Dienstag, 2. August 2016
Nano, der neue Dreck
Und da hat sie Recht, meine doch eher technikuninteressierte Kollegin. Mit dieser Nanotechnologie kommt doch nur wieder noch mehr Schmutz aufs Parkett. Kleine unscheinbare Partikel, die man noch nicht mal mehr mit Mikrofasertüchern oder dem Stahlbesen wegbekommt. Wo doch jetzt schon, trotz geschlossener Fenster, selbst im Urlaub Unmengen von Staub und Schmutz in unsere Wohnung eindringt, ohne dass wir erklären könnten, wo der denn herkommen sollte. Die Silberfischchen bringen ihn wohl nicht mit.

Jetzt also noch kleinerer Schmutz unter dem Kampfbegriff Nanotechnologie, vermutlich weil Atomtechnik nicht mehr so positiv besetzt ist. Das ist wie TTIP, das erst noch CETA oder TISA hieß, am Ende aber doch der gleiche Trick ist, um mir an die Wäsche zu gehen und mir noch mehr Geld aus der Tasche zu ziehen. Solch lausige Pseudowissenschaft kann nur mit kinetischen Impulsen bekämpft werden, seien es nun Ohrfeigen oder Fußtritte unterhalb der Gürtellinie.

Wir sind im Post-Post-Zeitalter angekommen. Die Post-Post, die einfach weg ist, weil nun auch der Supermarkt weg ist, in dem sie vorübergehend untergebracht war. Der Supermarkt war scheinbar nur ein Zwischenlager für jene ehemals verbeamtete Postfiliale, die nun im Nichts endgelagert wird, samt den bösen Atomen, die nicht ins Bild einer sauberen Nanotechnologie passen. Wir sind angekommen im postpostalischen Zeitalter der emails, in der Ära des Elektrons als Botenstoff, das kein Arbeitsentgelt oder menschenwürdige Pausen fordert.
Wir brauchen keine Nano-Autos, sondern eine andere Verkehrspolitik, wir brauchen keine Mikroorganismen, die unser Plastik fressen, sondern einfach kein Plastik mehr. Sonst wird es uns bald gehen wie der Post, die die maximale Winzigkeit bereits erreicht hat.

Wir haben uns inzwischen heruntergearbeitet auf einen Mindestlohn und die Molekularebene der Idiotie, die meint, dass wir mit noch mehr Technologie die bisherigen Umweltsünden wieder ausbügeln könnten. Bakterien, die sich vom Ölfilm auf dem Golf von Mexiko ernähren und andere, die aus dem Nichts billiges Benzin hervorzaubern. Nanopartikel, die uns vor dem schützen, was wir letzte Woche noch erfunden haben. Killer gadgets, die den genetical underground im Zaum halten.

Liebe Kollegen, dont drink the cool aid! Meine Kollegin hat da vermutlich mehr Technikverstand als die over 5000 Quantenphysiker und Nanotechnologen. Wir brauchen keine Mass, die in ein Schnapsglas passt, und wir brauchen nicht noch kleineren Dreck. Wir brauchen einen stabilen Bierpreis und eine gemütliche Umgebung ohne drängende Fortschrittsgedanken, die uns erlaubt, die Mass in aller Ruhe zu trinken. Mehr nicht.

Skype Mitbegründer Jaan Tallinn findet das übrigens auch.
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Donnerstag, 21. Juli 2016
Meine erste Wurst: Darmgrippe und Rebirthing
"Einmal die 1 auf 00, bitte." Auf dem Weg zum Ziel verliert er fast schon die Hälfte seines Körpergewichts im Flur. Unser Reporter Maria Di Ficciano berichtet live von der EM der Würste.
"Ich scheiss auf die Toilette! Das kann doch nicht sein. Trotz Ballbesitz kackt er im Mittelfeld total ab. Der Torraum bleibt völllig unbefleckt. Dafür ist das Mittelfeld ein totaler Saufhaufen. Eine Anhäufung von Fehlpässen sozusagen."

Bei Darmgrippe wirkt jegliche Politik und selbst der sonst so zentrale Sport plötzlich fern und zweitrangig. Ganz vorne steht die Verdauung, bzw deren Persönlichkeitsstörung. Man wird gebeutelt von fremden Mächten, von Fieberattacken und Krämpfen aus einem unbekanntem Innerem, das man sonst eigentlich nie spürt, als würde man aus dem eigenen Inneren angegriffen, das sich hinter Darmwänden verbarrikadiert, eine Koalition, die zerbricht. Ein Bein könnte man sich noch abschneiden, aber die Mitte des Körpers, die will man nicht verlieren. Jegliche Gegenwehr scheint ausgeschlossen. Eine Appeasement-Politik wie Brot für die Welt ist da der falsche Ansatz.

Kaum ist es drinnen, kommt es unten und oben schon wieder raus. Die Nudel hängt noch an der Lippe und wird trotzdem am anderen Ende etwas verfärbt wieder sichtbar. So lang war die Nudel noch nie. Wie lässt sich das medizinisch oder physikalisch erklären. Lichtgeschwindigkeit wirkt da wie die rechte Spur auf der Autobahn. Aus der Schüssel in die Schüssel, ohne gefühlten Zwischenwirt. Man kann wirklich von großem Glück sprechen, dass die Ohren da nicht mitmachen. Es wäre wahrhaftig kein Ohrenschmaus.
Das Clopapier kann man sich an solchen Tagen eigentlich sparen oder man ißt es gleich mit. Es bleibt einem nichts, als den Konflikt durch devotes, passives Verhalten auszuhungern.

Wirklich schlimm ist vorwiegend der psychologische Effekt, der vollständige Kontrollverlust. Wenn man nach einem langen Leben wieder die Macht verliert, über die eigenen Ausscheidungen zu herrschen, wieder Kleinkind wird, sich diesmal aber, durch die Mühle der Zivilisation geprägt, die Windel zurückwünscht, die man jetzt natürlich nicht zur Hand hat. Aus solch einem Moment heraus muss der Ausdruck "Am Arsch sein" entstanden sein.

... nach Tagen dann, nachts um 12, die erste Wurst. Wie ein Aal, der auch nur einmal in seinem Leben laicht, nach einer 5000km-Reise zur Saragossa-See, flutscht die Wurst ins Brackwasser der Toilettenschüssel. Die Speerspitze der Reconquista, die Wiedergeburt des Ich. Man möchte sich jetzt eigentlich gleich ein Bier aufmachen im Siegestaumel. Ein Weißbier, wegen der gesunden Hefe. Und schon gehts wieder los.
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Samstag, 16. Juli 2016
Erste Bodengewinne - Grenzverschiebungen der Wahrnehmung
1. Links und Rechts heissen jetzt Oben und Unten. Ost und West heissen jetzt Nord und Süd.

