Donnerstag, 26. Dezember 2013
Perchtentrinken unter Freudinnen
Wie wars? werd ich sagen müssen, nachdem mich keiner frägt. So will ich mal vor der Nüchternheit nicht rekapitulieren, sondern mit ein paar Kaffeesätzen die Rekonstruktion einer stillen Erinnerung beginnen, dem Perchtentrinken im Puff, wo wir so manchen Geist aus der Flasche trieben.

Es muss grandios gewesen sein, denn es kamen ganz unvermutet fast alle meine Freundinnen vorbei - bis auf VodkaN und meinen Kuschelpartner xxff. Letzterem allerdings gelten all meine Weihnachtsgrüsse, da er sich dem Christkind hingab in dessen Geburtstagsnacht, diesem stocksteifem Bübchen. Und da scheint es dann passiert zu sein - wären sie hier gewesen, hätten sie wohl verhütet - die Neuzeugung des Handlangers des Geschenkekonsums. Gratuliere zu diesem genetischem Erstschlag!

Back 2 Puff und meiner Gästeliste.

Gänzlich unsicher bin ich mir, ob Valie Export in ihre Aktionshose Genitalpanik gekleidet sich einfand, die Erfinderin des Tapp- und Tastkinos. Vielleicht war es nur das viele Augustiner Export, das mich davon träumen lies. In meiner zu diesem Zeitpunkt schon beträchtlichen Bierwallung, hätte ich ihr den Oskar-Kokoschka-Preis gleich nochmal verliehen, den Preis eines Mannes, der seiner pathologisch geliebten Alma in der ersten Nacht den Pyjama entriss, um nur in diesem noch einzig sie zu malen. Ein seltsamer Mann im Nachtkleid seiner eigenen Seele, der sich nichts sehnlichster wünschte, als dass sie während ihrer körperlichen Vereinigung ihr 'Handerl' gegen ihn erhöbe. Ich persönlich wünsche von solch einem Preis nicht beschmutzt zu werden.

Valie also vermutlichst nur eine Halluzination der Verzweiflung, nachdem meine grosse Liebe, die namenlose Nonne, die Puffparty vom Messwein bei der Weihnachtsmette dahingestreckt in kirchlichem Asyl verschlief. Ihr hätte all mein Raum und meine Deckung gegolten. Doch letztendlich hat sie sich wieder mal in der Lithurgie verrannt. Schade einerseits, wenngleich sie immer nur vom Essen spricht andererseits.

Andere aber kamen voller Inbrust. Und so musste ich mir möglichst vor den ersten vollräuschenden Nächtlichkeiten Gedanken über die Platzwahl machen.
Nachdem es beim Perchtentrinken während der Rauhnächte neben den Nebenwirkungen vorwiegend darum geht, die bösen Geister auszutreiben, bestand ich darauf, dass auf dem Barhocker rechts von mir niemand anderes als Anita Augspurg Platz nähme. Jene Frau, die schon 1923 beim bayrischen Innenminister Franz Schweyer vorstellig wurde, um die Ausweisung des Österreichers Adolf Hitler einzufordern, und die es auch war, die maßgeblich den Putsch der Braunhemden im November 1923 verhinderte.
Und links von mir Lida Gustava Heymann, ihre Lebensgefährtin - in der Hoffnung, dass ich von der Fummelei das ein oder andere Fummelchen abbekomme.
Sophia hätte auf meinem Schoß gut Platz gefunden und hätte so auch nicht Grund gehabt, sauer zu sein - wesshalb sie letztendlich nicht zu und in uns stieß.

Ziemlich früh rannte uns auch meine Nachbarin die Pufftür ein - zum Unbill des Betreibers mit einem sorgsam verschleiftem Kasten Bier als Weihnachtsgeschenk, den wir schließlich nur behalten durften unter dem hochheiligem Versprechen, dieses Ungeschick barseitig zehnfach zu übertreffen.

