Sonntag, 20. März 2011
Todesursache Betriebsstörung
Wo kommt die Frau von Kain her? Mit wem hat es Kain getan und wie ging es seinen Kindern? Mussten sie sich alle ihre Frauen aus den Rippen reißen? Versuch einer Antwort. Eine andere Engstelle der moralischen Fortpflanzung war Noah. Als einzig Überlebender mit seiner Frau Naamah war für ihre Kinder Inzucht - in ihrer direktesten Form - der ultimative Ausweg.

So wird uns also unsere Vergangenheit vermittelt. Da können wir in etwa einordnen, was uns heutzutage so erzählt wird. Wenn wir es so oft schon durchs Nadelöhr geschafft haben, was sollen uns da Supergaus und Meteoriten noch schrecken?

Die heutige Informationspolitik folgt der zweitausendjährigen christlich-gesinnten Champignon-Theorie: Immer im Dunklen halten, möglichst viel Scheiße drüber. Sobald aber die Köpfe rausschauen, ab damit!



Von Zukunft will lieber keiner sprechen, denn hierzu gehören auch Utopien - sowie der Glaube an die eigene Handlungsfähigkeit. Und der scheint uns abhandengekommen zu sein.

Das fängt an bei der Betriebsstörung, wie der Personenschaden jetzt heißt. Wir sollen nicht damit konfrontiert werden, daß sich jemand das Leben genommen hat. In Tunesien hat sich so die Revolution an der Selbstverbrennung eines Marktverkäufers entzündet. Ein vom Zug zermalener Körper ist natürlich nicht so symbolträchtig.



Die Tatsachenverdrehung hört aber nicht auf an den Stränden der Cayman-Inseln, deren Bankwesen nicht Caymanischen Ursprungs, sondern noch heute im Besitz der Länder (zB BRD) ist, die dreist behaupten, das Bankgeheimnis sei nicht zu brechen. Das Aufklärungspotential reicht bis zur medialen Blutgrätsche, mit der Japan den Nordafrikanern in den Schritt fährt; wo nun doch gebrochen ist, was nicht zu brechen war. Ich erblicke keine vom Säuseln der Bundeskanzlerin betriebenen Windräder am Horizont, sondern sehe im Kiotoprotokoll die fabelhafte Gelegenheit mit Luft zu handeln. Wann wird das mit Windrichtungen geschehen?

Die horrende Manipulation der Massen ist nötig, um horrende Zustände auszublenden. Und es ist unsere Dummheit, wenn wir das uns zu Füßen liegende Geschenk, unser Dasein, nicht selbst in die Hand nehmen. Das Paradies hat einen Sprung und wir lassen uns durchkneten in unserer komatösen Hingabebereitschaft. Wir kleben am Schüsselrand wie krustiger alter Teig, der gerne auch Kuchen geworden wäre. Da spielt die Duldungsstarre einer Hündin in einer moralisch höheren Liga als das tagesaktuelle Gejammer.
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After-Baby-Body

Ein Sonntagmorgen, stahlblau maskulin. Ich stelle fest, daß meine Finger älter werden. Hoffentlich reissen sie mich da nicht mit hinein, in den Höllenschlund des Verfalls.

Ich behaupte mal, daß eine Antifaltencreme nicht etwa die Haut neu spannt, sondern die Rillen und Einbuchtungen ausfüllt, als wenn die Außenmauern neu verputzt würden. Die Creme bildet einerseits eine Schutzschicht, daß Moder und Pilze im Gemäuer bleiben und nicht mehr nach außen dringen können.

Andererseits blasen selbst die Spitzenprodukte des Faltenkrieges Ihren Körper auf wie einen Kugelfisch. Da hilft es genau so gut, sich mit Dampfkost und Steroiden vollzupumpen. Uns scheint dieses Prinzip anzusprechen, so wir es auch bei Luftballons, Geschlechtsteilen und Geschichten beobachten können.

Sie kennen diese Gesichter unter blond ondluierten Hauben, mit diesem Fettschimmer. Gesichter, die aussehen wie eine aufgeblasene Billigkerze, deren Wachshaut sich so straff über die darunterliegenden Fettpolster spannt, als würde sie jeden Moment splittern. Perückte Porzellangesichter.

Ähnliches gilt für Deos. Wir könnten uns auch täglich neu lackieren - oberflächenversiegeln. Wir basteln aus tiermedizinisch geprüften Lotions und Pflegeprodukten die Betonwanne unserer eigenen Mülldeponie.

Da lobe ich mir die Ehrlichkeit des Transhumanismus, der nicht versucht, das Rad der Zeit ein- und auszubremsen. Man muss nicht in den Organhandel verstrickt sein, um sich als Ersatzteillager zu begreifen. Vielleicht würde der Gedanke vom Zweitkörper auch den deutschen Fortpflanzungsgedanken wieder ankurbeln.

Der Geburtshelfer unserer Lust alles aufzublasen, ist unsere Lust, alles erst einmal austrocknen zu lassen. Wir dekonstruieren unseren Körper, um ihn dann wieder neu zu schaffen. Da wäre es nur konsequent, nun auch unseren ausgetrockneten Planeten mal so richtig prall aufzupumpen. Wir hätten augenblicklich eine wesentlich angenehmere Bevölkerungsdichte. Die tektonischen Spannungen wären Vergangenheit und auch die vulkanischen Pickel nicht mehr nötig. Leider wären wir flach wie eine Flunder-3D, also kein Alpinsport mehr. Man kann nicht alles haben - es sei denn, man ist eine Grazie.
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Mittwoch, 16. März 2011
Die Welt als open source 2.0
Ich möchte den Text gleich nochmal schreiben. Mich selbst abkupfern, ganz ohne Angabe von Textstellen, wenn ich auf der Freidenker-Seite die Lobrede auf die Moral im Hochschulwesen lese. Wie es in der Natur der Sache liegt, verteidigt er sich ein Verteidigungsminister. Das muss eine Berufskrankheit sein, denn es wäre aus meiner Sicht nicht nötig gewesen.
Es gibt so einiges, was ich dem Herrn Guttenb. zu Schlechte halten würde. Seine Doktorarbeit nicht. Denn diese besitzt für mich eine Art Open-Source-Charakter. Ich glaube, sie ist dem gleichem Gedanken entsprungen wie die nordafrikanische Renaissance ad momentum.