2. Nachdem man dem Glauben anhängt, dass Amokläufe wie der in Nizza oder Orlando im Rahmen einer terroristischen Strategie von islamistischen Fundamentalisten begangen wurde, werden die Schulmassaker in den USA von Columbine bis Sandy Hook nun als christlich-fundamentalistische Terroraktionen eingestuft.

3. Der Militärputsch in dem NATO-Mitgliedsstaat Türkei ist jetzt ein NATO-Putsch mit dem Amerikaner Fethullah Gülen an der Spitze?

4. Die USA hat sich als Unterstützer terroristischer Gruppen wie Al-Quaida selbst verurteilt und wird sich spätestens mit dem Wahlsieg Trumps im eigenen Land inhaftieren, nachdem der internationale Strafgerichtshof die USA bis heute nicht anerkennt.

5. Die deutsche Regierung wird eine Minderheitenregierung bilden. Dass sie sich rein stimmentechnisch eigentlich nur noch selbst vertritt, reicht bis heute leider noch nicht zu einer Absetzung.

6. Nusschnaps wird billiger und in den rückeroberten Gebieten wie Wassser und Luft zu Allgemeingut erklärt.
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Sonntag, 10. Juli 2016
Auf Feindsuche oder des Gärtners Blutspur
Brandneuer Blitzmelder: "Soeben erreichen uns erste Funksprüche, dass durch unseren Superaufklärer und Verbindungsoffizier kiezneurotiker, den wir bei Waffenkäufen im Baumarkt rekrutieren konnten, Einheiten der Organisation Feynsinn, die mit mythischen Kämpfern wie dem Spiegelfechter, der scheinbaren B-Waffe Hirnfick 2.0 und hartelinietypischen Truppenbewegungen wie der flatter (die morgendliche Flatter nach dem Entzug) aufwarten, sich uns anzuschließen versuchen. Also eine mehr als schlagkräftige Truppe. Wir werden all unsere Kampfkraft und mehrere Divisionen unserer Horden ins Feld werfen, um den Erstkontakt mit diesen freundlichen Truppenverbänden nicht abreissen zu lassen, und uns zu Ihnen durchzuschlagen wie durch Grappa-Mousse.

Eine erneute Teilung der Ostfront wird nicht hingenommen, sondern unsererseits die feindliche Frontlinie durchbrochen. Bei den derzeitig blendenden Leberwerten lassen sich vielleicht schon morgen erste positive Meldungen verlautbaren."


Ab durch die Hecke huscht das Vorkommando der Bodentruppen der knallhartenlinie. Lediglich auf den Bildschirmen der öffentlich-rechtlich-Privaten ist der Feind zu sehen. Dort allerdings in seiner ganzen Körperbreite und rund um die Uhr. Wenn man aber mal vors Haus geht, ist er nicht da. So möchten wir Ihnen durch diesen kurzen Livebericht einen Lichtblick durch den Dschungel bieten, der uns bisher die Sicht für das nötige Sperrfeuer verstellt. Begleitet von unser bisher einzigen militärischen Aufklärungsdrohne, der Schnapsdrossel, kämpfen sich mutige, in olivegrüne TexStandard-Camouflage gekleidete Brigaden Richtung Osten.

Durch Hartriegel und Dornbusch, von Rosendornen geküsst, der Kretzmilbe näher als der gefürchteten Zecke. Auge in Auge mit der jungen Vogelbrut spreize ich meine Hautfetzen an den Knochen durch die Hecke. Die Nähe zur Natur kann manchmal auch zu nah sein. Von aussen bohrt sich die Brombeere ins Fleisch, von innen die Gartenschere ins Hosenbein.

Die Benziner-Heckenschere rasselt und qualmt, selbst zwischen Sommerflieder und Jasmin riecht es wie auf der Autobahn. Und just als ich über Kopf arbeite, öffnet sich der Tankdeckel. Das wär mal ne brandheisse Schlagzeile: Bodentruppen der hartenlinie machen Bodengewinne durch Selbstverbrennung. Aber schmutzige Ersatzwäsche liegt glückerlicherweise immer über den ganzen Fussraum im Auto verstreut, zwischen WD40 und Schneeketten. Hier wird nie ausgeräumt, sondern nur von hinten nach vorne verstaut und vice versa. Ja, die Winterreifen sind natürlich auch noch drauf, weil man seine Zeit eben lieber bis Sonnenuntergang im Gebüsch verbringt, um sich nicht unnötig der Sonne und der allgegenwärtigen Gegenüberwachung auszusetzen.

Insekten, von der Zecke und Kretzmilbe mal abgesehen, teilen nicht gerne, auch nicht das Revier. Im stummen Eck bodendeckt die Taubnessel als Hummelmagnet. Doch selbst Biene und Wespe zählen eher zur friedlichen Sorte, wenn man die Gastfreundschaft der Griebelmücke als Vergleich heranzieht. Zum Frühstück und Abendessen gibt es bei Griebelmückinger nämlich Blutsuppe, die sie nicht absaugen, wie der anständige Mosquito, sondern sich einfach reinbeissen bis der Lebenssaft fliesst. Wer sich dieser Tortur zweimal täglich je 2 Stunden wehrlos ausliefert, muss sich nicht wundern, wenn abends das Bein vom Allergieschock anschwillt, als müsste man augenblicklich amputieren.

Man möchte, meine ich, meinen, je kleiner desto gemeiner. So bedienen sich Ameisen so perfider Methoden wie des Quantensprungs oder des Wurmlochs, um einen von Kopf bis Fuss einzudecken, sobald man ihr Nest auch nur betrachtet. Eine wirklich elende Megastruktur, diese Ameisenunkultur. Wen man leider gerne öfter sehen würde, wie die Schnecke oder die Wühlmaus, um sie mit der Harke zu erledigen, zeigt sich fast nie. Kulturlebewesen schlafen nachts.

Rein physionomisch muss man feststellen, dass die Welt, die stets so gelobt wird für ihre Ordnung, durchaus nicht immer logisch ist. Beispielsweise liegt, steht oder schwebt beim Vordringen in feindliche Gartengebiete immer alles am Boden oder über Kopfhöhe, nie in Handhöhe. Das zwingt einen zu Bewegungen, die selbst beim Ballet oder Yoga verboten sind. Da nützt einem abends, wenn die Wirbelsäule durchhängt, auch die Idealhöhe der Arbeitsplatte in der Küche nicht mehr viel. Ganz im Gegenteil, der Begriff Idealhöhe wirkt dann geradezu zynisch. Der Rücken würde schmerztechnisch lieber mit den Händen im Mülleimer verweilen.

