Reiseklassiker: Ruhig ist es nur unter der Erde
Dass in Italien der Fernseher den kompletten Tagesablauf in gehobener Lautstaerke begleitet, mag fuer den deutschen Individualisten zuweilen befremdlich erscheinen. In Asien dies nur eines der Fragmente. Der Begriff der Ruhestoerung hat im asiatischem Sprachraum keine Chance. Laerm ist Leben, weswegen es ja auch Totenstille heisst.
Und totenstill wurde es auch um jenen jungen Mann, dem gestern im Bus das Lichtlein ausging.
Hier stirbt man einfach mal schnell, so Gott es will. Und dann mutet es auch sehr westlich an, dass zwei Bleichhaeute versuchen, Wiederbelebungsmassnahmen einzuleiten.
Sei uns Unglaeubigen verziehen, dass wir den Willen der hoechsten Instanz nicht zu respektieren scheinen. Orang putis, Touris eben.
Am liebsten haetten sie in gleich an Ort und Stelle im Abwasserkanal vergraben, dass ihn der naechste Regenguss in die Hallen Manitous schwemmt.
Weiter gehts im SuperDeluxeBus, mit dem Horrorstreifen 'Saw VI' bei 180 Dezibel und runtergfrorenen 15 Grad - sowie einem freien Sitz mehr. Aus meiner Sicht haetten wir den Verstorbenen unter diesen Umstaenden auch gut noch an den Zielbahnhof mitnehmen koennen.
Wie schon in Afrika gilt auch hier: immer genuegend Klebeband zur Hand zu haben, um die Lueftungsschlitze und Lautsprecher schon zu Fahrtbeginn abkleben zu koennen.
Froh, endlich die Akkustikfolter auf Uncle Changs Inselresort auf Pulau Mabul bei Sipadan hinter mich gebracht zu haben, wo einen die Generatoren in und aus dem Schlaf, sowie durch den Tag singen. Ich koennte mir denken, dass so mancher Gast von einem Tauchgang absichtlich nicht mehr zurueckkehrt, sondern den Tod im Tiefenrausch dieser Hoelle vorzieht.
Ich jedenfalls freue mich, diese Nacht neben einer Karaoke-Bar verbringen zu duerfen, wo ich einige Lieder sogar mitsummen kann. Als ich versuche, meditativ auf meinen Herzschlag einzuwirken, dass er nur bei jedem zweiten Beat dieser dschungelfreien Zone mitschlaegt, schaffe ich es erst 6 Uhr morgens vom Sonntagsmarkt vor meinem Fenster geweckt zu werden.
Selbst im hiesigen Dschungel ist der Schallpegel keineswegs mit dem deutschen Wald zu vergleichen.
Wo bei uns Blaetter im Wind rascheln, brechen hier vor der vom Schrei des Hornvogels durchbrochenen Orchesterkulisse der Grillen Urwaldriesen zu Boden.