Die Welt ist open source. Was soll denn da frei gedacht werden, wenn jeder Gedanke ein Copyright erhält. Ich darf mal verwegen anmerken, daß man von mir aus gerne den materiellen Besitz mitsamt dem geistigen Eigentum auf die Müllhalde der missratenen letzten 20.000 Jahre schmeißen könnte. Letzteres hat für mich dort schon seinen Stammplatz gefunden.

Schauen wir nicht rachsüchtig zurück und denken nicht nur an uns. Denken wir an zukünftige Generationen, von denen sich keiner mehr wegen schlechten Noten an den nächsten Baum hängen muss, wenn er abschreiben kann, was das Zeug hält. Endlich der ganze Druck weg und bei den Pisa-Studien mit den eigenen Meßergebnissen mal ganz vorne liegen. Nicht an Altem festhalten. Sich der Monotonie der Zeitachse fügen und mal in den Urlaub fahren, sich mal selbst einen Kuchen backen.

Ein klares Out und short wegen Karrieregeilheit und einer Visage wie ein Feuerlöscher. Aber ein volles Go für die Idee des Sampelns und Remixens. Denn wenn ich es mir so recht überlege, brauchen wir keine neuen Lösungen, sondern einfach mal die Umsetzung der alten.
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Und dann is es so weit ...
es ist weg und ich bekomme das Gefühl, das Handy hätte mich verloren. Hoffentlich sucht es mich - wie ein Tamagotschi mit Beinen.
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Montag, 14. März 2011
Erster Versuch an die Grazien
Es ist noch nicht einmal Sommer und doch kann ich sie schon spüren, die Erhöhung des Augeninnendrucks. Sie würden am liebsten Beine bekommen, die Äuglein, und den ganzen Tag den süssen Verführungen selbst hinterherstiefeln. Ich vermute, daß das Sehfeld vom reinen Es und nur von ihm beherrscht wird. Oh je, diese Beine, diese tiefergelegte Versuchung. Da fällt es schwer, sich auf seinen eigenen Weg zu konzentrieren. Wie in ein schwarzes Loch wird der Blick hineingezogen und folgt der Seidenstrasse ins Glück.



Mit Sicherheit bin ich voreingenommen, wenn ich euch meinen Respekt zolle, die ihr selbst unter dem Gefrierpunkt unserem Blick eure heiligen Knie schenkt. Das macht mich zu eurem treuen Diener - stets bereit euren Gliedmassen Wärme und Obdach zu bieten. Wie sehr gehören eure Fesseln zu euch, doch wie sehr würde ich euch von euren Fesseln befreien - nicht um mich an ihre Stelle zu setzen.

Es ist der Herdentrieb, den ihr durch kleine Bewegungen eurer Beine am laufen haltet und kontrolliert. Es ist diese alles durchsetzende Bedingungslosigkeit, die uns erfüllt beim Anblick eurer schwebenden Körper. Call me cheap, but I fall for it. Ein leichtes Anwinkeln der Kniekehle und mein Wille sackt in sich zusammen, ich treibe hilflos auf den Wellen. Es ist die Sprachlosigkeit, die uns unfähig macht, mehr daraus zu machen.

Innere Werte ... lieber nicht. Fällt für mich in die gleiche Kategorie wie geistiges Eigentum. It's of no importance - zumindest im Moment des Verfallens. Der Blickfang ist hypnotisch - nicht geistig, rein körperlich, chemisch. Es ist die Verwirklichung des Paradieses im Moment, der Wunsch - der ja bekanntlich mehr zählt als seine Erfüllung. Danke.
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Mittwoch, 9. März 2011
Lieber Dschihad,
muß mans echt auf die religiöse Schiene ziehen. Mal schnell drei Hochhäuser runterreissen und nebenher auch noch den Andersgläubigen, im Herzen aber doch den Atheisten, kräftig eins überbraten. Was jetzt?
Gehts um die Regierung, die nicht nur euch, sondern auch seine eigenen Bürger angreift, oder gehts um einmal Rundumschlag?

Lieber Dschihad, mit großen Augen habe ich deine Ruhmestaten verfolgt. Mein großer Bruder hat immer gesagt, daß ihr, die Terroristen und der Staat, doch eigentlich nur zwei Fußballmannschaften seid, die ohne einander garnicht existieren könnten. Ihr steckt doch nicht alle unter einer Decke?

Lieber Dschihad, schenk mir ein viertes Hochhaus zu Weihnachten ... und nicht wieder so eine mickrige Kirche in Ägypten. Schenk ihn mir wieder, den Glauben, den Wiedernanschluss an den Dualismus des kalten Krieges. Schenk sie mir wieder die zwei Seiten, die mich runterdimensionieren auf das Fleckchen Bürger, das ich darstelle. Denn aus deinem Dualismus, den zwei Augen unserer öffentlichen Gesellschaft, aus ARD und ZDF, mache ich mir meine Welt 3D.

