Dienstag, 3. Juni 2014
Der unsichtbare Bürger
Ich bin ein sehr bescheidener Blogger. Mich freuts schon, wenn nur die NSA mich liest. Desshalb bekomm ich auch keine Kommentare, vermute ich mal, sondern nur Spam. Den Bundesspammer, vermute ich mal. So bin ich denn nicht nur bundesdeutsch virtuel geimpft, sondern gleich international assimiliert an das Netz. Wenn ich irgendwelche Chatrooms betrete oder Nitratdünger bestelle, gehen nicht gleich die roten Lämpchen der Schlapphüte an. Ich bin so gläsern, dass ich unsichtbar bin.

Ich bin die LUft im www. Dafür bestellen mir Fremde Dinge online von denen ich bis zur Paketzustellung garnicht wusste, dass es sie gibt. Mit der ganzen Werbung kaufe ich doch eh, was andere wollen, dass ich es kaufe. Warum das nicht in die Hände weniger professioneller Konsumtrojaner zu legen.

Und weil meine Rechnerkapazität mit Paint und dem Editor nicht wirklich ausgereizt wird, bin ich ganz froh, dass ich ein paar Ehrenwerten als Bot diene, und so nicht nur liebreizende Geschäfte, sondern auch noch Ping-Attacken gefahren und andere Futuristiks über mich abgewickelt werden.

Ich will da mal die Scheunentore auf Orwells kleiner Farm ganz offen stehen lassen. Das Innen nach Aussen kehren wie Schmutz von der Türschwelle. Die dunklen Ecken mal beleuchten lassen von Überwachern, ob da nicht noch was moralisch zu bemäkeln ist. Nur hereinmarschiert, Ihr Saubermänner und Zauberfrauen. Noch ist der Kuchen ganz frisch und die Sahne ganz steif.

Ob Schweine wie ich, die durch die Überwachung noch gleicher als gleich geworden sind, schon das Ruder übernommen haben, dazu müssen Sie sich schon mal an der Nase packen und bei uns reinkucken, auf der kleinen Farm, sonst fühlt sich wie bei Farmville das Schaf nicht gestreichelt und die Kuh nicht gemolken. Also wenn schon Überwachung, für die ich auch noch bezahle, dann bitte auch zuverlässig. Ich möchte nachfragen können, was ich in der Zeit der fehlenden Tagebucheinträge getan habe.

Als Anregung könnte man auch mal andenken, eine Friends-Funktion einzuführen, über die ich Vertraute freischalten könnte, dass sie nachsehen können, ob ich grade im Urlaub bin oder wann wir das letzte mal telefoniert haben. Oder so. Gläsern klingt so antiquiert, die Zukunft ist unsichtbar.
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