Montag, 27. Oktober 2014
Das kotzt mich an - der Brezensalzer in Verruf
So ist das also. Die Persönlichkeitsrechte von Entmenschten. Er darf mir vor die Füße kotzen und meinen Heimatort in ein Schlachtfeld der Körperentleerung verwandeln, ich ihn dabei aber nicht fotografieren. Hank William III hätte dazu nur folgende Antwort. Ich aber bin für Meinungsvielfalt. Mit allem, was ich habe, stehe ich ein für die Meinungsfreiheit meiner größten Kritiker und Feinde. Ich möchte ja hören, was sie stört.
Die Kritik an der Idee von muenchenkotzt.de kommt auf dem Glatteis der Absurdität allerdings selbst ins Trudeln. Stellen wir also, wie gefordert, den Körper über den Geist, wie es die Kritiker fordern. Das finde ich dann doch auch eine ganz witzige Idee.

Ich meine, deutlicher läßt sich meine Einstellung wohl nicht darstellen, als durch meine Jahresbeiträge zum Wiesnmassaker. Ich bin ein eindeutiger Bacchus-Fan, ein Anhänger der sinnlosen Hirnvernichtung. Wie oft bin ich schon durch die Stadt gefallen oder auf allen Vieren in die S-Bahn eingestiegen. Ich bin pro Rausch. Und jene Abgelichteten sind meine Bodentruppen, der Stein auf den ich meine Kirche baue, ein stabiler liegender Stein sozusagen, ein Stein, der sich 110 % der Erdanziehung hingibt. Masse ohne Energie. Der Körper also weit über dem Geist.

Aber die taz weiss es besser. "Sie fotografieren Betrunkene in entwürdigenden Posen oder bei sexuellen Handlungen, um sich dann über sie lustig zu machen." entlamt sie sich.

Im Vollsuff liegt keine Hintergründigkeit verborgen. Das Innen kehrt sich hier nach aussen. Jedes andere Foto zeigt genausoviel Entwürdigung, sprich Würdigung des im Alltag Verborgenen - nur sieht man es nicht so deutlich wie beim Kotzen (und übrigens auch beim angstrengenten Scheißen).
Hier sei vermerkt, dass ich nicht selbst fotografiere, sondern die Fotos verwende, die Abertausende auf Wiesn schiessen. Mein Wort ist das Medium. Zudem geht es weniger um Posen und noch weniger um sexuelle Handlungen, sondern vorwiegend ums Kotzen, doch schon hier beginnt die Verdrängung zu wirken. Viele, leider vielleicht die Meisten, gehen inzwischen aufs Oktoberfest, um mal so richtig die Sau rauszulassen und anderen dabei zuzusehen. Aber ungeschminkt darf man das so nicht mehr aufs Tablett bringen. Dieses Jahr keine Bilder mehr und nächstes auch keine Schriften.


Wie auch die Medienethiker.wordpress:"... der springende punkt ist sicherlich, ob die menschenwürde der gezeigten nun verletzt wird oder nicht. in meinen augen wird sie das. auch, wenn der großteil der abgelichteten an seinem zustand wohl selbst schuld trägt."


Ihr sollt nicht kotzen und ihr anderen, vielleicht selbst Kotzenden, dürft das ab 2014 nicht mehr fotografieren. Das ist der allzumenschliche Verdrängungsmechanismus der Ausblendung von Unerwünschtem. Dass sich die scheinbar so pikierte Presse samt Rechtsanwälte wirklich um die Menschenwürde der Abgebildeten sorgt, mag man bezweifeln.
Eine bessere Werbung als den Pressewirbel gibts wohl nicht. Alles ist Kunst, aber das Schwierigste an der Kunst ist das Geldverdienen. Ich denke, es geht der Presse und den Rechtsanwälten vorwiegend ums Geld. Und das möchte man verdienen, indem man die Kunst verbietet.

Weil dieser Teil unserer Wirklichkeit ausgeblendet bleiben soll, blendet sich hier die 'linke' Presse ein mit ihrem Ethik-Halogen, und nimmt jene Bacchanten und Mainaden unter ihre Fittiche, um sie, nachdem sie sie vor uns geschützt hat, letztendlich selbst aufzufressen.

Sie wollen eine Welt in bio-weiss, in natürlicher Ordnung und geordneter Natur. Sie sind die Sauberer, das politisch korrekte Herrschaftsmodul. Es sind die ein wenig ins Alter gekommenen Mitvierziger, die auch mal anschaffen wollen, wie die Welt um das letztendlich kapitalisierte Eigenheim auszusehen hätte.

Die konservative Presse hat damit kein Problem, sondern bringt die Fotos gleich selbst.
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