Wie wars? werd ich sagen müssen, nachdem mich keiner frägt. So will ich mal vor der Nüchternheit nicht rekapitulieren, sondern mit ein paar Kaffeesätzen die Rekonstruktion einer stillen Erinnerung beginnen, dem
Perchtentrinken im Puff, wo wir so manchen Geist aus der Flasche trieben.
Es muss grandios gewesen sein, denn es kamen ganz unvermutet fast alle meine Freundinnen vorbei - bis auf VodkaN und meinen
Kuschelpartner xxff. Letzterem allerdings gelten all meine Weihnachtsgrüsse, da er sich dem Christkind hingab in dessen Geburtstagsnacht, diesem stocksteifem Bübchen. Und da scheint es dann passiert zu sein - wären sie hier gewesen, hätten sie wohl verhütet - die Neuzeugung des Handlangers des Geschenkekonsums. Gratuliere zu diesem genetischem Erstschlag!
Back 2 Puff und meiner Gästeliste.
Gänzlich unsicher bin ich mir, ob Valie Export in ihre
Aktionshose Genitalpanik gekleidet sich einfand, die Erfinderin des
Tapp- und Tastkinos. Vielleicht war es nur das viele Augustiner Export, das mich davon träumen lies. In meiner zu diesem Zeitpunkt schon beträchtlichen Bierwallung, hätte ich ihr den Oskar-Kokoschka-Preis gleich nochmal verliehen, den Preis eines Mannes, der seiner pathologisch geliebten Alma in der ersten Nacht den Pyjama entriss, um nur in diesem noch einzig sie zu malen. Ein seltsamer Mann im Nachtkleid seiner eigenen Seele, der sich nichts sehnlichster wünschte, als dass sie während ihrer körperlichen Vereinigung ihr 'Handerl' gegen ihn erhöbe. Ich persönlich wünsche von solch einem Preis nicht beschmutzt zu werden.
Valie also vermutlichst nur eine Halluzination der Verzweiflung, nachdem meine grosse Liebe, die namenlose Nonne, die Puffparty vom Messwein bei der Weihnachtsmette dahingestreckt in kirchlichem Asyl verschlief. Ihr hätte all mein Raum und meine Deckung gegolten. Doch letztendlich hat sie sich wieder mal in der Lithurgie verrannt. Schade einerseits, wenngleich sie immer nur vom Essen spricht andererseits.
Andere aber kamen voller Inbrust. Und so musste ich mir möglichst vor den ersten vollräuschenden Nächtlichkeiten Gedanken über die Platzwahl machen.
Nachdem es beim Perchtentrinken während der Rauhnächte neben den Nebenwirkungen vorwiegend darum geht, die bösen Geister auszutreiben, bestand ich darauf, dass auf dem Barhocker rechts von mir niemand anderes als
Anita Augspurg Platz nähme. Jene Frau, die schon 1923 beim bayrischen Innenminister Franz Schweyer vorstellig wurde, um die Ausweisung des Österreichers Adolf Hitler einzufordern, und die es auch war, die maßgeblich den Putsch der Braunhemden im November 1923 verhinderte.
Und links von mir
Lida Gustava Heymann, ihre Lebensgefährtin - in der Hoffnung, dass ich von der Fummelei das ein oder andere Fummelchen abbekomme.
Sophia hätte auf meinem Schoß gut Platz gefunden und hätte so auch nicht Grund gehabt, sauer zu sein - wesshalb sie letztendlich nicht zu und in uns stieß.
Ziemlich früh rannte uns auch meine Nachbarin die Pufftür ein - zum Unbill des Betreibers mit einem sorgsam verschleiftem Kasten Bier als Weihnachtsgeschenk, den wir schließlich nur behalten durften unter dem hochheiligem Versprechen, dieses Ungeschick barseitig zehnfach zu übertreffen.
Ein wenig schizophren wurde die Angelegenheit, als sich zu späterer Stunde Frau Holle einfand. Denn eigentlich kam sie als singuläre Gestalt angewackelt, doch nach multiplen Bieren gesellten sich die Gold- und die Pechmarie hinzu. Das mag in Teilen daran liegen, dass ich öfter mal doppelt sehe, in Teilen daran, dass jedes Äuglein von einer anderen Gehirnhälfte bedient wird. Ich weiß es nicht. Etwas entworrener wurde die Angelegenheit, als sich zumindest Goldmariechen daran machte, die so verlegten Betten in den Gästezimmern der oberen Etage wieder ins Reine zu bringen.
Weil wir die Salzstangen bereits lange vor der Ankunft von
Frau Perchta verschlungen hatten, mussten wir uns keine Sorgen machen, dass sie uns aufgrund irgendwelcher Festspeisegebote, die Bäuche aufschlitzt. Auch der Faulheit wegen konnte sie uns nicht ans Leder oder den Knüppel aus dem Sack (na bitte, in reiner Frauengesellschaft), diese missmutige Genossin, denn wir soffen wie das eben nur Löcher können.
Also summa summarium, ein wirklich gelungenes Weihnachten, sozusagen die Frühgeburt eines neuen Jahres ohne Komplikationen.