Lieber Dschihad, gib mir die Ahnungslosigkeit zurück, das Nicht-Wissen, den Glauben an das Gute, weil es das Böse gibt. Kein Lohn ohne Steuer, keine Heirat ohne Scheidung, kein Staat ohne Terror. Oder anders gesagt: (TEXT-Disclaimer: This is public art. Do not follow it as guidelines. Peace is the guideline and love the principle. Leg keine Bomben und leg dich nicht mit dem Staat an. Der hat das Gewaltmonopol, mehr Erfahrung und die besseren Waffen.)
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Dienstag, 8. März 2011
Schwarzer März, hartes Leben
Denn was ist es denn das Leben?
Ich persönlich stufe das Leben ja als besonders gefährlich ein. Eine einzige Flucht aus der Depression, eine Aneinanderreihung von tödlichen Situationen und eine Schnapsbrennerei ohne Ausgang. Sich ständig reemotionalisieren: alloplastisch sich selbst an das jeden Moment Andere angleichen. Die Gefühle synchronisieren. Frustrationen augleichen wie Löcher im Straßenbelag. Mittagsschläfchen halten bei einem Puls von 180. Da wüncht man sich Betablocker für den Alltag. Wenn die Gedankengägne zirkulär werden, sich im Kreis drehen wie ein Besoffener und die Spirale der Angst keine neuen Gedanken gebären läßt. Das ist die kleine Zelle, 1,80 mal 80, in die wir uns selbst sperren. Wärter und Gefangene, die wir sind - Selbstjustiz im engsten Sinne, die die Sharia zur Befreiungsbewegung macht.

So, auf auf in das häßliche Leben.
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Montag, 28. Februar 2011
Ceterum censeo Carthaginem defendam esse
Noch durchfroren bis auf die Knochen vom sizilianischem Jahrhundertwinter ist mir nun klar wie Europa auf die nordafrikanische Katastrophe reagiert. Mit Wetterkrieg. Legt Sizilien in Schnee und die Flüchtlingsmassen werden an den Stränden erfrieren.

Hoffentlich hat sich da niemand verrechnet und das Mittelmeer friert gänzlich zu. Abertausende von Maghrebinerinnen, Berbern und Karthagern erobern auf Schlittschuhen erneut den Süden Europas. Herrje, schickt die Schweizer Garde an die Küsten - nicht nur des Glaubens wegen, sondern zur Kontrolle der Geld-, Gold- und Ölflüsse.

Da ist die Mittelmeerpolitik mal richtig aus dem Ruder gelaufen. Erst noch best friends mit Exterroristen a la Lockerbie und dann langsam ausschleichen? Erst noch Al-Quaida und Islamisierung brüllen, den Demokratieamateure die Grundrechte absprechen, und dann schnell die Vermögen einfrieren - ich vermute für die zukünftigen Schuldenrückzahlungen der neuen Regime.

Warum geht es schon wieder um die Konten in der Schweiz? In einem europäischem Land, das wir nicht dazu bewegen können, die Konten offenzulegen. Welcher Schelm dächte da an Wirtschaftssanktionen? Was wird mit den Auslandsimmobilien der Lybier wie der Villa in Waldperlach geschehen? Ich vermute, sie wird ihren Besitzer nicht wechseln.

Da ist es gut, daß es Winter ist und keiner bei uns vor die Tür geht, um mal nachzusehen, was bei uns so passiert.

Die Hyperbel der Raffgier entbehrt jeglicher Scham und der Ursprung dieses wertmetallisch glänzenden Regenbogens entspringt dem Herzen des europäischen Kolonialismus. Nur dürfen wir nicht vergessen, daß wir selbst schon in der Kolonie sitzen ... bzw. arbeiten.


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Die Welt als open source
Ich hatte ja erst kürzlich erwähnt, daß wir die Krise mit dem Herunterwirtschaften unseres Rufes meistern könnten. Das Fleddern des Bundesadlers, allerdings unter der Prämisse des Grundeinkommens. (siehe)
Und wer hat es so schön aufgegriffen? Unsere Presse am Beispiel unseres Verteidigungsministers. Und wie es in der Natur der Sache liegt, verteidigt er sich. Das muss eine Berufskrankheit sein, denn es wäre aus meiner Sicht nicht nötig gewesen.

Es gibt so einiges, was ich dem Herrn Guttenb. zu Schlechte halten würde. Seine Doktorarbeit nicht. Denn diese besitzt für mich eine Art Open-Source-Charakter. Ich glaube, sie ist dem gleichem Gedanken entsprungen wie die nordafrikanische Renaissance ad momentum.

Verletzung der Persönlichkeitsrechte? Ganz aus dem Rahmen gerissen, möchte ich mal hervorheben, daß ohne Persönlichkeit auch keine Verletzung vorliegen kann. Und wieviel Eigenpersönlichkeit sprechen sie einem mehrfachem Familienvater im Vollzeitjob als MdB zu?

Ich möchte mich hier kurz halten und nur kurz anführen, daß die Wissenschaft in ihrer Ehrlichkeit gleich neben der Religion steht. Sie behauptet ein Erbe zu tragen, den Geist der Aufklärung, das gleiche Gerede wie die Religionen, nur anders schattiert. Wir wissen nach wie vor eigentlich nur, daß wir nichts wissen, und schaffen es trotzdem.

In einer digitalen Cut-Paste-Gesellschaft ist der Besitz an Immateriellem hinfällig. Wir leben so schnell, daß sich Wissenschaft und Kunst jeden Moment aus sich selbst heraus erneuert. Mir kann genommen werden, ab dem Moment wo es geschaffen wurde. Aber der Quell der Kreativität kann mir nicht genommen werden. Von mir dürfen Sie abschreiben, Mister GoodHill.