Ein wenig schizophren wurde die Angelegenheit, als sich zu späterer Stunde Frau Holle einfand. Denn eigentlich kam sie als singuläre Gestalt angewackelt, doch nach multiplen Bieren gesellten sich die Gold- und die Pechmarie hinzu. Das mag in Teilen daran liegen, dass ich öfter mal doppelt sehe, in Teilen daran, dass jedes Äuglein von einer anderen Gehirnhälfte bedient wird. Ich weiß es nicht. Etwas entworrener wurde die Angelegenheit, als sich zumindest Goldmariechen daran machte, die so verlegten Betten in den Gästezimmern der oberen Etage wieder ins Reine zu bringen.

Weil wir die Salzstangen bereits lange vor der Ankunft von Frau Perchta verschlungen hatten, mussten wir uns keine Sorgen machen, dass sie uns aufgrund irgendwelcher Festspeisegebote, die Bäuche aufschlitzt. Auch der Faulheit wegen konnte sie uns nicht ans Leder oder den Knüppel aus dem Sack (na bitte, in reiner Frauengesellschaft), diese missmutige Genossin, denn wir soffen wie das eben nur Löcher können.

Also summa summarium, ein wirklich gelungenes Weihnachten, sozusagen die Frühgeburt eines neuen Jahres ohne Komplikationen.
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Montag, 23. Dezember 2013
Versachlichte Weihnachten im Puff
Es fühlt sich nicht vorweihnachtlich an in meiner grindigen Mundhöhle. Bei jedem oder für jeden, der an mir vorübergeht, riecht es nach einer schon länger aufgerissenen Tüte frittierter Erdnüsse. Vermutlich bin ich der Träger des Geruchs, das olifaktorische Zentrum des abendländischen Untergangs. Ich stehe rum wie abgebunkertes Falschgeld und meine Gesichtsmuskulatur führt ein seltsames Eigenleben. Selbst meine Gedankenstränge versuchen selbstständig einen Henkersknoten zu binden. Und ich, beziehungsweise mein Gehirn kommt nicht mehr los von dem Gedanken, wo denn nun die Aquarelle Hitlers abgeblieben sind. Mein Wohlbefinden ist, unabhängig von Feier- oder Nichtfeiertagen, der Vernichtung preisgegeben.

So beschließe ich, Weihnachten im Puff zu verbringen. Natale bordello, weil es da zur heiligsten aller Zeiten im Gegensatz zu den sonst bei mir so beliebten Kleinstkneipen, sprich Boazn, nicht rührselig wird. Hier steht das Geschäft stets an erster Stelle, wobei ich dabei weniger an die sexuellen Dienstleistungen als an das alkoholische Angebot denke. Insbesondere als asexuelle Frau finde ich hier mehr die Art von Ruhe, die mir an so abgefeimten Tagen wie Weihnachten wichtig ist, und ich bekomme zudem die mir gebührende, respektvolle Aufmerksamkeit, trotz meiner hohen Promillezahl, oder gerade deswegen.

Wenn sie nur wüssten, dass bei mir unten nur noch viel rauskommt, aber nichts mehr reingeht, was schon der hohe Blasendruck äusserst zuverlässig gewährleistet, sähe das vielleicht anders aus. Aber die mein körperliches Wrack so adrett bedeckende Hülle lässt solcherlei Rückschlüsse nicht zu.

Selbst an Weihnachten wird im örtlichen Puff nicht gejammert und rumgeheult, sondern in den oberen Rückzugsbereichen gepimpert, was das Zeug hält. Da bleiben die anschliessenden Gespräche an der Bar, die heute mein zuhause ist, rein sachlicher Natur. Also keine Notwendigkeit für Wehrmut oder Wehmutstropfen, sondern ganz nüchterne, notlose zehn Bier mit Schnapseinlagen. Das Elfte bekomme ich schließlich als Weihnachtsgeschenk. Und mit etwas Glück presst sich auch noch meine Freundin Vodka N durch die Eingangstür. Für mich also Entspannung pur.
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Dienstag, 10. Dezember 2013
Unterleibsschmerzen während der Bierschwangerschaft
Fettleber tut garnicht weh, hat mir heute mein Sportarzt eröffnet. Anfangs eigentlich ein erlösender Gedanke, bis dann die Brüder und Schwestern der Gedanken sich beim abendlichen Korn hinzugesellten und mir ganz neue, erschreckende Varianten eröffeneten. Parasiten, Würmer, Körperfresser, denn irgendwas fühlt sich nicht gut an in meinem von mir bisher unbesehenem Inneren. Eventuell schlimmer als Viren und Körperfresser, vielleicht bin ich schwanger. Nur von wem?

