Mumbai - zweiter Teil - the good sides - Maerz 09
Ich habs ja schon erwaehnt, Mumbai ist garnicht so schlecht wie es beschrieben wird. Wenn es heisst, es sei laut und dreckig, so gilt das sicher nicht fuer alle Orte hier und der Park hinter dem Chhatrapati Shivaji Maharaj Vastu Sangrahalaya (Prince of Wales Museum of Western India) ist beinahe eine Oase des Friedens. Vielleicht ist auch mein Gehoerschaden in Indien durch das Gehupe und das Surren der Ventilatoren so weit fortgeschritten, dass ich es einfach nicht mehr wahrnehme. Die Hauptstrassen in Shrivilliputur oder Kodangallur stehen dem Laerm, Gestank und Chaos in Mumbai in nichts nach.
Dass mir heute heisser ist als sonst (einzige Abkuehlung die auf den Gehsteig tropfenden Klimaanlagen) und sich der Dreck dreckiger anfuehlt, liegt wohl groesstenteils an meiner Erkaeltung, die ich mir gestern im Kino eingefangen habe. Nein, kein Bollywood, sondern ein Hollywood-Schinken im klassischen Regal-Cinema bei gut 18 Grad. Das Interessanteste war die Pause in der Mitte. Ich haette eigentlich Eiskrem erwartet, es kamen aber Warnungen der Polizei bezueglich Verhaltensweisen bei Bombenanschlaegen, und Hinweise ueber Sicherheit im Strassenverkehr. Was aber tut man, wenn der Anschlag vor der Pause geschieht ?! Wie das Ding ueberhaupt rein soll, ist mir nicht klar, nachdem selbst jeder Kinobesuch mit Detektoren und Taschendurchsuchungen beginnt. Das Polizeiaufgebot hier in Mumbai ist schon enorm.
Zurueck zu den guten Seiten: Kofi und zwar den einheimischen Milchkaffee. Doch auch hier schwingt die entsetzliche Vorstellung mit, dass es den im Norden nicht mehr geben soll. Und die hiesigen Gold-Flake-Zigaretten, billig und ausgesprochen rauchbar. Und dann waere da noch das Mango-Slice-Getraenk. Mir schmeckts, vielleicht auch wegen seiner umweltschonenden Grundhaltung: Contains no fruit, 100% artificial flavour guaranteed.
Dann ist da noch die Muellfrage. Wenn man sich mal umgestellt hat, erleichtert es den Alltag ungemein. Muell schmeisst man einfach dahin, wo er entsteht. Ist die Wasserflasche leer, laesst man sie fallen, sitzt man im Bus, schmeisst man sie raus. Wenn sich speichelt ansammelt spuckt man ihn aus, ob auf meine Fuesse oder woanders, scheissegal. Morgens kommen dann die Muellsammler und kehren (fast) alles zusammen. In kleineren Staedten macht man ueberall kleine Haufen draus und zuendet sie an. Ganz simpel. Womit wir wieder bei der Hygienefrage waeren. Ich hatte vergessen, die Missachtung fuer Fensterputzen auch auf Spiegel in Hotelzimmern zutrifft. Teilweise siehts vor lauter Colgatespritzern echt so aus, als ob einfach nur die weisse Wand umrahmt worden waere. Was mich wundert, denn irgendwie ist Aussehen doch ein "Issue". Hochmodern: Schlaghosen und 60er-Jahre-Frisuren, besonders im Laendlichen. Gesehen hab ichs noch nicht, aber es gibt: skin-whitener-creme, macht die Haut heller. Bei den Zaehnen spaltet sich das Volk in blendend Colgate-Weiss und die roten Zaehne der Betelnuss-Esser. Wenn letztere lachen, sehen sie aus wie kleine Kali-Teufelchen,
Jetzt wuerde ich gern mit meinem Namen schliessen, obwohl in mir langsam das Gefuehl erwaechst, dass ich in Wirklichkeit "Sir Mister Hello" heisse, fuer gute Freunde kurz "Schoolpen". Hoffentlich hat mich Indien jetzt nicht am Wickel - geht schon so weit, dass ich selbst mit der Hand "ae" statt "ä" und "ue" statt "Ü" schreibe. Ich bleib dabei, ich heisse Markus und bin kein Monotheist! Soviel ist sicher.
einemaria am 22. Juni 10
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