Ich finde die Idee großartig - parallel zum Rufmord an Deutschland - jedem von Geburt an einen Doktortitel zu verleihen. Ja, zum Grundeinkommen gehört der Doktortitel ganz einfach dazu.
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Freitag, 18. Februar 2011
bezeichnend ...
Die Leute vom TÜV behaupten, es wäre kein Unfall gewesen, und so hat man mich in den Verdachtsmittelpunkt geschoben und gedrängt. Es ist richtig, daß ich den Schnellkochtopf sachgemäß befüllt hatte, den Deckel allerdings nicht ordungsgemäß verschlossen. Ich möchte mal sagen, sie hätte den Topf auch nicht so in das Becken pfeffern müssen. In einem dreidimensionalem Raum sind es schließlich auch mehrfach 360 Grad, in die der Deckel hätte entweichen können. Zudem bietet der Kopf meiner Frau ein wesentlich kleineres Ziel als meiner - schließlich stand ich ja daneben. Den Rest können Sie sich denken.
Als unschön empfand ich die Tatsache, daß meine Frau, obwohl sie nicht von der Firma Vissler hergestellt wurde, vom Deckel förmlich abgestempelt wurde, zu Tode ge"-brandet". Eine Unart, von einem Überdruckventil ins Jenseits befördert zu werden und hierbei noch den Firmenstempel verpasst zu bekommen.
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Donnerstag, 17. Februar 2011
Good Governance!
Good Governance! Das erinnert mich an Gerhard Polts Democracy. Ich hab sie getroffen, die good-governance-people verschiedenster NGOs aus Europa und den USA, wie sie auf den Dachterassen von Mopti/Mali den einheimischen Seminarteilnehmern erzählen wie es läuft.

Schade, daß die Konzepte so viel mit Mali zu tun haben wie die Dachterasse, die nur den europäischen Hotelbesitzer reicht macht, der sich so bald noch mehr Hotels für noch mehr good-governance kaufen kann. Schade, daß es die einheimische Regierung einen Scheiß interessiert, was auf Dachterassen in Mopti verlautbart. Schade, daß Dinge wie staatliche und private Entwickungshilfe vorwiegend ein Wirtschaften in die eigene Tasche sind. Eigentlich noch schlimmer. Sie hängt sich wie ein Parasit an den Feinstaub, zu den der landeseigene Militärkomplex ein Dritt-Welt-Land nach dem anderen verwandelt. Schade, daß wir es im Urlaub nicht weiter als von der Küste bis zum Hotel schaffen, was bei Gambia weit weniger als ein Prozent ausmacht.

Ich sehe Berichte über harte Arbeitsbedingungen und lese Artikel über Bettler aus den Slums Kalkuttas. Ob Mittelamerika, Westafrika oder Asien habe ich westlichen Standard in den Metropolen und die Ameisenstrassen des Backpackerstroms gesehen, aber links und rechts vom lonley-planet-trail gab es nur noch wenige. Und dann noch mal abgebogen und es gibt keine weisse Haut und keine Presse mehr. Die Menschen dieser Orte können garnicht verstehen, wie sich das Wörtchen Arbeit da einschmuggeln konnte in die harten Bedingungen, denn Arbeit, das wär ja schon mal was. Vielleicht ein Turnaround vor dem Kickback, aber doch ein third way neben Kriminalität und sich selbst verkaufen.

Alle Menschen, die Sie in Ihrem Urlaub sehen, arbeiten in der Tourismusbranche. Ihnen geht es gut. Der Polizist vom Schmiergeld, der chinesische Ladenbesitzer, seltsamerweise wieder ein europäischer Hotelbesitzer und seine nepalesischen Angestellten, die Botschaftsangestellte des Nachbarlandes von den Visagebühren, die Airline von der Umbuchung. Es gibt allerdings ganze Landstriche und Erdflecken, die vom der geldspendenden Ersten Welt bestenfalls im Blindflug durchkreuzt oder gegoogelt werden. Hier herrscht die Bedingungslosigkeit.

Während sich in Janjanbureh durchaus noch mit ein kleinwenig Tourismus und Schmuggel überleben läßt, war so manch landloses Gesicht in Bamako einer Bedingungslosigkeit ausgesetzt, einer Chancenlosigkeit, die den Tod als Vorstufe hat.

Ich bin nicht diese Menschen, aber mir dreht sich der Magen um, wenn sich jene Parasiten der Entwicklungshilfe für tausende von Euro einfliegen lassen, um Brunnen, Schulen und Hospitäler zu errichten. Bezahlt von jenem Staatshaushalt, der sich auch für die Erhaltung menschenverachtender Diktaturen verantwortlich zeichnet. Immer das gleiche Prinzip. Wir machen uns den Junkie, wir versorgen den Sündenbock und unser Gewissen und lassen uns das von ihm auch noch bezahlen, indem wir jedes Ein-Euro-Joule aus ihm vorher noch herauspressen.

Und weil wir hierzulande einfach nicht viel genug Junkies machen können, weil es entropiegemäß eben nur zehn Prozent Sündenböcke gibt, so waren Columbus und Magellan zwei große Vorbiler der exportorientierten Verelendung.
Da gilt dann auch die Zehn-Prozent-Klausel nicht mehr, weil wir das System nicht erhalten müssen. Im Gegenteil, wir müssen es zerstören. Je kapputer ein Land, desto besser läßt es sich aussaugen - im Falle des Iran wortwörtlich, im Falle des Kongo ausschaufeln.