Vielleicht sind es Zwillinge. Zwei Schnapsdrosseln im Fruchtwasser oder - das ging dann wieder gedanklich ins Positive - zwei Flaschen Schnaps, die mir in wenigen Monaten aus dem Uterus entweichen. Ganz vielleicht sogar gebäre ich in absehbarer Zeit einen Kasten Helles. Das Leben kann auch zu Unmenschen wie mir manchmal gütig sein. Nichts ist unmöglich, Idiota, sag ich mir immer, allzumal wenn es wieder drückt und sticht im Unterleib.

Man würde das sehen, so meine mir beim Umtrunk behilfliche Nachbarin. Ich sage: Wer sich hin und wieder ganze Batterien aus Leichtalkohol reinschüttet, schwankt in seinem Umfang oft stundenweise. Wenn man nach einem halben Kasten Bier nicht auf die Toilette geht, weil man Angst hat, dass die Nachbarin sonst die andere Kastenhälfte vernichtet, ist man satte fünf Liter, also das Gewicht eines aufgedunsenen Embryos, schwerer und ... dicker. Bierschwanger eben.

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Sonntag, 8. Dezember 2013
Der letzte Stubenzweig
Auf der untersten Stufe meiner Kellertreppe klebt mein Arsch im verschütteten Nußschnaps und ich krieg die Gedanken nicht mehr klarer. Eben war er doch noch da, schon ist er wieder weg, durch mein Leben wie ein Kugelblitz, der Ast, an dem gesägt wurde. Der Zweig im Garten Eden, an dem nie der verbotene Apfel fruchten durfte.

War es doch noch ein stilistisch ausgereifter Abend im Spätherbst. Eine der letzten Flaschen, tiefgrün, vom letzten guten Bordeaux, tiefrot, am Tisch. Getafelt schon der letzte existierende Rohmilchkäse und Eselspeck von den Hochebenen Sardiniens. An der Innenseite des Trinkkristalls hingen eben noch die Tränen der Zuchtflüssigkeit durchmischt von Freude und Traurigkeit. Hatten wir uns nicht gerade in Räusche wie die des Ikarus aus Raymond Queneaus Romanwelten geflüchtet, mit dem moderierenden Angebot meinerseits, uns mit Bordeaux aus feinwandigen Gläsern daraus zu retten? Ich hätte die Nußschnapspfützen riechen sollen, hätte dem Paradigmenwechsel mit Gänsehaut begegnen sollen, als unsere Diskussionen auf dünnes Eis gerieten, unsere Gespräche an dickwandigen Pastisgläsern entglitten.

Bitte schlagen Sie ein, ein auf das immer schon Tote, das nie Geborene, schlagen Sie ein auf die nie geöffneten Jackson-Triggs und Canonaus, Jean. Lassen Sie uns die besten Flaschen gegen das Leben werfen wie gegen eine Schiffswand. Planung ist eben alles, wenn es um die Ausführung nicht gehen mag. So ist die Planung niemals über die Gerüchtephase hinausgekommen.

Jetzt wo ich in alpenländischen Hochprozentigem bade sehe ich, dass selbst als wir das ultimative Mittel der Hutzauberer, den Retsinataucher, aus dem Ärmel schüttelten, es schon Überabend war. Als wir den Ikarus mit der Finsterzwille vom Himmel holten, mussten wir feststellen, dass den Daedalus die Geier schon wieder zum Himmel emporgetragen hatten.
Als Sie "Ich bin immer zu früh." schrieben, haben Sie das "zu" nicht so recht bedacht, denn für den Abflug mag das stimmen, doch beim Landen ist das nicht angesagt.
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Donnerstag, 28. November 2013
Das verborgene Stiegl hinab
Sie werden sich fragen, was das Stiegl-Bier aus Salzburg mit den verborgenen Schriften der Bibel, den Apokryphen, zu tun hat? Die Antwort ist: der kleinste und gemeinsame Nenner bin ich. Denn hier treffen beide zum ersten mal aufeinander.

