Auf der Suche nach der Krise
Sie lebt von sich selbst - die Krise. Wer da mitmacht, ist schon irgendwie bescheuert und mehr als selber schuld. Die Garten- und Waldbewirtschaftung jedenfalls hat keine Krise. Man tut und macht und denkt eigentlich weniger daran wie es dem BIP oder sonstigen Zahlen geht.
Krise? Bei mir jedenfalls nicht. Seit ich mich aus dem aktiven Arbeitsleben, zumindest vorübergehend, verabschiedet habe, erwischt es mich noch nicht einmal am Rockzipfel. Soll sie doch kriseln die Krise. Bei mir bekommt sie keinen Fuß auf den Boden.
Nachdem wir die Krisenerprobung der Krise bereits weltweit getestet haben - in Chile, Argentinien und inzwischen auch in Spanien, Griechenland etc - glauben wir auch zu wissen, wie die Bevölkerung darauf reagiert und wir haben Mittel und Wege an der Hand, das aufzufangen oder abzuwehren. Ich meine den Ärger, der bei den Gekriselten so aufkommen mag. Was aber abseits von Straße und Blogs so passiert, das entgeht den aufmerksamen Neokapitalisten nur zu gerne.
Was abseits der Hauptstraßen und jenseits der Überwachungskameras so gärt und wächst, das scheint es für jene Überwachungsstaatler nicht zu geben. Was sich jene zivilisationsfernen Dorfbewohner am wärmenden Herd bei einem Gläschen Wein so überlegen, das entgeht jedem RFID-Chip und allen Flughafenscannern. Das scheint es nicht zu geben. Ein Fehler!
In den Brennkammern der Herzen jener entlegenen scheinbar Unbeteiligten braut sich was zusammen. Sie wissen, daß man nicht unter dem Radar bleibt, wenn man plötzlich große Mengen Dünger und Diesel kauft wie der Herr Breivik in Norwegen. Aber Brücken und Dämme fallen und brechen auch wenn man nur den rechten Stein entfernt. Wer glaubt, daß er die Welt beherrscht, nur weil er die politisch Verantwortlichen und Medien in der Tasche hat, der hat sich nicht ausreichend mit den Eckpfeilern und Grundsteinen der eigenen Villa beschäftigt, der will nicht begreifen, daß ihn ein platzender Reifen mal schneller aus der Kurve trägt als es ihm beliebt, daß was aus dem Wasserhahn kommt von Ecken und Enden stammt, die sich der Linse der Überwachungskamera entziehen, und er scheint zu verdrängen, daß sich seine Transaktionen durch ganz gewöhnliche Kupfer- und Glasfaserkabel im überwachungslosen Erdreich bewegen.
Hier jedenfalls hat die Krise keinen Einlaß gefunden. Die Jagdsaison ist vorbei und es gibt frisches Reh. Er wollte bremsen, so sagt man. Wer's glaubt, daß es sich um langsames Reaktionsvermögen handelt und nicht um massive Taschenlampen und jenen Knall vorgestern Nacht. Mir ist's egal, denn die Todesursache schmeckt man nicht wirklich raus. Auch die Schonzeit hat Krise und als Waldbesitzer ist man dem Rehverbiß gegenüber nicht wirklich gut gesonnen.
Wenn sich die Zivilisation in die Krise stürzt, so wendet sich so mancher einem weniger zivilisierten Ecken und Enden zu. Krise - das ist mit uns nicht zu machen.
einemaria am 07. Februar 13
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