Auf der untersten Stufe meiner Kellertreppe klebt mein Arsch im verschütteten Nußschnaps und ich krieg die Gedanken nicht mehr klarer. Eben war er doch noch da, schon ist er wieder weg, durch mein Leben wie ein Kugelblitz, der Ast, an dem gesägt wurde. Der Zweig im Garten Eden, an dem nie der verbotene Apfel fruchten durfte.
War es doch noch ein stilistisch ausgereifter Abend im Spätherbst. Eine der letzten Flaschen, tiefgrün, vom letzten guten Bordeaux, tiefrot, am Tisch. Getafelt schon
der letzte existierende Rohmilchkäse und Eselspeck von den Hochebenen Sardiniens. An der Innenseite des Trinkkristalls hingen eben noch die Tränen der Zuchtflüssigkeit durchmischt von Freude und Traurigkeit. Hatten wir uns nicht gerade
in Räusche wie die des Ikarus aus Raymond Queneaus Romanwelten geflüchtet, mit dem moderierenden Angebot meinerseits, uns mit Bordeaux aus feinwandigen Gläsern daraus zu retten? Ich hätte die Nußschnapspfützen riechen sollen, hätte dem Paradigmenwechsel mit Gänsehaut begegnen sollen, als unsere Diskussionen auf dünnes Eis gerieten, unsere Gespräche
an dickwandigen Pastisgläsern entglitten.
Bitte schlagen Sie ein, ein auf das immer schon Tote, das nie Geborene, schlagen Sie ein auf
die nie geöffneten Jackson-Triggs und Canonaus, Jean. Lassen Sie uns die besten Flaschen gegen das Leben werfen wie gegen eine Schiffswand. Planung ist eben alles, wenn es um die Ausführung nicht gehen mag. So ist die
Planung niemals über die Gerüchtephase hinausgekommen.
Jetzt wo ich in alpenländischen Hochprozentigem bade sehe ich, dass selbst als wir das ultimative Mittel der Hutzauberer,
den Retsinataucher, aus dem Ärmel schüttelten, es schon Überabend war. Als wir den Ikarus mit der Finsterzwille vom Himmel holten, mussten wir feststellen, dass den Daedalus die Geier schon wieder zum Himmel emporgetragen hatten.
Als Sie
"Ich bin immer zu früh." schrieben, haben Sie das "zu" nicht so recht bedacht, denn für den Abflug mag das stimmen, doch beim Landen ist das nicht angesagt.
Da ist so viel zwischen den Zeilen, dass ich ein bisschen ratlos bin, habe ich doch eine Befürchtung im Bauch - der gute Jean Stubenzweig sprach mir nämlich in letzter Zeit zu oft von Sackkarren.
gibt es nicht mehr. Das mitzuteilen habe ich als sein engster, geradezu Blutsverwandter im Geiste die (traurige) Pflicht. Als er kurz vorm Ertrinken im Meer von Lysergsäurediethylamid von einer der Nereïden an Land gezogen worden war, hat er sie stiekum geheiratet und deren Nmen angenommen. Er schreibt auch nicht mehr, sondern erzählt nur noch Märchen. Deren Tendenz gehen eindeutig in Richtung Liebe. All das klingt unglaubwürdig. Aber trotz aller Kritik daran will er davon nicht mehr ablassen.
Er lebt nun auf einer Insel, die zwar Paradies genannt wird, auf der jedoch vom Baume gegessen werden darf, und glotzt immerzu, als wäre er solch eine Art Odysseus oder eine Romanfigur bei Tabucchi, von deren Rand zum heimatlichen Wasser hin, in der Hoffnung, seine Nixe könnte mal wieder auftauchen. Und das tut sie tatsächlich hin und wieder - wenn sie dienstfrei hat von ihrem arbeitsintensiven Amt, andere vorm Ersaufen zu bewahren.
ich danke Ihnen für diese aufklärerischen Worte. Es war also eine Mischintoxikation aus Amors Pfeil und jenem von Artemis,
durch den Orion so fälschlich dahingestreckt wurde - übrigens auch zu Wasser.
So hat man ihn nicht in den Tartaros geschmissen, sondern in die
Elysischen Gefilde, um dem von den Göttern geliebten die Unsterblichkeit zu schenken. Er hat's also geschafft. Und ich verwette meinen nußschnapsverklebten Arsch darauf, dass er sich wohlweislich die ein oder andere Flasche besten Weines mit hinübergerettet hat, um nicht auf ewig vom gleichen Nektar süffeln zu müssen.
Liebe Sturmfrau, dann wissen wir wohl, wo wir unser nächstes Festchen mit Stubenzweig zu feiern haben. Ich will mal hoffen, dass es dort auch andere Früchtchen zu finden gibt als die des Weihrauchbaums.