Ebenso wie den medial aufgerüsteten Feind, sehen Sie unsere Unkrautsoldaten nie. Selbst zu Zeiten der Waffenruhe, wenn sie es nicht mehr über die Tischkante hinaus schaffen. Die Reconquista des Girsch und ihrer Natoverbündeten, der Krieg im Garten, das Vorspiel zur großen Schlacht, bleibt dem Mitstreiter in der Heimat verborgen. So bitten wir Sie dennoch, uns weiterhin mit Ihren großmütigen Nusschnapsspenden zu überschütten, um wirklich gut durchpromillisiert dazustehen, wenn unsere Vorhaut den ersten Feindkontakt meldet und es endlich zum finalen Schlagabtausch kommen wird. Spätestens ab dem 8./9.Juli ist schließlich auch mit den vier gesamtdeutschen Bataillonen in Polen und im Baltikum zu rechnen. Das war gestern, also bleiben Sie einschaltbereit. Und nochmal danke für den Schnaps.
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Mittwoch, 6. Juli 2016
Blitzkriegmeldung:
Nusschnaps pflastert seinen Weg

Was wir aus dem ehemaligen Versprechen der 35-Stunden-Woche gelernt haben ist, dass wenn es jemals zu dem Punkt kommen sollte, dass ein Großteil der Weltbevölkerung nicht mehr notwendig wird, wenn ihre Arbeitskraft nicht mehr gebraucht wird und sie so überflüssig werden, dass sie eigentlich nur noch das ganze Grundwasser und das knappe Bier wegsaufen und die letzten Naturreservate bedrohen, dann ist es bereits 5 nach 12, dass dieser Teil der Weltbevökerung jene eleminiert, ehe jene das mit ihnen tun.

Da haben wenigstens Sie, sehr geehrte Frau lalol, voll ins Schwarze getroffen. Der Nusschnaps geht zur Neige. Der Nachschub hat Probleme an der Grenze, bzw schon kurz davor in Kufstein seit das letzte Teilstück der Autobahn nun doch mautpflichtig ist. Und seit neuestem ist da auch noch Tempo 40!!! Was für eine Art Geschwindigkeit soll das denn sein: 40?! Man kommt nicht vorwärts, aber jeder Angefahrene ist trotzdem tot. Eine neoliberale Geschwindigkeit, wie mir scheint, also der worst case für alle Beteiligten.
Tja, durch dieses Nadelöhr muss sich also unser Nachschub kämpfen bis weit an den Ural. Der Zustand der Straßen spielt da keine Rolle mehr, wenn alles verstopft ist. Ich denke, vorübergehend könnten wir die Schnapsreserven im Feindesland konfiszieren, doch mit B-Ware lässt sich eben kein Krieg gewinnen und noch nicht einmal ins Endlose hinauszögern.

Sollte sich dieses logistische Problem nicht schnell lösen lassen, werden wir wohl demnächst auf Ihren Beitrag beim Schnaps-Funding angewiesen sein. Kaufen Sie also gerne schon mal paar Batterien Hochprozentigen für die Hilfsaktion von der Heimatfront namens "Die Nuss Muss vor".

Man kann viel lernen aus der Geschichte der Ostfeldzüge, von Napoleon bis Hitler. Doch wenn wir der 'Nato-Übung Anakondo' einen letalen Dolchstoß versetzen wollen, um unser nordkoreanisches Brudervolk aus dem Würgegriff zu befreien, müssen wir mit anderen Mitteln kämpfen als mit Frauenkleidern, wie der böse Adolf das zu tun gedachte: "Ich habe wieder jenen Rock angezogen, der mir selbst der heiligste und teuerste war. Ich werde ihn nur ausziehen nach dem Sieg. Oder ich werde das Ende nicht mehr erleben." Den Rock hat er offensichtlich angelassen.

In diesem Sinne darf ich Sie beruhigen, Herr Prieditis. Wir werden nichts mehr aufbauen. Von welchem ausländischem Kapital auch. Hat doch keiner mehr was ausser Schulden. Wir sind ja keine Denkmalschutzbehörde und uns ist wohl bewußt, daß, so man den Denkmalschutz immer schon vollzogen hätte, es niemals genug Platz gegeben hätte, Plattenbauten oder einen neuen Berliner Flughafen zu errichten. Wir sind in unserem Kriegswillen bereit, selbst die Alpen zu opfern, um nur eine ausreichende Nusschnapsversorgung zu gewährleisten. Vielleicht ham se ja dann Lust, auch mal ne Runde mitzuradeln auf unserem Feldzug. Ich glaube, die Welt braucht kein Kufstein und auch keine Skigebiete, für die es schon lange keinen Schnee mehr gibt. Wir brauchen die Schneekanonen vielmehr, um an der Ostfront eine historische Winteratmosphäre zu schaffen. 'Climate wars' sind die zeitgemässe Antwort auf eine Affront wie ihn die NATO vom Nordantlantik auf die russische Festlandplatte getragen hat.

Mit Rumbatumba Tätarä geht es im gemütlich Dubstep also gen Osten. Gegen wen den sonst, wenn man sich selbst als Westen schimpft. Wir hätten uns ja auch viel passender Norden nennen können, aber gegen Süden möchte man lieber mit dem eigenen Auto als mit dem Panzer. Also nach Osten zu den 31 Tausend Kollegen, wo wir dann sehen werden, was uns erwartet und wie wir uns mit denen verstehen. Da sind alle Kanäle noch offen, nur der für den Schnaps hat Probleme.
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Sonntag, 3. Juli 2016
Bodentruppen in schneller Vorwärtsbewegung Teil 2
Erster Feindkontakt, zumindest Audiokontakt. In der Ferne rumpelt es wie fernes Gewitter.
"Nicht schon wieder Russlandfeldzug," meckern die wenigen Halbnüchternen der Truppe. "Das haben doch schon ganz andere erfolglos probiert." Und wieder muss ich in einer der endlosen Schnapsrunden erklären, dass man einen Krieg nicht gewinnt, indem man den Feind besiegt. Das Gute am Krieg ist seine Kontinuität. Es ist ja auch kein schmutziges Spiel, sondern Profitgier und die Abwesenheit jeglicher Emphatie gegenüber anderen. Wiktor But, Lord of War, Händler des Todes, steht nur beispielhaft für all jene, die aus dem Waffenhandel profitieren. Eigentlich scheint er nur das Aushängeschild zu sein, ein billiges Klischee, denn die wirklich Profiteure kommen prinzipiell eher im Anzug, als im Kampfanzug.Kein Spiel, sondern das gezielte und fortwährende Hinmetzeln im tiefen Schlamm der Profiteure.