Da dreht sich mir der Magen um. Der Enddarm wird zur Speiseröhre und ich bekomme das Gefühl, daß mir hier bereits Verdautes wiederverfüttert wird. Good governance, wie spricht man das denn auf amerikanisch aus? Daß die Gier so groß wird, daß sie sich nur noch virtuell befriedigen läßt, weil der Planet zu klein ist. Selbst das alte Rom wird finanzhistorisch ausgehebelt, indem man heute den Bürgern die Grundrechte verwehrt und ihnen Demos statt Spiele und Analogkäse statt Brot verkauft. Ich sage das aus sprachlichen Gründen nur ungern, aber es gehört hierher: PFUI.

Good governance aus den gleichen schmallippigen, speckig glänzenden Gesichtern, die an allen Früchten dieser Welt sich bedienen als wäre es ihr eigener Garten. Die gleichen weißen Fratzen und Pummelgesichter, die den Kolonialismus inzwischen zu einem perfiden System aus Moral und Lüge gemacht haben. Jene aufklärerische Brut an Demokraten schickt nun auch noch die helfende Hand. Eine helfende Hand, die im Kongo schon keine Hand mehr findet, die nach ihr greifen könnte.

Was wir seit dem ersten Satz ahnen ist, daß wir es vorwiegend selbst verursachen, weil uns der grauenvolle Fairtrade-Kaffee eben nicht schmeckt und wer ist den überhaupt Eigentümer von Fairtrade?! Weil wir nur das eine Wurstende von Gambia besuchen und dort auch keinen Brunnen bauen. Weil wir monatlich über Los ziehen und 4000 kassieren (heute 2000). Die Schuldhaftigkeit, diese Armee von weißen Fruchtfliegen - inzwischen in jeder Coleur - hat aber auch Namen. Vor-, Nach-, Mittel- und Mutternamen.

Wir haben es in Tunesien und Ägypten gesehen. Das alte Regime stürzt, aber ein neues ist noch nicht bereit. Wir brauchen eine Übergangsregierung, ein vorläufiges Schattenparlament - im Grunde sollten wir einen kompletten Organwechsel durchführen.

Ich schlage vor, die angebliche Realität als irreal zu deklarieren. Wir besetzen unsere eigenen Posten. Für jede staatliche Stelle schicken wir unseren eigenen Vertreter. Ob Streifenpolizist in Unteroberammergau oder Europaabgeordneter, ob Amtsarzt oder Amtsfrau. Wir bestimmen unsere eigenen Leute und ... am Montag gehen alle in die neue Arbeit. Dann werden auf jedem Stuhl erstmal zwei sitzen. Das wird für Verwirrung sorgen, auf die unser Personal durch entsprechende Schulungen vorbereitet sein wird.

Und dann könnte es eigentlich auch gleich losgehen um 8 Uhr morgens mit neuen Gesetzesinitiativen und deren Umsetzung, mit der schon immer erträumten Reduzierung der Wochenarbeitszeit, der Einführung des Grundeinkommens, der Abschaffung von Lebensrente für Parlamentarier. Ich schlage vor, wir beginnen mit einem neuen Feiertag.

Wenn man sich etwas wüncht, ist es mehr als hilfreich, davon auszugehen, daß der Wunsch bereits in Erfüllung gegangen ist. Wir definieren die Realität durch unseren Glauben. Wir leben zunehmend unter dem Damoklesschwert der Staatsmacht, die jeden Augenblick in mein Wohnzimmer treten kann, mit laminierten Ausweisen, ob in Uniform oder zivil. Warum nicht mal selbst laminieren und bei der Staatsmacht ins Wohnzimmer treten?

Nun habe ich mir den verfassungsgemäßen Aspekt des Textes sehr wohl und ausführlich überlegt und komme zu dem Ergebnis, daß es sich hier um ein rein sprachwissenschaftliches Konstrukt handelt mit dem Fehler, daß es sich einer praktischen Umsetzung nicht stellen muss.

In einer mehr futuristisch gefärbten Erzählvariante, die sich durch jüngste Vorfälle wie Gladio auch historisch hinterlegen läßt, und somit auch zeigt wie praktisch in Kreisen des Militärs gedacht wird, sähe es anders aus. Giftgas in der U-Bahn, Seriensprengungen auf allen Ausfahrtsstraßen, Bombenanschlag auf den Castor, umgeben von tausenden Demonstranten. Für einen Geheimdienstmitarbeiter die Gelegenheit für einen Orden, für einen Blogger das Ende einer Seite. Terror gegen jene, deren Unterstützung man möchte. Angst schaffen, um dann als Retter zu erscheinen. Das scheint der Königsweg zu sein. Wie schrecklich. Da fände ich ein Schattenparlamtent poetischer.
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Montag, 14. Februar 2011
Es war einmal ...
ein klassischer Feierabend.

Ich dreh mir drei Bier und vier Schnaps in ein Zweiblatt und drücke ab. Mir wird warm um mein kaltes Herz, das Herz bleibt kalt. Blutdruck hoch und Puls runter. Für den Körper ist es Achterbahn, für mich eine runde Kugel.

Ich vergesse, was es zu vergessen gibt, und kann spüren wie es mir den Alltag herausfräst aus den Spurrillen meiner Festplatte. Ist doch schön wenn man morgen das Gleiche wieder mit der gleichen Inbrunst wiederholt.

