Die frohe Misere
Kaum sind die ersten Geschenke gekauft, der erste Schwung Konsumrausch vorbei, weil schon alles von der Liste gekauft ist, schon begleiten uns unzählige Bettelplakate auf unseren Shoppingwegen und Straßen. Ästhetisch aufgeschwollene Kinderbäuchchen - man will es dem Spender ja nicht madig machen - und traurige Kulleraugen, so groß, daß ich anfangs dachte es wäre eine UFO-Werbung.
Helft den Kindern im Senegal
denn die scheinen es dieses Jahr wohl am nötigsten zu haben. Helft den Kindern und nicht den Erwachsenen. Denn die sind reichlich angefressen, nachdem wir Ihnen die Fische vor der Küste weggefischt und die Erdnußpreise durch unsere westlichen Agrarsubventionen in den Keller getrieben und eine korrupte, 1.Welt-freundliche Regierung vor die Nase gesetzt haben. Ne, die Erwachsenen sind durch, ausverkauft, beschissen und beraubt. Denen ist nicht mehr zu helfen. Warum auch in Auslaufmodelle investieren. Wir wollen den senegalesischen Kindern helfen. Die können zwar in etwa genauso viel für die Misere im Senegal wie ihre Eltern, aber sie haben so eine Art Zukunft. Sie sind das Zuchtmaterial, die Zuchtmuschel aus der wir später die Perle pflücken.
... zufällig liegt neben dem Senegal auch noch Mali, in das wir demnächst unsere Truppen entsenden. Da ist es kein Fehler vorher schon ein paar NGO-Späher in die nächste Nähe zu entsenden. Im Endeffekt wird Mali später auch eine beholfene Landschaft - mit anderen Mitteln allerdings.
Nun schickt den Kindern natürlich keine Erdnußflips oder ähnlich sarkastischen Krimskrams, sondern überweist Geld. Nicht an den Senegal, denn da soll es ja auch nicht wirklich hin, sondern auf unser Spendenkonto der Deutschen Bank. So Hilfsaktionen kosten viel Geld. Viel, viel Geld. Vorwiegend, so um die 80% Verwaltungskosten, denn unsere Geschäftsstelle liegt schließlich in einem tariflich völlig überteuertem Deutschland. Und wo findet man heute für einen Hungerlohn noch einen tüchtigen Geschäftsvorstand. Da muß man schon was hinlegen. Ein Lear-Jet für den Deutschen Orden, oder waren es zwei, repräsentative Geschäftswägen, Dienstreisen in potentielle Hilfsregionen und so dringend wie Essen im Senegal, ein Laserfarbkopierer für die Buchhaltung.
Helft den Kindern im Senegal
denn denen im Sudan oder Irak haben wir schon das Lichtlein ausgeblasen. Sorry. Zum Glück ist unser Gott ein verzeihender und Weihnachten ein Fest der Liebe und des Mitgefühls, auch für sich selbst.
Sich am Leid der anderen die Taschen zu füllen ist dermaßen unter der Gürtellinie, daß es eben genau jene betreiben, die sich unter der Gürtellinie auskennen: religiöse Gemeinschaften. Pfui Weihnachten an dem auch jenem arabischen Flüchtlingskind im Kuhstall schon damals nicht geholfen wurde. Das feiert man also nun seit 2000 Jahren. Wie schäbig ... aber wen wunderts
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