Donnerstag, 16. Februar 2012
Im Nebel der Hoelle - unterwegs im Smogkanal
Im Grunde herrscht auf den Strassen Myanmars die totale Anarchie, selbst Scheinwerfer in der Nacht muessen scheinbar nicht sein, warum auch, wo die Sicht so eingeschraenkt durch die Abgase, dass man selbst bei Tag nur auf Gehoer faehrt.
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die Oekovariante
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Anhupen von hinten - "Honk your horn" pflegt man in Indien zu sagen - dass der Vordermann weiss, dass man da ist. Bei einem 60 Millionen-Land, in dem jeder sein kleines Moped besitzt, kann man sich das Hupkonzert ja etwa ausmalen.
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Variante mit offenem Dieselmotor - vermutlich eingetaktet (konnte es an der TUEV-Plakette nicht erkennen
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Und alle schoen Eintakter aus Indien, weil billig, weil laut und weil Qualm hier eben nicht verboten ist.
The Land of the free ... roads, roads free of rules. Knalltrauma und Rauchvergiftung sind die Folgen. Wer kennt es nicht, das Huesteln und Rotzen vom Feinstaub.
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Reisen alt und neu - mit moderner Tankstelle in der Mitte
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Auf Piste mit dem Massenhilux (Pick-up your bones at the final destination, wenn alles gut geht).
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Vorbei an den tausenden von lokalen Muellverbrennungsanlagen, jenen kleinen Feuern mit denen die Strassenverkaeufer ihren Muell vernichten, oder einfach mal Rauchsignale senden, weil man als Strassenverkaeufer leider keine Hupe hat.

PS> die Bettwanzen hatte ich ja schon erwaehnt. Aber nachdem ein Unglueck selten allein kommt, hat mich heute wohl ein neues Insekt erwischt, bzw. eine ganze Kohorte. Zahlreiche Stiche, bei denen man erst eine gewoehnliche Malaria oder Dengue vermutet. Innerhalb von Stunden aber lokale Schwellungen an den Fingern und kurz darauf rote Pusteln. Fuer die Pest wohl zu klein. Aber aussehen ... zum Glueck geht um 11 das Licht aus ... als wuerden die Haende verwarzen.

Wer Mungo Parks und Westafrika gelesen hat, weiss wie es sich anfuehlt, wenn man das Gefuehl bekommt, zu vergammeln. Mal fuehlen und sehen, was der morgige Tag so Spannendes bringt, bzw in mich injiziert.
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Mittwoch, 15. Februar 2012
Burmesien - Essen und Trinken
... allerdings nur in einer Kurzreplik, weil hier eben alles um 22 Uhr schiesst.

So divers wie die Gesichter Myanmars, sind auch die Maegen dieses Vielvoelkerstaates. Chino-tibetisch bis hin zu koreanischem Futter, vom Inder bis hin zum Hamburger ist hier alles zu haben - immer mit einer Kanne milden chinesischen Tees. Andererseits mag es verwundern, dass man in einem Land, das seinen eigenen Kaffee herstellt, die SuperCoffee genannte Instant-Beutel-Bruehe fuer das Non-Plus-Ultra haelt. In Guatemala uebrigens nicht anders.
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Und wenn jemand behauptet, man wisse ja nie wo der frittierte Aal seinen Ursprung hat, so kann ich dem entgegnen: aus der Kueche und davor immer in der Saragossa-See. Bei den Fried Sparrows (Spatzen) wird es wohl Nachbars Garten sein. Warum man beim frittiertem Huhn auch die Knochen kleingehaeckselt beimengt, bleibt mir ob meiner mangelnden Sprachkenntnisse unerschlossen. Das wurde man bei uns nicht mal als Hundefutter verkaufen duerfen.
Ratte und Eichhoernchen stehen zwar nicht auf der Karte. Sie sind aber der eigentliche Geheimtip ... hab ich mir sagen lassen.
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Mobiles Strassenrestaurant in Yangoon
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Bis zum naechsten mal. Wenns es der Magen zulaesst.
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Burmesien - freezing up in the Shan-Hills
Tag 5-6:

22 Uhr in Pyin u Lwin - wer mal etwas Abstand moechte von der Waerme der Burmesen und dem Delta, der komme nach Pzin U Lwin, um einzutauchen in den kulturellen Restbestand des Goldenen Dreiecks (der Mutter des Heroins), um Bekanntschaft zu machen mit den Alkis die nach 22 Uhr die Strassen besiedeln und noch weniger Burmesisch sprechen als ich selbst.