Wir Bodentruppen sind nur die billigen Bauernopfer und das Kanonenfutter dieser Herrschaft der endlosen Krise. Je mehr Terror und Angst, desto mehr Klein- und Großkaliber, desto mehr Material lässt sich aufs Schlachfeld schmeissen und desto mehr wird verdient. Mit Panzern, die rostend in der Kaserne dahinvegetieren, lässt sich heutzutage kein Kapitalismus mehr rechtfertigen.

Aus dieser Büchse der Pandora kommen eben nicht nur unser staatlich legitimiertes Mörderregiment, ob nun mit Blauhelm oder SS-Uniform, sondern aus der Büchse kommt auch die Hoffnung, dass man diese Kriege gegen die Drogen, gegen den Terror, gegen die Russen und Chinesen auch irgendwann gewinnt, die Hoffnung, die sich aber nie erfüllt. Weil das das Ende wäre, vom Krieg und somit von der Rüstungsindustrie, ihren Zulieferfirmen, das Ende aller Berufssoldaten und Generälen, das Ende allen Drogenhandels, der Prostitution, der Geldwäsche, das Ende der Banken und im Grunde das Ende aller Machteliten.

Wie General Smedley D.Butler schon zwischen beiden Weltkriegen in seinem Buch "War is a Racket" schrieb:"War is a racket. It always has been. It is possibly the oldest, easily the most profitable, surely the most vicious. It is the only one international in scope. It is the only one in which the profits are reckoned in dollars and the losses in lives. A racket is best described, I believe, as something that is not what it seems to the majority of the people. Only a small 'inside' group knows what it is about. It is conducted for the benefit of the very few, at the expense of the very many. Out of war a few people make huge fortunes."

Die Frage ist immer: cui bonum - wem nützt es. Und weil sich das in aller Offenheit schlecht rechtfertigen lässt, dass sich so wenige auf Kosten aller anderen so widerlich bereichern, beginnt eben jeder Krieg mit einer Lüge. Desshalb darf ich meinen Bodentruppen versichern:"Moskau ist nicht unser Endziel. Macht euch da mal keine Sorgen. Wichtig ist nur, dass wir marschieren. Unser Ziel ist einzig, den Feind in Angst und Terror zu versetzen."
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Montag, 27. Juni 2016
Bodentruppen in schneller Vorwärtsbewegung
Blitzkriegmeldung der hartenlinie: Aufgrund der aktuellen Bedrohungslage in Polen, haben sich massive Truppenteile vom Tresen des schleswig-hollsteinschen Städtchens Gleiwitz entfernt und marschieren dem Feind entgegen. Das Nato-Manöver Anakonda, das den Namen Manöver nur als schlechte Tarnung vor sich herwälzt, hat die Grenzen der Komfort-Zone unseres nordkoreanischen Brudervolkes überschritten. Die Würfel sind gefallen und zwar mir auf den falschen Zeh. Die Zeit der Demütigung und der anhaltenden Agressionen hat nun ein Ende. Für uns sind nicht nur die Leberwerte innere Werte. Unser Volk braucht wieder Fühlung, echte Sensation, und nicht nur Videospiele und Toastbrot. Ab heute lässt sich der Korken nicht mehr zurück in die Nusschnapsflasche drücken. Ab heute werden die Feinde des Volkes die breite Seite der hartenlinie kennenlernen. Prost


A world in motion. Und mit Motion meine ich Bewegungen, die über die 100km-Marke hinausreichen. Also nicht die Emotion, die derzeit die Debatte rund um das Elektroauto hervorruft, denn mit einem solchen läßt sich kein Krieg gewinnen und bei den derzeitigen Strompreisen noch nicht einmal finanzieren ...

Insbesondere in der neuen Heimat der Sturzflut, dem niederbayrischen Schwemmland, schaut man inzwischen lieber aus dem Fenster als in den Fernseher, um informiert zu bleiben. Die Realität vor Augen bewegt sich inzwischen viel schneller als die etwas eingerosteten Medien.

Der Nachbarort wird von den Fluten verschlungen, noch ehe die aktuelle Wetterlage übers Netz nachgereicht werden könnte. Kaum entscheidet sich Schottland für ein 'Remain', geht England raus. Wales und Island machen den Europameistertitel im Kicken unter sich aus. Heute noch bester Freund ist die Türkei morgen schon ein Dorn im Auge, Israel findet sich bereit, die medizinsiche Versorgung der fundamentalislamistischen ISIS zu übernehmen, und die ägyptischen Träumer vom Frühling sehen sich beim Aufwachen bereits mit einer noch massiveren Diktatur konfrontiert. Nur das Testbild der hartenlinie bleibt oft über Wochen statisch, weil man mit dem Schreiben garnicht mehr hinterherkommt.

Irgendetwas scheint da ausser Kontrolle geraten zu sein, und wenn es auch nur unser Weltbild ist.

Was marktet da so spät durch Nacht und Wind, die Eiserne Faust mit ihrem Kind, dem freien Markt und ihrem erhobenem Gichtfinger, der sagt: Wehret Euch nicht. Was soll man davon halten? Ist die Welt im fast schon vergessenem Krieg gegen die Drogen selbst komplett auf Droge?

Der freie Markt und die Zweiparteienlandschaft schien unverändlich wie die vier Jahreszeiten. Und plötzlich regiert der Mob in Europa. Das Movimiento 5Stelle stellt die Bürgermeister in Turin und Rom. In Spanien ist für Podemos eine Regierungsbeteiligung nicht gut genug, nur in Bratwurst-Country bleibt es mit der AfD irgendwie unappetitlich rechtslastig.

Selbst in Frankreich kann weder der Nobelpreis für den Bürger, die Gasgranate, noch die Fifa das unwirsche Volk von der Strasse halten. Die Strategie des lokalen Abbrennens von Protesten wie in Stuttgart etc scheint aus dem Ruder zu laufen. Selbst die sonst so überraschungsarmen Briten machen der Globalisierung einen Strich durch die Rechnung.

Erst lädt man die Flüchtlinge ein, verflucht aber die Schlepper, wundert sich dann, dass Otto Normalverbraucher die AfD wählt und sperrt die Grenzen zu, versucht die Fluchtursachen durch noch mehr Waffenexporte irgendwie in den Griff zu kriegen, weicht die Arbeitsgesetze bis zu Unkenntlichkeit auf und wundert sich dann über die Arbeitslosigkeit, möchte die Dritte Welt entwickeln, während man die Grossbetriebe durch massive Subventionen am Abwandern dorthin zu hindern sucht.

Da darf man sich eigentlich nicht wundern, wenn man in einer geschlossenen Anstalt noch die vernünftigsten Ideen zu Tage fördert. In den Think Tanks der hartenlinie darf gerne scharf geschossen werden. Wie aber soll ich meine Bodentruppen bei dieser massiven Zersetzung des Sozialen noch in den Kasernen halten, frage ich Sie. So lässt sich ein Volk selbst bei einem Pizzapreis von 1,99 nicht mehr ruhig halten, geschweige denn bei in China produzierten Adidasschuhen für 69,99.

