Koh Tao/Thailand - im Land der Tausendfuessler und finnischer Dominanz - Mitte April 09
Eine Asienreise soll ja auch immer eine Orient-ierung sein. Ueber die Laender hier ist nicht viel zu sagen. Das Leben hier laeuft so glatt dahin, ohne Akzente, ohne Jahreszeiten - eine freundliche, fade Gesellschaft. Um die Zeilen voll zu kriegen also ein kleiner Kulturvergleich und die Fragestellung, wer zuerst da war, der Touri oder der Scam(=Betrug). Leider faellt mir bei Kulturvergleich nur das deutsche Volk als Musterbeispiel ein. Es wimmelt zwar von Finnen, aber im weiteren Sinne koennten auch sie als Deutsche durchgehen.
Vorab nun die Beobachtungen, die ich unter freundlicher Mitwirkung der Einheimischen vor Ort vornehmen konnte. Die Voelker Suedostasiens sind sogenannte Aufputzgesellschaften. Wie koennte sich auch eine tieferliegende Persoenlichkeit entwickeln, eingezwaengt zwischen duennwaendigen Bretterverschlaegen. Eine unter Moskitonetzen verborgene Pokemon-Gesellschaft. Warum konnte der deutsche Wachdienst in den Muenchner Fluechtlingsunterkuenften so gelassen von Pfannkuchengesichtern und frittierten Reisfladen sprechen? Vorwiegend weil sich keiner beschwert.
Und genau hier scheinen sie mit der deutschen Mentalitaet deckungsgleich. Wie Lenin gesagt haben soll, ist mit den Deutschen einfach keine Revolution zu machen, weil sie sich erst eine Bahnsteigkarte kaufen, bevor sie den Bahnhof stuermen.
Die deutsche Front steht heute am Tresen und der bereifte Nachschub steht im Stau, der Vorstoss der Panzerdivisionen ausgebremst durch Tempolimit und Baustellen. Mehr hochgeschossene blasse Pickelgesichter,die stummgeschaltet mit ihrer Gesichtsmimik alleine vor sich hin meckern, keine windgederbten Pickelhauben mehr. An welcher Schnittstelle driften die Kontinente allerdings auseinander ? In der Abgrenzung als Individuum. So fehlt dem westlichen Verstand das Gefuehl fuer die Wohltat der Masse. Ueber Wochen verteilen sie sich wie Gaspartikel mit den groestmoeglichen Abstaenden ueber den Strand. Kaum regnet es allerdings, bilden sich Gruppen und Gespraeche, sammeln sich tropfnasse Einzelgaenger und Soldaten des Ich und Selbst in fast schon asiatisch freundlicher Gelassenheit. Auch in der von Lawinen verschuetteten Schutzhuette entstehen oft Gemeinschaften fuers Leben ... manchmal auch ueber den Tod hinaus. Katastrophen, das Wetter, das Geld und die englische Premier League sind der Fugenkitt der menschlichen Rasse, der Aufputz- wie der Unterputzgesellschaften equillibriert.
Die Frage des zuerst Dagewesenen, laesst sich sehr leicht aus der wissenschaftlichen Position des Beobachters herleiten. Der Touri war immer Erster, denn erst seine Beobachtung brachte den Einheimischen zur Existenz. Und weil sich der Tourist prinzipiell zuhause am wohlsten fuehlt und nicht belaestigt werden moechte mit zuviel Fremdheit, zuviel Ungewoehnlichkeit, kam der Betrug an den Start. Der recriational Tourist als solcher will sich erholen.
Ausser Chang Mai und Bangkok besteht Thailand vorwiegend aus Strand und einer artificially flavoured sea. Zwei drei einheimische Woerter (Hallo und Danke), dass es sich auch so anfuehlt wie Ausland, den Rest bitte in verstaendlichem English. Das Essen schmeckt ueberraschenderweise garnicht so scharf, wie man denkt und irgendwie ist die Kueche fast wie daheim - die sogenannte pancake kitchen. Der grosse Bier Lao Hype rueckt die Tatsache, dass vor 10 Jahren in Laos eigentlich kein Bier getrunken wurde, etwas in den Hintergrund. So bleibt das Ausland das, was es sein sollte. Ein leicht kulturell eingefaerbtes Naturerlebnis zwischen Vorgluehen und Saufen, zwischen Flughafen und Strand.
Ich freu mich schon ein wenig wieder auf Indien (zwei Tage Kalkutta) und anschliessend Kathmandu. Heute gilt es erstmal Neujahr unbeschadet zu ueberleben. Weniger ich als meine elektrischen Geraete. Wasser von allen Seiten und Strassenkaempfe mit mit den SuperwasserBAzookas. Ich glaub ich geh einfach an den Strand.
Ihr seht, irgendwie geht mir hier der Stoff aus, vielleicht ist es aber auch die Tatsache, dass mein Herz (und somit auch mein komplettes Hirn) sich in Kambodscha befindet. Viele wird das freuen, fuer meinen Zynismus ist das Gift.
einemaria am 22. Juni 10
|
Permalink
|
0 Kommentare
|
kommentieren