Ich bin manchmal bißchen langsam. So mag das erscheinen. Aber ich als Russe in Europa muss immer umrechnen. Euro in Rubel und umgekehrt. Für mich als Solipsist existiert ihr nicht. (Und
Max Stirner hat es auch nie getan!) Da wird die Frage, ob ich mich als durchschnittlich betrachte mal schnell zu einem gravierendem Problem. Das muss ich umrechnen:
wenn sie also existieren würden und ich einer von ihnen wäre, dann wäre ich im Vergleich zu so und so so und so und hochgerechnet in der Masse damit eventuell durchschnittlich. Viele Faktoren, viel Rechenarbeit und ein sehr hypothetisches Ergebnis.
Nach dem zweiten Bier ist das unangenehm und lästig. Besser Fußballergebnisse und hard facts. Ich könnte mir vorstellen, daß Autisten nicht nur eine sprachliche Nähe zu Solipsisten besitzen:
Ich erreiche mein gesamtes Ich erst durch die Auflösung im Gesamten. Wie der liebe
Herr Dhonau das schön sagt, ist der Schritt in die Freiheit zugleich einer ins Gefängnis. Das Gehen, ein Fallen und sich fangen.
Zwischen Ich bin alles oder alles ist Ich ist kein Haarbreit.
Solipsisten und Autisten, zwei Seiten einer Medallie. Ein klares Beispiel bin ich mit meiner Vergesslichkeit. Ich kann mir nicht nur nichts Neues mehr merken, sondern vergesse auch Altes. Und ich bin nicht Senior und trinke auch kein quecksilberhaltiges Wasser! Stellen Sie sich vor in Sibirien zu leben im ewigen Eis ohne Jahreszeit und oft in völliger Dunkelheit. Da kann man leicht mal das Gefühl haben, daß es kein Außen gibt. Das bleibt hängen auf die Jahre. Da kommen mehr Gespenster im Jahr zu Besuch als Leibhaftige aus Fleisch und Blut ... und Wasser ... und Eis. Gespenstern scheint die Kälte weniger zuzusetzen.
Habe gestern nichts getan, bin aber nicht fertig geworden - so geht mir heute wieder der halbe Tag damit flöten. Wie soll ich da fertig werden? Und alles zu. Wenn mal nicht ich, dann die. Ich verbringe hilflos all die freie Zeit, ohne zu wissen, wo ich anfangen soll.
Diese Stille, dieser wohltuende Produktionsverlust. Die Vöglein zwitschern sanft, da sie keinen Autoverkehr mehr übertönen müssen. Ein Großteil der Bevölkerung nihiliert sich zu diesem Zeitpunkt gegenseitig auf Autobahnen und in Ferienparadiesen. Ferien haben die, das Paradies aber ist hier.
Ein Sonntag ganz zu meinem Vergnügen. Wer sich noch nicht an den See traut, wendet sich flanierend Richtung Innenstadt, wo die Eiskugeln wachsen. Das ist wunderbar, denn so bleibt es totenstill bei uns. Kein Technogesabber oder brüllende Kinder im Hinterhof. Kein heimlich Nachbartratsch, der die Brüstung hochkriecht. Mein Sonntag.
Nun lauscht auch mein Ohr den taktfreien Geräuschen der Tastatur.