Ich vermute, wie schon vermutet, dass das Volk auf die Strassen gelockt werden soll, wo die entsicherten Privatarmeen bereits Position bezogen haben. Lustig wird es jedenfalls nicht, selbst wenn wir versuchen, die uns regierenden Soziopathen in die Arme zu schliessen. Dafür ist der Krieg, die Folter und all jene Neufassungen des Terrors schon zu sehr zum Normalzustand geworden.

Ich werde mein Projekt der Dezivilisierung wohl neu überdenken müssen, aber eine Entsozialisierung ist mit mir nicht zu machen. Ich spreche mich gegen eine Erstürmung der Bastille aus. Ich finde, wir sollten nur andere darin inhaftieren.

Als Pre-Update mögen die sehr klugen Worte des Stratfor Chef George Friedman den Weg weisen.
Während Herr Gauck nicht in der Lage zu sein scheint, die Sache etwas diplomatischer auszudrücken: "Die Eliten sind garnicht das Problem. Die Bevölkerung sind im Moment das Problem."

Update 28.06.: Unsere Truppenbewegungen kulminieren in einer klaren Dolchstossrichtung. Ausgehen von Gleiwitz in Schleswig-Hollstein arbeiten wir uns, der Strategie der verbrannten Erde folgend, nach Osten hin vor. Die Direktive wird vorwiegend von feindlichen Störsendern wie Jens Stoltenberg vorgegeben, dem zur Nato-Osterweiterung, mit der es nie ein russisches Ja zur deutschen Wiedervereinigung gegeben hätte, zum Putsch in der Ukraine, der von westlichen Sicherheitsfirmen und Organisationen unterstützt und finanziert wird, und zum massiven Manöver Anakonda an der der russischen Grenze, nichts anderes einfällt, als "Here in Europe, we see a dangerous pattern of Russian behaviour: annexation, aggressive actions and intimidation.", wie eben auch Hitler den Überfall auf Polen, bzw. den kompletten Ostfeldzug mit den Worten "Seit 5 Uhr wird zurückgeschossen" mit einem fingierten Überfall der Polen auf einen deutschen Radiosender verkauft hat. Verglichen mit solchen Kriegstreibern ist selbst die so verhasste AfD eine Partei für Frieden und Toleranz. So schmutzig wie sich unsere derzeitigen Politiker verhalten, kann man sich in seiner blühendsten Fantasie kein Bahnhofsclo vorstellen.

Im Nachtrag möchte ich mich dann doch auch mal zur Krise in der Ukraine kurz äussern, wenn ein Polemiker wie Stoltenberg in dieser Sache von einer Invasion spricht.
Die Krim wurde schließlich nicht okkupiert, sondern hat sich nach einem Putsch durch ein Referendum angeschlossen. Zudem besteht ein Pachtvertrag für die in Sewastopol stationierte Schwarzmeerflotte. Der bis 2017 bestehende Pachtvertrag wurde 2010 trotz Rauchbomben und Schlägereien bis 2042 verlängert, so die Deutsche Welle.

Wer dem ehemaligem Geheimdienstchef Jakamenko bezüglich der gezielten Eskalation auf dem Maidanplatz keinen Glauben schenken will, möge sich den Beitrag von IT-News zu Gemüte führen und wer es ganz genau wissen will, sollte sich die sehr deutlichen Worte des Stratfor Chefs George Friedman nochmal reinziehen.

Mit der rechtswidrigen Anerkennung des Kosovo hat man sich ein völkerrechtliches Ei gelegt, das nun mal ausgebrütet ist und in seiner vollen Blüte steht. Das Referendum auf der Krim hatte im Vergleich hierzu zumindest noch einen demokratischen Anklang.

Wer also extraterritoriale Gefangenenlager in Kuba baut, rechtlose Kombatanten in syrischen, polnischen, thailändischen Gefängnissen foltern lässt und Afghanistan angreift, weil er dort den Drahtzieher eines Terroranschlags, den er selbst hochfinanziert hatte, vermutet, bzw den Irak wegen angeblichen Massenvernichtungswaffen, die man ihm Jahre früher selbst verkauft hat (für den Einsatz deutscher Hubschrauber beim Giftgaseinsatz gegen die irakischen Kurden 1988 ich noch persönlich vor den Toren MBBs demonstrieren durfte), in Grund und Boden stampft, dem darf man getrost jegliches moralische Bewußtsein absprechen. Für solche Leute ist in der Bastille kein Platz mehr frei, deren Schicksaal muss an den Wänden der Bastille vorverhandelt werden, im Sinne einer präemptiven Justiz.


Nur beiläufig sei hier auf die hintergründigen Tätigkeiten eines Herrn Soros und ähnlicher Organisationen wie der Ford Foundation hingewiesen. Zu Soros Open Society Foundation ließt man bei Wikipedia ziemlich deutlich, mit welchen Mitteln heute verfeindete Staaten erobert werden. In der Ukraine hat das mit Klitschko und einer weiteren farbigen Revolution nicht so geklappt, wesshalb man zum etwas unappetitlichen Mittel eines faschistischen Putsches greifen musste. Oder sehen Sie sich mal die Sponsorenliste des ICIJ [International Consortium of Investigative Journalists] an, das in den Panama Papers neben chinesischen und nordkoreanischen Herrschern nur einen Herrn Putin. Mit der Süddeutschen Zeitung im Schlepptau, der irgendwie nicht aufzufallen scheint, dass die USA inzwischen zur Steueroase Nummer Eins wurde und Deutschland gleich vier Plätze dahinter, und die nicht auf die Idee käme, dass In 2012 for example US companies reported $80 billion of profits in the tiny island of Bermuda – more than their reported profits in Japan, China, Germany and France combined.