Vielleicht ist es auch nur die Eiseskaelte, die sie dazu treibt, sich in die Fluten des Royal Club Whiskey zu stuerzen, bis die knappen Kyat (hiesige Waehrung) alle sind und sie sich notgedrungen sprachlos bettelnd auf vorbeikommende Reisende zu stuerzen. Wie erkennt man mich nur als Fremder in dieser schwaerzesten aller Dunkelheiten - vermutlich weil ich nicht wanke oder nach Sandelholzpaste rieche.

Der ein oder andere Traveller findet auch Genugtuung an jenen Schleppern, die ihr Englisch dadurch aufbesser, indem sie die Leier von der "best and cheap, my friend-Package Tour runterleiern, bis einem die Ohren abfallen. Ihr Geschaeftsmodell scheint zu sein, dass man sie allein deshalb bucht, dass sie nur endlich aufhoeren zu reden.

Wer gerne 24 $ im Grace fuers Doppelzimmer zahlt, hat wenigstens die Chance, sich in hoerbarer Naehe des Smog-Highways Nr1 unter die warme Decke zu fluechten und 24 Stunden die englische Premier-League zu glotzen.
Wobei ich gelernt habe, dass der Sturm des englischen Fussballs nur deshalb so stark erscheint, weil seine Defensive eben garnichts drauf hat. So bleibt es ein Raetsel, warum die Moenche Mandalays allesamt fanatische Manchester United Fans sind.
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Gluecklicherweise hat auch Barcelona einen guten Stand hier, so dass ich mit meinem weiss-blauem 1860er-Fussballshirt wenigstens nicht auf meine Nationalitaet angesprochen werde, da man mich fuer einen Fan des Argentiniers Lionel Messi haelt.

Das richtige Fussball-Shirt wirkt Wunder auf allen Reisen in Laendern, die was von Fussball verstehen - also nicht in den USA.
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Dienstag, 14. Februar 2012
In the Land of the Free - Burmesien
Tag 1-4

Fuer einen deutschen Staatsbuerger wie mich mag es oft Tage dauern yu begreifen, dass man eigentlich immer und ueberall rauchen darf.
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Tabakhaendler meines Vertrauens - Mohamed Ahnif
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In den ersten Tagen war mir auch nicht ganz klar, wo ich den ganzen Muell, den man als Tourist so erzeugt, endlich mal entsorgen koennte - also einfach fallen lassen, wo er entsteht, wie jeder andere auch. Jetzt weiss ich dass es wohl Muelleimer gibt, was aber auf die Muellentsorgung wenig Auswirkungen hat. Es waere schon ein raumzeitlicher Zufall, wenn der Muell auch nur hin und wieder den Weg in einen solchen Eimer findet.
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Save our earth - no plastic bags / vielleicht wurde das mal nur fuer Touristen geschrieben
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Etwas verwundert haben mich die Eimer in den Restaurants an jedem Platz ... wie ordentlich ... nur sind diese nicht fuer den Muell, sondern fuer die Betelspucker gedacht, wie ihr blutroter Inhalt nicht nur vermuten laesst.

Tagsueber sind meine Haende bleich wie eine Hautkrankheit, erst abends beim Haendewaschen faerbt sich das Wasser schwarz wie der Abluss selbst. Auch kein Insekt laesst sich tagsueber entdecken. Selbst nachts sterben die Mosquitos wie die Fliegen vom Beherrscher der hiesigen Luefte, dem SMOG. Trotzdem lassen sich die Stiche auf meinem Ruecken kaum mehr zaehlen.
Wer hier mal frische Luft atmen moechte, sollte Red Ruby rauchen, und wer noch kann, auf Lunge.

Gott und mir zum Lob treiben die verranzten Strassenimbisse und die versoffenen Spilunken der Einheimischen die meisten Touris schon zu frueher Stunde in ihre spartanischen, fensterlosen Schbackengruefte,
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auch mal mit Fenster - dafuer mit dickem Batzen "Betel-spit"
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die sich im Reisefuehrer als Guesthouse ausweisen, denn fuer diese bleiche Rasse hoert mit der Schliessung der letzten Pagode auch diese Stadt auf zu existieren.

Wie oft schon gesagt, sollte die Touri-Pest eingedaemmt werden wie jede andere Seuche auch. Ein Hoch also auf all die Tourihochburgen und Lonley-Planet-Anlaufstellen und ihre humanoekologischen Aspekte. Schimpfen sollte darueber nur, wer selbst dorthin fahren muss.

Die Moderne, wie wir sie bspw aus Indien kennen, offenbart sich hier in der halboffenen Kanalisation und im Anhupen von hinten. Ich vermute, insbesondere nachts, wird bei dieser Luftverschmutzung mehr nach Gehoer als auf Sicht gefahren. Land of the Free eben - selbst Licht ist nachts nicht notwendigerweise vorgesehen.
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