Montag, 27. Februar 2012
Der Mythos der Eishoelle vom Lake Inle
... ganz im Gegenteil - nachts ist Njaung Shwe ein heisses Pflaster fuer Menschen wie mich, die mit den Rudeln aggressiver Strassenkoeter nicht auf gutem Fusse stehen. Fuer mich sind sie die letzten Relikte der eines Systems von Angst und Terror einer Militaerdiktatur. Fast so wie der Mythos von den Tiefsttemperaturen am Lake Inle.
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Die Tagestour ist vom technischen Standpunkt aus nicht viel anders als mit dem Motorboot ueber einen bayrischen See zu rauschen - das Wasser ist flach und blau.

Interessanter ist der Grund einer solchen Bootstour, die Besuche der verschiendenen "factories" wie Schmied, Seidenweberei, Zigarrenherstellung etc etc - ich vermute mal ganz platt, dass es sich hierbei um das weltweite Geschaeft der Kommissionen handelt.
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Der kleine Denkfehler von einheimischer Seite sind die nichtexistenten Moeglichkeiten, an Geldautomaten Nachschub an Dollar zu ziehen oder mit Visa-karte zu bezahlen. Angenommen werden auch einzig - und das ist weltweit einzigartig - faltenfreie und lupenreine Dollarscheine und Euros. Ein Warum-das-so-ist bleibt eines der bestgehueteten Geheimnisse. Ich vermute, dass China neben dem Erdgas Burmas, aus dem Goldenem Dreieck seine Bardevisen an Dollar/Euro bezieht. Warum sonst Goldenes Dreieck, wo Opium und Teakholz doch eine braune Faerbung aufweisen.
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Es kursieren gar Geruechte, dass Auslaender, denen das wenige Bare ausgeht in jene Auffanglager an der thailaendischen Grenze verfrachtet werden, ehe sie von eingeflogenen Freunden ausgeloest werden. Vielleicht sind auch sie es, die an den Webstuehlen oder Ambossen der Lake-Inle-Factories ihren Lebensunterhalt bestreiten.
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Sobald sich also eines der Tourenboote den auf Stelzen im See stehenden Factories naehert (siehe mangelnde Fluchtmoeglichkeiten fuer Zwangsarbeit), laesst sich Wuseln, Haemmern und emsiges Treiben vernehmen, das beim Verlassen schneller verebbt, als sich das Boot entfernt. Wen wundert da, dass man die handgearbeiteten Familienprodukte landesweit vorfindet ... im Grunde in gesamt Suedostasien. Warum sollte es auch nur die beruehmte Manadaly-Seide sein, die aus China importiert wird, da der Buddhismus das Toeten von Seidenraupen unter karmatische Hoechststafe stellt.

Alles in allem also im Grunde der gleiche "Scam" (Betrug waere hier zu hart) wie am Nachtmarkt von Luang Prabang.

Burmesischer Wein ist der Trinkmuehe nicht wert, das wird wohl auch in Jahrzehnten nichts werden.
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Doch der burmesische Whiskey und Rum lohnt die Reise. Und dazu eine mit dem halben Filter eingetauchte Zigarre auf dem Balkon der 25$-Suite im Queen Inn in Njaung Shwe laesst dieses koestliche und so lang ersehnte koloniale Gefuehl erwachen, gegen das sich die vielen Gut-Touristen so energisch stemmen. Die Einheimischen hingegen freuen sich darueber unsere weissen Gesicht von einem Laecheln ueberzogen zu sehen.
Tagsueber eine Fahrradtour, denn die Hundemeute schlaeft bei dieser Hitze und anschliessend ein gediegener GinTonic auf der anderen Seite des Kanals; begossen von einer im Alter immer huebscher werdenden Barkeeperin, bei deren Stimme, man selbst das Rauchen vergisst.

Wer sich an diese Grundregeln haelt, hat seinen Koerper ausreichend gestaehlt fuer die den naechsten Hoellentrip: die Zugfahrt nach Thazi - diesmal Upper Class, was im Grunde keinen Unterschied macht.
Auch hier wieder die Struktur des Zellverbands. Auf den Sitzen kruemeln die Betel-kauenden Leidensgenossen, wir begiessen uns mit Whiskey. Der Boden von Kindern bedeckt wie ein Schlachtfeld aus dem hundertjaehrigem Krieg, und der Rest uebersaeht von Bastkoerben und Mopeds, die scheinbar gratis mitreisen duerfen.

Der ZickZackkurs den Berg hinab mag technisch interessant klingen, das teils niedergebrannte Gebuesch uebersaeht vom Muell, den man hier einfach aus den Fenstern schmeisst, macht die 10stuendige 150km-Fahrt allerdings nicht gerade zu einem Naturschauspiel. Immerhin sieht man an den Muellsorten, was am naechsten Halt so zum Essen angeboten wird.

Erst da, wo man nichts erwartet (das ist immer so auf dem Lonley Planet), wird man von Unerwartetem auf Schoenste ueberrascht. Thazi, der Zugkontenpunkt, angeblich ohne jegliche Attraktion, bietet, was man in diesem Land eigentlich fuer nicht moeglich haelt. MEHRERE 24-Stunden Sportkneipen mit auf mehreren Bildschirmen dargebotener Pemier-League, und so Gott es will - und er wollte es - auch mal ein Bundesliga-Spiel.

Ich ueberlege, in dieser Stadt eine kleine Pagode aus Bildschirmen zu errichten.
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