Für diese Presse besteht Russland aus Hooligans mit einem soziopathischem Präsidenten, ist investigativer Journalismus und Berufsethos ein Feindbild und ist es kein Problem, dass neben der Bundeskanzlerin vermutlich das komplette Parlament von befreundeten Mächten abgehört wird. Für diese Presse ist Snowden ein Überläufer und irgendwie scheint sie nicht mitgekriegt zu haben, dass er in Russland bleiben muss, weil ihm sein Pass entzogen wurde. Für diese Presse sind die ehemaligen Nationen des Kreuzrittertums die Kämpfer für Recht, Demokratie und edle Werte. Und dass sie da schön nahe am Ball bleiben, dürfen sie im Sinne des emebedded journalism gleich mit rein in die Bastille.
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Donnerstag, 1. Oktober 2015
Das Bier ist deutlich zu teuer.
Ich will mal etwas deutlicher werden. Das Bier ist zu teuer. Ich denke, das ist der Hintergrund aller derzeitigen Misslichkeiten. Kein Wunder, dass viele Angst davor haben, dass jetzt laute Menschen moslemischen Glaubens ins Land drängen, weil sie der hohe Bierpreis fast willenlos ansaugt, weil sie fälschlicherweise denken, wo Alkohol viel kostet, wird wenig getrunken. Aber falsch, die Wiesn ist eine Trinkmaschine. Weniger Trinker, aber mehr Bier. Die wenigen übriggebliebenen Gäst saufen sich den Frust von der Seele, weil sie so alleine stets von der Bierbank fallen. Der Untergang des Abendlandes, Oswald Spengler, hä, schon mal gehört geschweige denn gelesen? Ein Großteil unserer Bevölkerung lebt doch noch im Zeitalter der Kreuzzüge, andere wollen neuerdings wie in der Steinzeit essen. Und so nehmen sie auch ihre Umwelt wahr. Mit einer Quoteneinwanderung, siehe Kanada, wäre das nicht passiert. Das kennt man in München vom Oktoberfest: wer nicht vorreserviert hat Pech gehabt, passen eben nur so und so viele rein. Dann noch ein paar walk-ins und das wars.

Inzwischen kann so manch zugewanderte Lederhosn nicht mehr von einer einheimischen unterscheiden, so grindig, so dreckert, so speckig. Nur am rotkariertem Hemd lässt er sich noch ausmachen, der Erbfeind. Weil wer in Bayern rot getragen hat, als Mann oft kein gutes Leben und ein schnelles End gefunden hat, ermordet wie Kurt Eisner, Erich Mühsam, Gustav Landauer, Rudolf Egelhofer, sowie Max Levine. Wenn ich das so schreibe, überkommt mich der Gedanke, dass in Bayern ganz unbemerkt so viele Menschen von der Bildfläche verschwinden, statistisch gesehen scheinbar ehrliche Trinker, die uns mit Sicherheit vor einem Nichttrinker wie Hitler gerettet hätten. Und um diese Lücke zu schliessen, müssen wir die Stadttore öffnen. Das Bier muss viel billiger werden und die Wiesn muss in die Innenstadt. Dann hat München seine Ruhe.

Kritik, aber bitte. Dafür bin ich offen wie ein Wiesnzelttor am Eröffnungssamstag. Ich will hören, was bei mir nicht passt und dererlei. Dass ich drauf reagiere, finde ich ganz normal. Man kann sich schon für die Wiesn interessieren. Die einen finden es eklig, die anderen zünftig. Die Geschmäcker sind so verschieden wie das Bier auf der Wiesn. Lack wie die Maisacher Perle aus dem Holzfass kommt es in übergroßen Humpen, die sich Mass schimpfen. Und es ist zu teuer. Sonst würde ich nur Prachtfotos von der Wiesn posten. Ist doch schrecklich, wenn dir die Chinesen die Gärtnerstrasse wegkaufen und Ende September auch noch alle kommen, um dir das Bier und damit die Plätze wegzusaufen.

Dafür hat also plötzlich jeder Geld, um mir die Wiesn zu versauen. Die ganze Welt könnte man damit retten, aber nein, es wird investiert, um meine sonst zauberhafte Heimatstadt mit all diesen seltsamen Urin-
stinkten zu konfrontieren. Wenn man da mal nicht deutlich werden darf. Hier im Land des Herren, wo Schweigen der Urdialekt ist. Weil gesagt hab ich ja nix und nix wird man wohl noch sagen dürfen.

Ich finde es zünftig, weil eklig. Ich marschiere völlig nüchtern durch die östliche und westliche Toilettenstraße und erinnere mich an meine eigene, tollkühne Jugend. Zwischen Himmel und Hölle auf dem Kotzhügel liegend. Der Himmel ist der Rausch, die Hölle seine Nebenwirkungen. So sammelt sich hier alles, was sich befreien möchte, entlasten. Hier sammeln sich also die Wiesnteilnehmer, die es nur über einen Umweg hierher wieder zurück in den Himmel schaffen oder einfach heim ins Bett.

[fehlendes Bild vom Kotzhügel 1989]

Mit nem Navi im Handy wäre uns früher vieles nicht passiert. Jedenfalls fehlt mir Dokumaterial von damals, um zu beweisen, dass es sich 2015 um die braveste Wiesn meines Gedenkens handelt. Wollen wir hoffen, dass der von einer Bierkutsche überrollte junge Mann als Zeitzeuge diesen historischen Moment überleben wird. Selbst der Papst scheint bereits dieses Jahr gekommen zu sein. Dabei ist doch der Endsieg der Bodentruppen der hartenlinie erst für nächstes Jahr angesetzt. Ich dachte, ich hätte das im vorigen Blogeintrag deutlich gemacht. Da muss was bei der Korrespondenz schief gelaufen sein.

Hier läuft so einiges schief dieser Tage, das Bier in den Humpen, das Bier in den Mägen auf schwammigen Beinen, die Korrespondenz mit dem Vatikan und das Projekt der Dezivilisierung, der Prozess der Dezivilisation, ganz im Hinblick auf Norbert Elias und seiner Warnung, dass uns die ewige Zivilisierung noch in den Ruin treiben wird. Die Wiesn trocknet aus, befürchte ich. Desshalb ist die Wiesn so teuer. Weil sie rar wird.
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Donnerstag, 24. September 2015
Wiesn 2015 und rundherum
1. Bier

1.1. Wiesn 2016

Wiesnsimulator 2016 - Der Pabst muss auf die Wiesn

1.2. Wiesn 2015

Bierealismus - eine quantenphysikalische Herangehensweise an die Wiesn 2015

1.3. Gastbeitrag aus den Truppenteilen

Über das Kotzen hinaus - ein Gastbeitrag von Kalle Bargeld

1.4. Beerboarding ua

Neue Ideen von der Linienführung

Das kotzt mich an - der Brezensalzer in Verruf

Scheiss auf Weihnachtsgeschichten ... Wiesngeschichten, da glaubt noch jeder dran

Der Biergärtner

Kotzen, scheißen, pissen - die Über-Wiesn und das Ich


2. Sex
heb ich mir für unterm Jahr auf. Mann kann eben nicht alles auf einmal haben, wie Sex und Orgasmus. Geplant ist eine Porno-Serie.

3. Flüchtlinge kommen auch noch ...



Wiesnsimulator 2016 - Der Pabst muss auf die Wiesn

Ein eisiger Montagmorgen im Frühjahr 2016. Das EK1HL trifft sich um 5:45 zur Einsatzbesprechung in der für die Öffentlichkeit noch geschlossenen Eckkneipe 'Der Flaschenöffner' (Name von der Redaktion geändert). Unter strengen Sicherheitsauflagen durften wir ein Training des Einsatzkommandos der hartenlinie am Wiesnsimulator miterleben.