Innerkörperlich herrscht ein Schengenabkommen und die Blut-Hirnschranke steht verwaist und abseits. So läßt sich locker auch mal mit den Füßen ein Gedanke fassen.
"Der Gedanke ist der Zerstörer des Geistes. Der Zerstörer muss den Zerstörer zerstören." Na, dann, Glück auf.

Der Gedanke an Restlaufzeit hat bei einer durchgebrannten Hauptsicherung wie mir eh kein Fundament. Ist das Koma nicht auch eine Art von Meditation ;) Oh, Nach(-der-Arbeit-)Welt, ich gebe mich dir hin ... als Brei.
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Samstag, 5. Februar 2011
Pinkelprobe mit Monsieur Plume
Fahr doch mal mit dem Fahrrad in die Arbeit, denk ich mir. Kaum hab ich mich eine halbe Stunde in Polyacrylschichten gepresst und Riemen verzurrt, schon sitze ich rittergleich auf meinem Stahlroß und rolle stadtwärts. Frohen Mutes ob des sportlichen Aspektes beginnt sich der Puls wieder zu senken und die Laune zu heben. Das Gemüt deutscher Vorstädte scheint sich aufzuhellen, wenn man schnell dran vorbeifährt.

Doch irgendwie scheinen die Kollegen von der Exekutive ein anderes Bild von mir zu haben als ich selbst. Schon an der Stadtgrenze werde ich zur Prüfung meiner Fahrtüchtigkeit zur Pinkelprobe gebeten. Ich kann es nicht fassen. Hinter den Baum und auf Zuruf abpinkeln. Entschuldigung. Schon allein die mögliche Erregung öffentlichen Ärgernisses läßt meinen Defäkationsappart krampfen.

Um die Sache auf den Punkt zu bringen, pisse ich mir die ganze Ladung in die Hose. Sollen sie doch meine Hosen mitnehmen.
Völlig unerwartet eskaliert die Situation. Die Kollegen der Exekutive erklären meine Bereitschaft als nicht sachgemäß und wollen mich auf die Wache verfrachten. Sie weigern sich, meine Hose doch einfach auszupressen, wohl wissend daß ich darauf geklagt hätte, die Hose sei bekifft gewesen. Ich, gekränkt wie ein kleines Kind, das es wieder mal nicht richtig gemacht hat, scheiße mir jetzt mal richtig in die Hosen, daß das mit dem Auspressen kein Spaß wird und daß eine Reise zur Wache seine Spuren auch im Dienstwagen hinterließe. Mein Plädoyer beruht auf einer Mischung aus Angst und vorauseilendem Gehorsam.

Aus heiterem Himmel erleide ich das Stockholm-Syndrom, die Solidarisierung des Opfers mit seinen Kidnappern. Ich schlage vor, in der nächsten Wirtschaft den Blaseninhalt wieder aufzufüllen. Leider sieht das Polizeiaufgabengesetz Entsprechendes nicht vor. Ich finde, wer unvermutet Pinkelproben durchführt, sollte auch für die entsprechenden Örtlichkeiten sorgen.

Weil ein Unglück selten allein kommt, fängt nun auch das Rad zu murren an. Es wolle nachhause, es wäre schließlich auch nicht tatbeteiligt. Nicht nur die Beamten reagieren ungehalten. Ich verbiete ihm, ohne Schloß abzurauschen, dieses möchte nämlich bleiben. Jetzt solidarisieren sich auch die ungehaltenen Beamten mit mir und untersagen die Weiterfahrt ohne gültigen Fahradausweis. Sie bitten mich, mein widerspenstiges Roß an einen Baum zu ketten.

(Fortsetzung folgt)
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Samstag, 5. Februar 2011
Reich der Mitte - die dekandente Phase gestaltet man klugerweise römisch
Ich denke mir, wer denn so in meiner Umgebung auf die Strasse gehen würde wie die Menschen in Tunesien und Ägypten. Gibt es bei uns nichts, das wir für verbesserungswürdig hielten. Das schon, aber es verursacht nicht genug Schmerzen, als daß man für eine soziale Marktwirtschaft wie in den Siebzigern auf die Straßen gehen würde. Es sind die kleinen Pfründe, die jeden von uns satt in den Sessel pressen. Und es ist die Angst, daß es schlimmer kommen könnte. So schlecht sei es auch nicht.

Ich bin da eher der Spielertyp. Single, keine Kinder, keine Tiere, Vollzeit und mehr, keine Einschränkungen, keine Risikosportarten. Ich denk mir, setzen wir doch alles auf eine Karte. Verramschen wir die Republik. Tun wir zwar eh schon, aber nicht wirklich konsequent. Da hätte dann jeder noch mal richtig was von und es herrscht Friede im Volke bis zum süssen Ende. Kein Stuttgart 21 mehr, insbesondere weil wir es nicht mehr bauen würden. Jeder bekommt war er will. Keiner muss mehr arbeiten.

Schon mit den ersten neuen Billigkräften aus der Ost-EU haben wir dann kein Problem mehr, sondern genau die Triebfeder, die wir brauchen.
Mit sofortiger Wirkung wird jedem (Besitzer eines deutschen Passes) mehr als ausreichendes Grundgehalt zugestanden. Es sollte für ein gehobenes Mittelstandsleben schon reichen - plus einen dicken Pensionsbonus.

Alle Jobs werden an Ausländer vergeben, zu Schleuderpreisen die Aufenthaltgenehmigungen verramscht, auch unsere Schulen und Unis werden wir Stück für Stück verramschen. Die neugewonnenen Bürger versorgen uns und sind froh, weil sie kommen durften und in zukünftigen Generationen das Land übernehmen. Bis dahin fahren wir den Billiglohn nochmal so richtig runter und verwirtschaften unseren Ruf und unser Können, so es das noch gibt. Das muss so runter, daß das Prüfsiegel Deutschland keinen Heller mehr wert ist.

