gibt es ... nichts. Schien mir uebrigens so aehnlich in Bangkok, deren aussergewoehnlichste Abenteuertour "Rise of the Gibbon" (landesweit zu buchen) darin besteht, dass man an Stahlseilen durch den Urwald gleitet.
Der Kung Si Wasserfall ist ohne Zweifel der beste Deal. Kostet 3 Euro Anfahrt und zwei Euro Eintritt. Also ungefaehr etwas mehr als unsere Freibaeder. Samstags hat er dann auch den gleichen Charme wie unsere Freibaeder Samstags, naemlich so gut wie keinen.
Weil ich euch heute meinen gesamten Abend geopfert habe, habt ihr mir vermutlich das Leben gerettet, denn der eigentlich Plan war, mich mal an gegrillter Ratte oder gekochtem Frosch zu vergehen. Jetzt bleibt mir nur noch das, was auch alle Einheimischen um die Uhrzeit machen. Schnell noch ein Bier Lao besorgen! Gute Nacht Deutschland und moege der ewige Fruehling mit euch sein.

Euer Chaos in Laos