Der 50jährige ehemalige Drogensozialarbeiter ist heute der führende Offizier der eingeschworenen Truppe, den Bodentruppen der hartenlinie. "Bei unseren Einsätzen agieren wir vorwiegend alleine, oft verteilt über mehrere Zelte. Aber für den Teamspirit sind unsere Übungen im Verbund unerlässlich. Besonders am Wiesnsimulator kommt da immer richtig Stimmung auf."

Den Wiesnsimulator gibt es in verschiedenen Modellen. Für Familien, Singles, U16 (Modell 'Call of Beer'), aber auch für ältere Menschen ('Die alte Wiesn') und im Profimodell 'Tao', das selbst kampferprobte Soldaten wie Herbert und das EK1HL im hardcore mode an die Grenze der Leistungsfähigkeit bringt. Knallhartes Saufen bei mehreren Atü Druckluftbetankung mit bis zu 16 Personen gleichzeitig in der Miniaturausführung eines Bierzeltes. Geraucht werden darf auch und man sitzt förmlich vor seiner persönlichen Bedienung, der Pumpanlage des Wiesnsimulators.

Wirklich erstaunlich sind die Gadgets, die von Modell zu Modell variieren.
Der Wiesnsimulator für Familien bietet, vielleicht auch aufgrund der Kleinfamilientendenz, nur 4 Personen Platz, dafür gibt es 'beerbanking', wo auch die Kinder mithüpfen dürfen und auf dem Papa-Plätzchen auch mal ein Schnäpschen zwischendurch, dass er länger durchhält. "Das fördert seine Autorität und somit erwiesenermaßen auch den Familienzusammenhalt," wie uns die Herstellerfirma Wiesinger versichert. "Wir hatten anfangs im Sinn, dass sich jeder Spieler in den ersten Runden erstmal Geld verdienen muss, um damit möglichst viel Bier und Hendl in sich reinzustopfen. Das hat sich allerdings als sehr destruktiv für den Spielverlauf erwiesen. Ganz im Gegensatz zum Oktoberfest bezahlt man im Wiesnsimulator mit Kreditkarte. Damit ist der Wiesnsimulator auch gastwirtschaftsfreundlich. Wer als Kneipe nicht bald schon auf dem Trockenen sitzen möchte, legt sich besser schon heute seinen Wiesn-Sim zu. In einigen Jahren könnte man so nicht nur das Keipenwesen revolutionieren, sondern jeder kann sich seine Ganzjahreswiesn ins Wohnzimmer stellen."

Flaschenöffner 6:10 - Auf den 16 Monitoren flimmern Scores und Charts. Herbert:3kills:2shots:0vomits:25secsbeerbanking:1throw:5fights:2hendl usw. Damit liegt er an zweiter Position. Aber Herbert hat eine Langstreckenleber und ohne Gebiss ist er in den fights fast unschlagbar.

"Wenn der Herbert schon in der ersten Viertelstunde um zwei Mass Bier vorneliegt, wie wir sagen '2 kills ahead', dann sollten Sie mal sehen, wie der Rest der Mannschaft förmlich jeden Schluck mittrinkt, dass selbst die Umstehenden zu rülpsen und pfurzen beginnen ohne auch nur ein Schlückchen abbekommen zu haben. Ich darf jetzt nicht sagen wer, aber einer hat vor lauter Begeisterung sich schon mal in die Hosen geschissen und den Enddarm rausgekotzt, komplett nüchtern. Ich bin stolz, dass wir hier in München einmal die Woche am Wiesnsimulator die Darmwände auf Vordermann bringen dürfen. Nur so können wir international mithalten. Beispielsweise nächstes Monat bei den Russen, die ja bekanntlich nebenher nicht nur eine Kalbsleber, sondern gern auch mal ihre eigene, hochprozentige fressen."

Die Bodentruppen der hartenlinie haben sich über Jahre bis an die Weltspitze hochgetrunken. "Hochgearbeitet haben wir uns," betont der im Lederhosenkampfanzug und Sneakers vor mir torkelnde Führungsoffizier. "Wir haben das bis zur Perfektion umgesetzt, was uns von der Kirche über Jahrhunderte vorgegeben wurde. Von der Braukunst der Mönche bis zum Sieg der Bodentruppen der hartenlinie 2016. Wenn da nicht Kirchengeschichte und Weltgeschichte zusammenkommen wie Samen und Eizelle, wann dann. Vielleicht wird die Wiederkunft Gottes ja das Wiesn-Baby 2016. Drum hoffen wir, dass wenigstens einer unserer Briefe auf Fürbitte stößt und der Pabst zur Wiesn-WM 2016 aufs Oktoberfest kommt. Ob ins Franziskaner, Augustiner oder Paulaner. Der wird sich garnicht mehr auskennen. Denn die Wiesn, hier in München an der Salzstrasse, ist das einzige Kloster weltweit in dem alle Mönchsorden gleichzeitig hausen. Und uns is eigentlich egal, welcherer von beiden käme.
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Donnerstag, 13. August 2015
Über das Kotzen hinaus - ein Gastbeitrag von Kalle Bargeld

"Beurteilen Sie dieses Land ruhig nach seiner Grenze und nach diesem Niemandsland, über das es sich mit dem Nachbarn ausschweigt!"