Leider kann ich den Anfang dieser Geschichte nicht mehr rekonstuieren, nachdem sich Teile der Lunge in einem Hustensturm über meine langjährigen Niederschriften hierzu ergossen haben. Im selbigen Unwetter hat sich dann auch noch der goldene, heilige Gerstensaft über die bereits von Lungenschrapnellen durchlöcherten Papiere ergossen, so dass bereits mein Frühwerk zu Relikten geworden ist, ehe es jemals das Licht erblickt hätte. Frühe Relikte, aber sicher spätere Apokryphen, mein Frühwerk.
Wer mich kennt, wird sich fragen: Welche Lunge? Na, bereits meine dritte. Die Ärzte kommen bei mir inzwischen mit dem Transplantaten nicht mehr hinterher. Irgendwann hab ich's dann begriffen: Lieber letzte Chance als letzte Ölung, lieber Ödem als Lunge. Die Lunge stirbt kinderlos, aber das Ödem hat die letzte Chance, sich über Tröpfchenbefruchtung an der Krankenschwester gütlichst zu tun. Und vielleicht sogar noch Kinder mit ihr zu bekommen. Wer weiß das schon. Grosse Teile meiner Niederschriften werden keinesfalls mehr Kinder bekommen - ein zu Papier gebrachter Tintensee mit Bierschaum und treibendem Schleim.

Aber was solls. Schon allein der Rest ist der Rede wert. Ich wär selber nie drauf gekommen, doch Echo/Sound Test Service hat mir kürzlich folgenden Hilferuf auf Skype zukommen lassen:

Liebste hartelinie, Brecher der heiligen Lanze, stehen Sie mir bei in meiner Not. Das eingöttige Monster, das sich seit zweitausend Jahren als bösartiger Tumor in uns breitmacht, quält mich nun auch noch auf dem eigentlich doch so göttlich gottverlassenem Youtube-Kanal mit Geheule wie "Du musst alles geben, dann wirst du belohnt. So ist das Leben." oder "Kehr nicht zurück und bereue Deine Sünden."

Der monotheistische Block, dem nur eine Emotion eigen, der zunehmende Haß auf jede Art von Andersgläubigkeit, beginnt sich wie reifender Stinkkäse immer eindringlicher bemerkbar zu machen - ehe er sich hoffentlich bald endgültig auflöst. Auch Käse kommt also in Wellen.
Es wird zunehmend enger auf dieser Reise nach Jerusalem, mit immer weniger Stühlen für immer mehr mono-religiöse Wertevermittler. Der Leidtragende bei einem Familienstreit sind zumeist die Außenstehenden. Die Triebabfuhr derer, die lieber glauben als zu wissen, trifft den Atheisten im vollen Lauf der Geschichte.

Allein in sieben Bundesstaaten der USA wurden erst kürzlich Gesetze erlassen, dass Personen, die die Existenz eines höheren Wesens leugnen, kein öffentliches Amt innehaben dürfen, wie die American Humanist Association berichtet.

Selbstverständlich ist es nur konsequent Unbeteiligte zu eliminieren, bis man sich im Lager des Ein-Gott-Glaubens eben gegenseitig mit dem Messer und atomarem Rüstzeug an die Gurgel geht. Ein entsprechendes Bibel- oder Koranzitat wird sich wohl auch hierfür finden. Ähnlich dem Leitspruch des kreuzzüglerischem Judenprogroms in Köln: Richtet sie alle, Gott wird die seinen verschonen!

So nachzulesen in einem Teil der Apokryphen, im 3.Buch der Makabäer, in dem beschrieben wird wie Ptolemaios IV. im hellenistischen Ägypten zum einzig wahren Glauben (in diesem Fall dem jüdischen) konvertierte, nachdem es ihm weder gelang, die Juden zum dionysischen Glauben zu bekehren, noch sie anschliessend durch Elefanten niedertrampeln zu lassen. Doch dem nicht genug, forderte die jüdische Gemeinde nach seiner Bekehrung ihre eigenen Abtrünnigen selbst niedermetzeln zu dürfen. Im Wortlaut der deutschen Wikipedia-Übersetzung:

"dann gingen ihre Priester und die ganze Menge
unter Anstimmung des Alleluja voll Freude von dannen.
Und sie bestraften jeden befleckten Volksgenossen,

der ihnen unterwegs in die Hände fiel,
und töteten ihn mit Schimpf und Schande.
An jenem Tag erschlugen sie mehr als 300 Männer

und begingen ihn voll Freude als Festtag,
weil sie die Gottlosen getötet hatten."