Dann ziehen wir in die von unserer Pensionskasse erworbenen Häuser und Grundstücke in den umliegenden staaten und leben von unseren rücklagen dann nochmal so richtig billig von dem neuen China in unserer Mitte. und den Begriff "Reich der Mitte" wird man dann nochmal vielfältig definieren müssen.
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Montag, 31. Januar 2011
Die Sauberer
Den Brandgeruch, den Sie beim Lesen vielleicht bemerken werden, kommt nicht von der Lunte, die ich zünde, sondern durch den Burnout, der entsteht, wenn man voll beschleunigt, sich aber nicht bewegt.

Bisher lenken die Sauberer den Karren, den gegenwärtigen Diskurs des Rausches, mehr im Graben als auf dem holprigem Feldweg. Wer sind diese Sauberer und wo wollen sie hin mit ihrem Karren?

Die Sauberer sind die Erfinder der momentanen Drogenpolitik. Alles sauber. Die Straße und das Gewissen. Alles sauber. Die Nadel und der Stoff. Alles sauber hergerichtet und verpackt, alles sauber finanziert. Das Elend gut verwaltet, das läßt sich eine reiche Großstadt schon was kosten. Aber eben nur verwaltet. Verwaltung ist der Begriff eines Zustands und nicht der Bewegung.
Der neurotische Grundzustand unserer Gesellschaft ist derzeit sozusagen der Putzfimmel. Alles sauber. Und gutes Putzmittel kostet gutes Geld. Alles sauber finanziert. Aber wer mit Kohle heizt, darf vor Ruß keine Angst haben. Vielleicht ist unsere Kultur so konservativ, daß wir ohne Junkies gar nicht mehr leben wollen.

An den kranken Körper hängt sich der Gehilfenapparat der Sauberer, die Frontschweine der Drogenpolitik, Polizei und Sozialarbeit. Zuckerbrot und Peitsche. Und die arbeiten sich da mal so richtig rein, wie Maden in den Apfel. Mit Fortbildungen und Seminaren, mit Konzepten und QM. Wir sind nicht weit davon entfernt, daß neben jedem Streetworker ein Pressesprecher läuft. Das kostet Geld. Und das machen wir mit Kopfpauschalen für Auflagengruppen und Vorbereitungskursen für die MPU. Wer rausfliegt aus der Gesellschaft, darf mal so richtig abdrücken, und wer wieder reinwill, gleich nochmal.

Die Sauberer reiben sich ihre in Unschuld gewaschenen Hände. Sauber kalkuliert. Wem die Ratenzahlungen das Pfändungskonto auffressen, dem nützen 5 Euro mehr ALG II auch nicht. Und dem bleibt auch nichts für die Fahrkarte am Monatsende. Und das kostet dann nochmal, so daß die anschließend gestohlene Flasche Apfelkorn beim Lidl samt Fangprämie zumindest beim Frust auch nicht mehr groß zu Buche schlägt.

Dafür läßt sich jetzt das Geld für die sinnlosen Bewerbungen gleich einsparen und kann in die Ratenzahlungen einfließen. So finanziert sich die Schicht am und unter Sozialhilfeniveau selbst und den Gehilfenapparat gleich mit. Das Konzept dieser Drogenpolitik könnte von der Deutschen Bank stammen. Wer will denn da aufhören, sich bewegen?

Und was heißt schon Aufhören? Wäre schön, wenn der Schuldenberg, die fehlende Ausbildung und die Vorstrafen aufhörten, die Alpträume und Schnittwunden, wenn die fehlenden Eltern wieder da wären und die schlagenden Eltern wieder aufhörten. Wann hört das Aufhören endlich auf?

Nur wohin soll es gehen mit dem Karren?

Die Drogen brauchen zunächst Maßeinheiten, Reinheitsgrade, Namen. Sie brauchen entsprechende Verpackung, kein Staniolpapier. Sie brauchen Beipackzettel, voluminöser als das Medikament selbst. Ich habs schon verraten: wir brauchen Medikamente und keine Drogen. Wir brauchen sauber. Und richtig sauber macht nun mal nur die Pharmaindustrie. Mit Methadon, Ritalin und der Ärzteschaft hat sie es geschafft, die Drogensucht umgebungsfreundlich zu gestalten. Never mind the profit.

Sauber und nicht zu viel. Also alles in Maßen und dann auch nur von manchem. Ein Teller Pasta ohne Sauce, Salat ohne Dressing und das Wasser still. Wir brauchen keine Drogen mehr. Lustfeindlichkeit wäre hier vielleicht der falsche Begriff, wo uns 4-Meter-Flachbildfernseher jeglichen Zugang zu Kant und Bonsels verstellen, wo Glutamat alles Salz und Pfeffer im Schrank verrotten läßt, wo wir nicht jede Schokolade mögen und kein Leitungswasser trinken.

Nur ein Bier und nur am Freitag Abend, weil man sich nicht so daran gewöhnen möchte. Gelüstet mir nach etwas weniger, wenn ich weniger und nicht so oft davon habe? Warum nicht jeden Tag segeln, vögeln, fischen? Oder alles in Maßen, aber dann bitte von Allem. Zeit ist der größte Feind des Genusses, sonst hätten wir wöchentlich zehnmal Feierabend und könnten vierzigmal ausschlafen.