1. Bavariaring: irgendwo dort sitzend, die Ellbogen auf die Oberschenkel gestützt, Wirbelsäule und Kopf hängen schlaff zwischen den Schultern, ein pelziges Gefühl am ganzen Rest, der ein Körper war, sich aber eher wie ein body anfühlt, wie eine Leiche. Hinter dem Gefühl von eventuellem Tod aber der Stolz, es auf ein rundes Stück Holz geschafft zu haben, den ehemals jugendlichen Baum – junger, rasierter Baum am Arsch –, jetzt in der Horizentalen und im Verbund mit vielen anderen, auch mal junggewesenen Bäumen, jetzt tot, ein niedriger Zaun gegen hemmungsloses Queren einer Grenze, des Grünstreifens am Rand eines Geschehens, unseres Geschehens, des einzigen, das wir noch haben, außer manchmal dem Fußball. Der Grünstreifen nicht am Rand, der Grünsteifen DER Rand des Geschehens, der matschgewordene Traumfresser an dem die Gescheiterten kleben bleiben, oder zumindest ihr berauschtes Gefühl. Das Biotop, der Schwamm saugt das Gröbste auf, bevor es in den Rest der Stadt dringen könnte. Der Trubel, das Lachen und Schreien, die Lichter, das Rattern der Wäglein in ihren Schienen am Ohr aber nicht darin, keine Teilnahme am Lärm, kein Kummer, kein Interesse, in Ruhe davor, aber von Ruhe an sich keine Spur. Speichel im Mund, viel Speichel, Sturzbäche aus den Drüsen unter der Zunge, Fontänen von oben, knapp neben den hintersten Zähnen. Und der Blick ist ein Problem. Ist er da, ist er schauderhaft und fällt in wildem Tempo aus einer Fuge durch die nächste und aus ihr heraus. Es ist kein Verlass auf den Blick, er wird eingestellt, nach innen geholt. Da flackern Eindrücke vom Nachmittag und von drinnen, von einem taumelnden Jungen, allein mit ein paar Quadratmetern Asphalt die ihn umgeben, die ihm vom lachenden, trottenden Pulk gewährt werden. Er schleift den Hohlraum um sich durchs Gedränge, das ihm weicht, macht ganz unordentliche Ausfallschritte, den Schrägen über die er zu laufen meint mit Stabilität zu begegnen. Vor Anstrengung oder aus Vergesslichkeit hat sich vor seinem Schritt ein nasser Fleck gebildet der nach unten ausufert, die Oberschenkel entlang, ein Torbogen zwischen den wankenden Beinen, der Junge auf dem Weg nach draußen, das feuche Hufeisen auf der Hose wünscht ihm hämisch Glück oder sonstwas.
Zur Spucke im Mund kommen Tränen in den Augen, Krokodilstränen rollen ohne jede Traurigkeit über die Wangen, die Wangen jetzt in den Händen, eiskalt und grau, so grau, dass selbst ein pelziger Finger die Farbe spüren kann. Nie so enden, wie der Junge vom Nachmittag. Nie mit voller Hose vom Feld gehen, nie die kleine Arena aus Asphalt mit sich schleifen und das Lachen der Übriggebliebenen! Das nicht, vorher sterben oder dem Tod von der Schippe springen, alles, nur nicht Gespött sein.
Es gibt Gewinner und Verlierer und dann gibt es noch Verunglückte, die rangieren außer Konkurrenz. Wer verunglückt, hat das Mitleid der anderen sicher, wer – wie der angepisste Junge – verliert, bekommt ihren Hohn zu spüren.
Langsam und schmatzend öffnet sich der Mund, ein weißlicher Bach kriecht über die Unterlippe, versiegt in einem langen, von Kugeln kleiner Bläschen durchsetzten Faden, die Augen fallen zu, oder es sind die Lider, die langsam und alles weitere auszublenden aufeinander zu kriechen. Ein Ruck geht durch den sitzenden Körper, das fahle Gesicht verzerrt sich, neuer Speichel fließt, neue Tränen und dann pumpt sich der Mensch, oder ein Gespenst in seinem Bauch pumpt ihn leer. Das ist die Peinlichkeit, da ist sie, auf dem Boden zwischen den Füßen, zu einem Drittel auf dem matschigen Grünstreifen, ein Drittel auf dem gepflasterten Weg und ein Drittel im Mund, säuerlich zwischen den Zähnen und dem Backenfleisch. Niemandsland, Lücke die sich nimmt, wen sie nicht auf die Stadt loslassen kann. Quäkende Ansagerinnen – wieso klingen sie immer gleich, jetzt hier und vor dreißig Jahren in Hamburg? –, der Mief von den Reitponnys, die Pflanzenfresserscheiße, die man hier nicht und nirgends für voll nimmt, also auch nicht so eklig und so stinkig findet. Im gekrümmten Rücken das Chaos als Lichtern, Gekreisch, Klappern und dem Lieblingslied der Blaskapellen, da kommen auch schon strafend die Retter. Stiefel mit Stahlkappen, rote Hosenbeine, Streifen reflektieren das Blinken eines Karussels oder der Geisterbahn. Frage: "Wie heißen Sie?", keine Antwort. Zwei Hände packen den Unglücklichen unter den Achseln, heben ihn vom Holzbalken auf die kühlen Gehwegplatten. Hinter Tränen das Gesicht an Granit geschmiegt, die Landschaft einer Fuge zwischen den Platten: Moos, Krümel, Sand, ein zertretener Grashalm, leider keine Ameise. Dann eine Hand klatschend auf der Wange und wieder die Frage nach dem Namen.
Fetzen von einem Gedankengang: lieber verunglücken, als dem Hohn zum Fraß vorgeworfen werden! Kein Namen, dafür heftiges Röcheln, die Augen ganz auf und noch ein Stück weiter, zupacken, den Arm der Strafmannschaft greifen, das hier ist ein Ernstfall, nicht in den gelben Kasten, mindestens auf die Intensivstation. Der betrunkene Körper krümmt sich wieder, diesmal nicht ruckartig, diesmal in Wellen. Mit jedem röchelnden Atemzug streckt er seinen Kopf nach hinten, legt ihn mit einem Klopfen auf den Gehweg in den Nacken, drückt dagegen, bis Hals und Schultern in der Luft schweben. Zur Untermalung des ausgedachten Leides werden die Beine in wildes Zittern und eigentlich in ein Schlackern geschickt. Dazu fällt den Strafenden kein Absatz aus keinem ihrer einst studierten Lehrbücher ein. Der Eine wirft sich auf die Unterschenkel und nimmt die Füße in eine Art Schwitzkasten, der Andere, immernoch im Griff des Betrunkenen, kramt hektisch eine Waffe oder deren Gegenteil aus seinem Arztköfferchen, dann kniet er sich auf die Oberarme des, inzwischen als Patienten zu bezeichnenden Körpers, damit dieser keinen Widerstand leisten könne und führt – den Unterkiefer im stählernen Griff seiner Hand aus den Vororten – ein gebogenes Plastikrohr in die Kehle des Röchelnden.
Würgreiz, aber nichts zum Würgen. Dafür ein weiches, warmes Gefühl an den Pobacken. Die waren einen Augenblick lang vergessen worden, haben, sich selbst überlassen, nachgegeben. Den Kunststoff im Hals, sind auch die Bemühungen ein Ernstfall zu sein abgeflacht. Arme und Beine liegen matt auf dem Boden, die Finger sind in ihrer Entspannung leicht gekrümmt, schmiegen sich aneinander, da findet ein echtes Gefühl statt, das erste echte Gefühl seit heute Mittag oder dem Anbeginn der Zeit, das macht jetzt keinen Unterschied. Ein Gedanke an die volle Hose, die Kooperation beim Verladen auf die Bare ist ein Schnitzer im Repertoire des Simulanten, eine wärmende Decke über dem stinkenden Leib, kurzer Friede, dann wird der Blick in gelb getaucht und ein Schock oder eine halbschlafene Drüse regt sich: das Ganze Theater war umsonst, dieser Körper muss in dieser Hose und in acht Stunden ins Office geschickt werden.
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