Wer glaubt von solch intolerantem Verhalten in einer übergriffigen Moderne verschont zu bleiben, weil er nur heimlich an nichts glaubt oder wie die Griechen auch einen Götterhimmel vorweisen könne, der sei gewarnt. So hatte schon das Flächenbombardement des Theodosius I. eine Streuwirkung, die man so nicht erwarten hätte. Zitat Wikipedia: "391/92 verbot er jedoch schließlich die heidnischen Kulte und ihre Ausübung. Dies war, wie gesagt, vermutlich eine begrenzte Aktion, die sich wohl ganz konkret gegen die großteils altgläubigen Anhänger des Eugenius richten sollte. 393 wurden auch die Olympischen Spiele verboten, doch erst Theodosius II. setzte ihnen mit der Verbrennung des Zeustempels wirklich ein Ende ..." Sie würden dich schon allein desshalb teeren und federn, weil du keine Gemagebühren an Radio Vatikan abführst und kein andersgläubiges Blut an deinen Händen klebt.

Und sie sehen alles, im Gegensatz zu ihrem Gott, dem so manch pädophiler Pfarrer schon mal durch die rächenden Hände rutscht. In diesem Sinne, liebes Echo/Sound Test Service, kann ich Ihnen nur den Artikel "The Mafia, The CIA & The Vatican's Intelligence Apparatus" empfehlen, um sich mal schlau zu machen, wie das in unserer Zeit so läuft.
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Freitag, 22. November 2013
Resentimente - neuste Abhörtechniken aus dem hartelinie-Labor
Das Herzstück eines Geheimdienstes ist einerseits das Geheimnis und andererseits die Drohkulisse der Unwissenheit der Anderen. Wenn dann mal was rauskommt, tut man so, also wäre das im Grunde schon lange bekannt und von unendlicher Unwichtigkeit.
Wenn man allerdings als Schlapphut mal keine Ahnung hat, was so alles im trüben Informationsfluss schwimmt, dann schickt man Blindgänger wie einen Herrn Showdown an die Infofront und lässt anklingen wie durchtrieben und grenzlegal man alles durchblickt. Man düngt den Aberglauben, dass man jede Alditüte mit RFID-Chips bestückt hätte und jeden Lackaffen durch die Webcam beim Wixen studiere.
Man prahlt mit Full-Spectrum-Dominance und schmückt sich mit anderen zukunftsträchtigen Wortcollagen wie Joint Vision 2020. Ich hab keine Ahnung mit was sich die Turmschreiber der NSA die Birne so wegkiffen, aber meines Erachtens wissen Sie noch nicht mal die Bundesligaergebnisse der letzten Woche. Dafür haben diese geistigen Tretminen keinen Algorythmus.

Ich hab mich testhalber mal selbst abgehört. Bin ja auch der Einzige, der mir zuhört, wenn ich so in meinem Biersuri auf der Tastatur herumklimpere. Und ich muss sagen, dass mir das garnicht gefällt, was ich da heute so zu Ohren bekommen habe. Es ist zutiefst erschreckend, was ich alles so zu wissen glaube. Das betrifft nicht nur Vergangenes. Ich bin mir sogar sicher, in einer Art Jointless Vision, dass der TSV 1860 nächsten Montag keinen Sieg gegen Greuther Fürth zustande bringen wird, wenn ich das hier mal so leaken darf.

Glücklicherweise gibt es da bei mir die Delete- oder auch Entfernen-Taste, die heisst, noch mehr Bier mit kleinen Zwischeneinlagen. So kann ich Dinge sagen, um sie anschliessend so zu löschen, dass keine Spur mehr zurückbleibt und auch kein starker Sturm sie mehr zurückweht. Im Grunde könnte ich mich so jeden Tag neu erfinden, ohne jemals in Widersprüche durch schon Gesagtes zu geraten. So lässt sich auch das Wörtchen abgehört besser verstehen. Erst hat es noch zu mir gehört und dann ab ... etwa dem 10 Bier, also circa einer Stunde, eben nicht mehr. Und zwar in einer Weise, die die Vergangenheit revidiert, anulliert, nihiliert, sie so ausradiert, dass selbst dem Radierer anschliessend nichts abgeht oder ihm ein Schwund nicht anzusehen wäre. Auf zauberhafte Weise scheint die Tinte wieder im Füllfederhalter zu verschwinden, beziehungsweise die Tasten eine eigenartige Rückwärtsbewegung auszuführen, bei der anschliessend niemals auch nur ein Quäntchen Energie verbraucht worden wäre.