Wo wollen wir hin? Brauchen wir keine Drogen mehr? Kein Fleisch, kein Fisch. Ovolaktisch keine Milch mehr in den Kaffee, keinen Kaffee, keinen schwarzen Tee, keinen Zucker. Morgens die Biozitrone mit frischen Dillspitzen alleine auf dem Frühstücksteller, beschützt von einem Glas Wasser vom Vortag. Abends räkeln wir auf unserer milbenfreien Couch und die vom Garten ins Haus getragene Frischluft wird nur leicht zerrissen von einem Duft frischer Malve. Nach reichlich Lektüre und Muse schwebt unsere zu Leib gewordene reine Seele zu Tische und wir würdigen mit all uns gegebenen Sinnen die vom Hauch der Olive durchtränkte, in Scheiben zu neuem Leben erweckte Aubergine nebst frisch gepressten Orangen.
Sex nicht zu häufig aufgrund der starken Stimulation und Reize. "Ich brauch da oft Wochen bis ich mich wieder klar kriege." Und auch dann nur in Maßen.

Keine scharfen Gewürze mehr? Das gefällt nicht jedem. Das gefällt eigentich fast keinem. Nur sagen darf man es nicht. Das gebietet der Konsens. Eigentlich würde jeder mal gerne das eine oder andere, oder tut es sogar.

Wie können wir denn von Erlösung träumen, wenn die Guten aussterben und nur die Schlechten wiedergeboren werden?
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Dienstag, 25. Januar 2011
frei raus - der "turn through"
zum ersten mal, virginal. Jede Geburt ist für sich das erste mal und so schreibe ich zum ersten mal frei Hand ins Netz. Direkt und live:
Frei fliegt das Wort dahin ... in ein Nirgendwo. Hoffentlich trifft es auf Irgendwas. Das hoffe ich nicht für mich.

Wenngleich die Sprache wohl eher schon virulent ist, muss das für das Wort nicht stimmen. Schon gleich dreimal nicht für ein Wort auf seinem Weg ins Netz. Ge-bit-tet, digitalisiert, analogisiert, vercodet, noch nicht mal verpixelt.

Und doch irgendwie fast biologisch, setzt sich mein neuronales Zucken, nachdem es sich kurzzeitig auf meinem Bidlschirm abbildet, wieder um in Maschinensprache, in An/Aus, in Stromstöße, Kupfer- und Glasfaserkabel, in Funkwellen und Photonenblitze.

Es zündet und brutzelt auf allen Frequenzen ... aber wohin? Wodurch, ja, wodurch? Durch ein Kabel. Mager mager. Wo soll es da auch hin? Wundert wen, daß da ein nächtlicher Anruf bei der Telekom nach einem Kneipenbesuch oft mehr bewirkt als tausend emails ... nämlich die Sperrung.

Ich möcht jetzt mal einen kleinen Plan verraten ... durch ein kleines Kabel, decoded, zerlegt, hexadezimalisiert, kurz auch mal im FileAsociationTable verankert ... das ist mir unerklärlich, wie sich all die anderen gleichzeitig durch die Leitung quetschen ohne sich zu stören, hin und her, kreuz und quer und trotzdem kommt jeder wie bei einem Wunderbillard fast! sicher in der richtigen Tasche an.
Aber eben nur fast! sicher. Ein wenig Datenverlust wird dem Wort hier auch noch zuteil, bevor es reassembelt, wieder hergestellt wird. Das hat mit der Verschränkung von Quanten soviel zu tun wie meine Oma mit dem FC Anderlecht.
Und wie viel ist es dann noch von mir? Da wird es dann doch schon wieder quantentheoretisch, in welchem Wahrscheinlichkeitsraum ich dann gesagt haben könnte, daß ich es eine prima Idee fände, dem nächsten Konzern, der mich verarscht, frühmorgens mal ne richtig saftige Rotweinwurst vor die Haustür der Konzernzentrale zu scheißen. Wenn ich mir den Rest des Tages dann noch frei nähme, könnte ich auch noch die Presse einladen. Dann muß die Wurst aber auch einwandfrei klappen. Das kostet dann mal vielleicht fünfzig Euro, die ich mit der Vermarktung samt Fahrtkosten locker wegmache.

Aber wie gesagt: Meine Oma spielt beim FC Anderlecht und Herostrat war ein Grieche.
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Donnerstag, 20. Januar 2011
We leak
... heißt das, wir sind nicht mehr ganz dicht. Vermutlich heißt die aktuelle Kampagne von Anonymous deßhalb auch leakspin. Was sie sich zusammengesponnen haben ist, all die Informationen aus den undichten Stellen weit über das Internet zu streuen. Wenn uns die Medien querbeet nur noch Mist auftischen, sollten wir nicht darin verfallen, virtuelle Farmen bei Facebook zu managen.

Lesen Sie selbst nach, welche Depeschen und Videos über Wikileak ans Tageslicht geraten und machen Sie sich selbst eine eigene Meinung. Wenn Sie es so fürchterlich traurig macht, wenn Sie Zeitung lesen oder Nachrichten sehen, dann schauen Sie die nicht mehr an, sondern lesen bei Wikileaks, wie es auch sein könnte. Manche Artikel sind auch auf deutsch. Auf youtube werden Ihnen die Artikel auch vorgelesen - auf englisch. Lesen Sie nach wie Rationpharm seine Produkte an den Arzt bekommt, lesen sie nach wie dem BND die Datenspeicherung zum Verhängnis wird, sehen Sie, wer wie seine Steuern hinterzieht, wie die Welt dem exzessivem Drogenhandel in Kenia zusieht, wie Kinderpornographie funktioniert.
Und versäumen Sie keinesfalls, warum sich für Scientology die Regeln des Spiels geändert haben ;)
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