Sonntag, 15. November 2020
Guturale Klänge aus dem Enddarm - Industrial Nazi Dark Wave
Wer sich den Klangwelten eines Autobahntunnels hingeben möchte, der lausche den Machenschaften der Martial-Industrial-Bewegung. Eine wirklich gelungene Namensgebung ist die des LabelsSteinklang Industries, denn wer mal kein Geld für die 'Musik'produkte dieser Firme aufbringen kann, wird sich auch bei der akustischen Sensation einer Geröllawine gut aufgehoben fühlen. Ganz große Schöpfungen sind auch Wortgebilde wie 'Denn dein ist das Reich' von der Gruppe Krieger. Oder die Band Arditi, benannt nach den Freischärlern des Gabriele D'Annunzio, einem Schreiberling, der sich vorwiegend dadurch auszeichnete, dass er sich eine beschlagnahmte Villa aneignet, ehe er sie großzügig dem italienischem Volke überschreibt, um sich anschließend vom faschistischem Regime aushalten zu lassen. Die Ausgeburt solcher Geburtskanäle ist nicht schwer zu erraten. Ob Arditi, Hunne oder Highlander, eine Ideologie mit Kreuzen oder Blitzen als Insignien, unförmige Springerstiefel und schwarze Kapuzen, der Rest scheißegal. Und dazu melodielose Nazi-Mucke aus dem Norden.

Der Mono-Sound aus dem rechten Lautsprecher ist repräsentativ für mentale Rechtsausleger, die beim Wort Scholle vorwiegend an tiefgefrorenen Fisch denken, deren Gedankengut aus Ravioli- und Bierdosen geboren. Der Ausdruck Bleichgesichter ist hier wörtlich zu nehmen. Eine Haut so fahl, dass die Pickel wie erhabene Gipfel auf den Gesichtern erflammen. Viele der Schwarzgestalten haben einfach nie den Weg zum Heroin gefunden. Das sollte man ihnen mal nahelegen.
Der Liederreigen über den Rasthof Dachau von Stahlwerk9, der klingt als hätte man sich im elektrischen Stacheldraht verfangen, führt uns vor Augen und zu Ohren, dass einige Teile der Bevölkerung immer noch an einer Unterversorgung mit Neuroleptika leiden. Kahlköpfe, deren Lieder weniger Esprit entfalten als das Gejammer eines Dutzends Großmütter aus dem Gotteslob, Lied 274.
Träumen vom Endsieg ihrer Rasse, bekommen aber schon Neurodermitis, wenn mal drei Minuten der Strom und somit die Mucke ausfällt. Der Endsieg dieser Rasse besteht für mich mehr in der Eröffnung eines Getränkemarkts zu Lebzeiten, und ihr einziger Eroberungszug, wenn sie spät abends mal auf den verlassenen Bänken des Kinderspielplatzes rumlungern.
Man kann sich der Einsamkeit und Verzweiflung des rauhen Nordens, oder sagen wir lieber der todlangweiligen Winternächte Schwedens kaum erwehren, wenn man sich die Fascho-Mucke aus Schweden mal antut. Blut Wolf Schwarz Stahl und möglichst in Runenschrift. Herr, wirf Hirn vom Himmel. Es hat eine gewisse Komik, wenn die potentiellen Insassen von Arbeitslagern beim Gebrüll eines einhodigen Österreichers von Hormonen überschüttet werden. Ad absurdum ad infinitum, denn selbst im ärgsten Winter wird sich bis zum Ende dieser Welt kein Wolf in das von Bierdunst geschwängerte Nazijugendheim in Bitterfeld oder Cattleman City verirren - mit viel Hoffnung vielleicht mal ein Iltis auf Brautsuche. Hier hausen und saufen Menschen, deren Eltern sich beim Fernsehen kennengelernt haben. Hier läuft die Musik, die man von Lebewesen erwartet, die die soziale Kälte mit Leder und Fellen nachisolieren.

Nein, mit Bierdosenzerdrücken wird man kein viertes Reich blonder German*innen schaffen. Diese Kellermusik mag hilfreich sein, um Überstunden bei Trockenbauarbeiten zu überleben. Über die eigene Lebensuntüchtigkeit, wird sie langfristig nicht hinweghelfen. Niemand soll dafür verteufelt werden, dass er seinen Frust herausschreit und sich in schwarzes Leder hüllt. Mit einer massiv zerkratzen Kinder-CD aus der öffentlichen Bücherei entwickelt man mehr Kampfgeist als mit dieser musikalischen Aufarbeitung einer klinischen Depression. Es sind schon zwei Paar Lederstiefel, ob man den Arm zum Gruß hochreißt und dreisilbige Parolen schreit, oder ob man Gelbe Rüben von der Anzucht bis zur Fruchtreife bringt oder sich auch nur die kappute Gürtelschnalle wieder zu reparieren im Stande ist. Das kommt eben dabei raus, wenn man Gehirnmasse unter Schwarzlicht aufzieht.
Im Sinne von Generation X und Babyboomern schlage ich für diesen Auswurf menschlicher Genmasse den Begriff D-Generation vor.
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