Und so wandle ich auch morgen wieder an den Abgründen der Zivilisation in Downtown Sicko City ohne mich nur im Geringsten daran zu erinnern, was ich von den Schbacken gestern so gehalten habe. Einzig meine selbst abgehörten Zukunftsvisionen bleiben stets die gleichen, bezüglich der Spielleistung des TSV und der zunehmenden Verdummung des sich vermehrenden Genmülls in diesem Lande. Ich denke, the new world order ist garnicht so new und selbst das Karma hat über die Jahrtausende nicht seine starke Hand gezeigt. Einzig die buddhistische Idee der Auflösung des Geistes bei völliger Erleuchtung scheint mir sinnig: Nur die Vollidioten sind zurückgeblieben.
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Freitag, 15. November 2013

Ein, wie ich meine, belangloser Planet am Rande der hartenlinie und das NSSM 200


Seit heute morgen tut mir die Rippe weh, als wäre sie angebrochen. So weit ich mich selbst über die Jahre kennengelernt habe, muss es heute nacht einen Vorfall gegeben haben. Vermutlich habe ich, in meiner verzweifelten vielzelligen Isolation versucht, mir eine Rippe, genau jene, aus dem Leib zu reissen, um daraus einen Partner zu formen. Heute bin ich froh, dass mir das nicht gelungen ist, sonst wäre ich in starker Erklärungsnot und müsste zu allem Unglück meine wenigen Alkoholreserven auch noch mit einem anderen teilen.

Schlagartig fällt mir ein warum ich gestern zu trinken angefangen habe, obwohl es da eigentlich keines Grundes bedarf. Und doch nehme ich stets einen zur Hand, ehe diese zur Flasche greift. Gestern ging es um den eugenischen Gedanken, der mitschwingt, wenn man den brennenden Witwen in Indien beim Sterben zusieht. Es sind zuviele, insbesondere zuviele Frauen, so sagt man, cher. Und dieser Gedanke scheint so tief verhaftet im indischen Volkskörper, dass sie sich selbst zur Schlachtbank, beziehungsweise zum Scheiterhaufen schleppen. Von den vielen unschuldigen Bäumen, die dabei hops gehen, spricht keiner; mal so nebenbei erwähnt. So wird das nichts in Indien. Spontane Initiativen wie die als Familienunternehmen heranwachsenden Frauenkraftwerke am Ganges, spontaner Unternehmergeist, aber ohne Klimazertifikat und ohne Nachhaltigkeitsnachweis. Einfach mal ein Holzgerüst ans Flussufer gezimmert und fertig ist das Heizkraftwerk.

386 Mäuler auf jeden Quadratkilometer. Das ist die Hälfte mehr als hier in Deutschland, die, so man populationmatters.org Glauben schenkt, wie Heuschrecken den Planeten kahl fressen. Unter dem scheinheiligen Vorsatz der 'food security' wird das Horrorszenario entwickelt, dass guatemaltekische Kleinbauern (116 pro qkm) den Urwald eleminierten und senegalesische Hungermäuler (60 pro qkm) klammheimlisch den letzten afrikansichen Elefanten wilderten.

Als Grosskonsument von Kartoffelschnaps, oder Aquavit, wie man in 'guter', also schlechter, Gesellschaft sagt, möchte ich mal anmerken, dass davon der Planet nicht aus der Bahn geschleudert wird. Ich schütte das Lebenswasser nicht in mich hinein, um zu vergessen, sondern um meine letzten Gehirnzellen in Wallung zu bringen, um mein Denkstübchen wieder auf Vordermann zu bringen.

