Das Bier ist deutlich zu teuer.
Ich will mal etwas deutlicher werden. Das Bier ist zu teuer. Ich denke, das ist der Hintergrund aller derzeitigen Misslichkeiten. Kein Wunder, dass viele Angst davor haben, dass jetzt laute Menschen moslemischen Glaubens ins Land drängen, weil sie der hohe Bierpreis fast willenlos ansaugt, weil sie fälschlicherweise denken, wo Alkohol viel kostet, wird wenig getrunken. Aber falsch, die Wiesn ist eine Trinkmaschine. Weniger Trinker, aber mehr Bier. Die wenigen übriggebliebenen Gäst saufen sich den Frust von der Seele, weil sie so alleine stets von der Bierbank fallen. Der Untergang des Abendlandes, Oswald Spengler, hä, schon mal gehört geschweige denn gelesen? Ein Großteil unserer Bevölkerung lebt doch noch im Zeitalter der Kreuzzüge, andere wollen neuerdings wie in der Steinzeit essen. Und so nehmen sie auch ihre Umwelt wahr. Mit einer Quoteneinwanderung, siehe Kanada, wäre das nicht passiert. Das kennt man in München vom Oktoberfest: wer nicht vorreserviert hat Pech gehabt, passen eben nur so und so viele rein. Dann noch ein paar walk-ins und das wars.
Inzwischen kann so manch zugewanderte Lederhosn nicht mehr von einer einheimischen unterscheiden, so grindig, so dreckert, so speckig. Nur am rotkariertem Hemd lässt er sich noch ausmachen, der Erbfeind. Weil wer in Bayern rot getragen hat, als Mann oft kein gutes Leben und ein schnelles End gefunden hat, ermordet wie Kurt Eisner, Erich Mühsam, Gustav Landauer, Rudolf Egelhofer, sowie Max Levine. Wenn ich das so schreibe, überkommt mich der Gedanke, dass in Bayern ganz unbemerkt so viele Menschen von der Bildfläche verschwinden, statistisch gesehen scheinbar ehrliche Trinker, die uns mit Sicherheit vor einem Nichttrinker wie Hitler gerettet hätten. Und um diese Lücke zu schliessen, müssen wir die Stadttore öffnen. Das Bier muss viel billiger werden und die Wiesn muss in die Innenstadt. Dann hat München seine Ruhe.
Kritik, aber bitte. Dafür bin ich offen wie ein Wiesnzelttor am Eröffnungssamstag. Ich will hören, was bei mir nicht passt und dererlei. Dass ich drauf reagiere, finde ich ganz normal. Man kann sich schon für die Wiesn interessieren. Die einen finden es eklig, die anderen zünftig. Die Geschmäcker sind so verschieden wie das Bier auf der Wiesn. Lack wie die Maisacher Perle aus dem Holzfass kommt es in übergroßen Humpen, die sich Mass schimpfen. Und es ist zu teuer. Sonst würde ich nur Prachtfotos von der Wiesn posten. Ist doch schrecklich, wenn dir die Chinesen die Gärtnerstrasse wegkaufen und Ende September auch noch alle kommen, um dir das Bier und damit die Plätze wegzusaufen.
Dafür hat also plötzlich jeder Geld, um mir die Wiesn zu versauen. Die ganze Welt könnte man damit retten, aber nein, es wird investiert, um meine sonst zauberhafte Heimatstadt mit all diesen seltsamen Urin-
stinkten zu konfrontieren. Wenn man da mal nicht deutlich werden darf. Hier im Land des Herren, wo Schweigen der Urdialekt ist. Weil gesagt hab ich ja nix und nix wird man wohl noch sagen dürfen.
Ich finde es zünftig, weil eklig. Ich marschiere völlig nüchtern durch die östliche und westliche Toilettenstraße und erinnere mich an meine eigene, tollkühne Jugend. Zwischen Himmel und Hölle auf dem Kotzhügel liegend. Der Himmel ist der Rausch, die Hölle seine Nebenwirkungen. So sammelt sich hier alles, was sich befreien möchte, entlasten. Hier sammeln sich also die Wiesnteilnehmer, die es nur über einen Umweg hierher wieder zurück in den Himmel schaffen oder einfach heim ins Bett.
[fehlendes Bild vom Kotzhügel 1989]
Mit nem Navi im Handy wäre uns früher vieles nicht passiert. Jedenfalls fehlt mir Dokumaterial von damals, um zu beweisen, dass es sich 2015 um die braveste Wiesn meines Gedenkens handelt. Wollen wir hoffen, dass der von einer Bierkutsche überrollte junge Mann als Zeitzeuge diesen historischen Moment überleben wird. Selbst der Papst scheint bereits dieses Jahr gekommen zu sein. Dabei ist doch der Endsieg der Bodentruppen der hartenlinie erst für nächstes Jahr angesetzt. Ich dachte, ich hätte das im vorigen Blogeintrag deutlich gemacht. Da muss was bei der Korrespondenz schief gelaufen sein.
Hier läuft so einiges schief dieser Tage, das Bier in den Humpen, das Bier in den Mägen auf schwammigen Beinen, die Korrespondenz mit dem Vatikan und das Projekt der Dezivilisierung, der Prozess der Dezivilisation, ganz im Hinblick auf Norbert Elias und seiner Warnung, dass uns die ewige Zivilisierung noch in den Ruin treiben wird. Die Wiesn trocknet aus, befürchte ich. Desshalb ist die Wiesn so teuer. Weil sie rar wird.
einemaria am 01. Oktober 15
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