Sonntag, 20. August 2023
Freud-Feind-Erkennung
ich schreib mal im stehgreif ganz schnell nieder, was mir hier nach einem alklassichem Sommerabend so zu Sinnen kommt. In der Stadt der Baustellen - da fühlt sich jetzt natürlich jeder angesprochen - ich meine München - unterwegs an einem lauen Augustabend - da hat man viel Zeit. Vor allem, wenn man aus dem Umland kommt. Viele Gründe, sich zu ärgern oder einfach wertfrei nachzudenken.

Wie James Sexton, Scheidungsanwalt und einer der größten Philosophen, sagt: "Wir sind Steinzeitmenschen, beherrscht von mittelalterlichen Instititutionen, mit gottgleicher Technologie." Eine kataklystische Situation also, dass man sich eigentlich nur hemmungslos besaufen und hoffen kann, das baldige Inferno möge einen möglichst schmerzlos hinwegraffen.

Dass diese These nicht auf Alles zutrifft, beweist unser öffentlicher Verkehr an einem Wochenende im August, wo alle Beschäftigten der Auto- und Militärindustrie zuhause im Ausland oder eingezwängt auf einem strandnahen Campingplatz ihr Dasein fristen. Daran ist nichts gottgleich, nicht mal humanoid. Es besteht minutengetakteter Rumpfbetrieb, losgelöst von jeglicher Sinnhaftigkeit.
Baustellen, Personalmängel, dazwischen geparkt die Fliegerflotte der Bundesregierung, das Verschwinden von Briefkästen, Telefonzellen und Fahrkartenautomaten. Ein instiktives Treiben in Funklöchern und wie aus dem Nichts, dann doch ein vereinzelter, gestresster Bus mit einer Verspätung, die das Sonderfahrplanversprechen auf die Ebene politischer Aussagen hebt. Fahrpläne ohne Realitätsanspruch, eine Informationspolitik wie im Religionsunterricht ...

Eine absurde Welt, in der ich Menschen per Anhalter mitnehme, weil sie mit ihrem leeren Handy-Akku den E-Roller nicht mehr zum laufen bringen, einem Fortbewegungsmittel, das unserem Straßenbild wirklich noch gefehlt hat - neben den tonnenschweren E-SUVs.

In dem vielen Blabla (dessen Wortschöpfer Louis-Ferndinand Celine mit seinem meine-Welt-bewegenden RomanReise ans Ende der Nacht heute aus politische Gründen nicht mehr genannt werden darf) gibt es dennoch ein paar Highlights wie das Lied von Ray McGovern vor dem UN-Security Council (min 29:30 bis 32:00)

Blabla! Eines der Wörter, das inzwischen eine Großteil der Kommunikation übernommen hat, die wir früher als Nachrichten bezeichnet hätten.

Am Beispiel Niger kann man sich im Guardian den "Explainer: What’s behind the Niger coup?" reinziehen. Die Menschen im Niger sind irgendwie unzufrieden, die bösen Wagner-Russen sind gleich am Start, die Franzosen aufgrund ihrer Kolonialgeschichte unbeliebt, Victoria Nuland - wer hätte das geahnt - muss direkt vom Maidan nach Niger geflogen sein. Und die ECOWAS droht mit dem D-Day, dem Einmarsch. Die ECOWAS als Kolonialverwaltung mit dem nigerianische Präsidenten Bola Tinubu, einem Gespenst aus dem Drogenhandel (siehe im Westafrica Weekly oder in der Grayzone) als Vorsitzenden.

Das ist also unser Mann in Westafrika.

Oder wenn ich verwundert im Merkur lese "Nach Taliban-Übernahme wird in Deutschland das Heroin knapp - mit drastischen Folgen". Und als Hintergrundsbericht das Interview mit Jere van Dyk, einem Entführungsopfer der Taliban.
Sind wir jetzt sauer, dass diese bärtigen Freedomfighters uns kein Heroin mehr liefern, was in den 20 Jahren westlicher Besatzung doch ganz gut geklappt hat. Sollen wir unseren Junkies nun das Fentanyl aus den von den USA beschlagnahmten 7 Milliarden Dollar der afghanischen Staatsbank finanzieren.

Das sind also unsere Feinde? Und das ist unsere momentane werteorientierte Aussenpolitik?
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