Ich als Alkoholikerin sage: eat the fuck less! 5 von 10 US-Amerikanern laufen rum wie fette Einkaufstüten, die aus allen Nähten platzen und machen sich Gedanken über die Geburtenraten von Immigranten und noch nicht Immigrierten. Wo sind die denn auf den Fotos von populationmatters.org, diese wandelnden Fettwalzen. Das Dogma unserer Wirtschaft, ewiges Wachstum, scheint mir das Problem - wenn überhaupt. Der illegale Holzhandel einer Handvoll burmesischer Generäle, deren Produkte unsere naturbelassenen Vorgärten zieren, der überhitzte Motor einer Autoindustrie und die Summe des nur-Besten für die Einzelkinder der grünen Elite.

Der Regenbogen am Kindergarten nebenan und der Club of Rome, alle sprechen von sustainability, von Nachhaltigkeit. Gelackmeiert sind hierbei jene, die bei Lidl und Netto einkaufen müssen, weil sie sich das gutmenschliche Essen im Biomarkt nicht leisten können. Und hierfür bezahlen sie mit Fettleibigkeit durch Junk Food und letztendlich mit ihrer Lebensberechtigung. Wer sich erstmals dem Gedanken ergibt, daß wir zu viele sind, wird als nächstes die Frage stellen müssen, wer denn zu gehen hätte und da ist man eigentlich nie auf der eigenen Liste. Worauf wird man also zurückgreifen müssen? Auf althergebrachte Muster und Vorlagen, auf die Strickmuster der Eugenik.

Ich verwende kein Deo. Meine Duftmarke ist Nussschnaps. Ich bin Schwerstalkoholikerin, nicht nur schwer weil ich fett bin und meine aufgedunsene Leber inzwischen mehrere Kilo wiegt, und so stehe ich inzwischen vermutlich auch auf solch einer malthusianischen Liste. Ich denke, weil ich diesen Planetenrettern den Schnaps vom Tisch trinke. Obwohl ich diese Argumentationslinie bisher nicht finden konnte im Memorandum NSSM 200 eines Herrn Kissinger, bin ich mir doch sicher, dass das irgendwo im Kleingedruckten verschwunden ist. Wer hat schon die Zeit, die näheren Ausführungen zur Entvölkerung zu lesen, wenn einem Heimatplanet unter den Füssen wegschmilzt und sich antialkoholische Fluten über einen ergiessen.

Die Argumente der liebreizenden Eugenikerschaft - sind ja schliesslich keine Nazis, obwohl sie im Grunde fast die gesamte Weltbevölkerung vom Tisch wischen würden - kommen in ähnlichen Verpackungen wie das Junk Food, das sie uns servieren. Die Sorgenfalten, die sich in die kindlichen Gesichtszüge eines Bill Gates mischen, wenn es um den Hunger in der Dritten Welt (immerhin noch eine Bronzemedallie) geht.

Und gestern hätten sie mich fast erwischt mit der Metapher eines Einzellers, der sich von Kartoffelschnaps ernährt: Jede Sekunde teilt sich dieser Einzeller und verdoppelt somit seine Population. Aus eins wird zwei und aus zwei werden vier. Das geht lange gut und die Flasche scheint unerschöpflich. Wenn aber die Flasche noch halb voll ist mit Kartoffelschnaps und halb mit Einzellern, dauert es noch genau eine Sekunde bis die Lebensgrundlage, der Kartoffelschnaps, alle ist und die Flasche nur noch voll mit Einzellern.

Heute aber, da der Körper nach dem Rausch wieder in sich selbst zurückgefunden hat, begreife ich, dass ich als Vielzeller diese Flasche ganz alleine leergesoffen habe. Und so denke ich mir: Wenn sie denn so besorgt um diesen Planeten sind, warum gehen sie dann nicht mit gutem Beispiel voran und rotten sich erstmal selbst aus, diese eugenischen Raubwanzen mit all ihrer Unersättlichkeit. Dann hätte jeder Münchner seine eigene Wohnung (4400 pro qkm) und es wäre auch für uns gesundes Essen wieder erschwinglich. Denn die Alternative käme weniger einer Szene aus David Attenborroughs Naturfilmen gleich, denn einer nicht so blühenden Wüste wie in Becketts Endspiel. Und da gibt es selbst für die vier letzten Überlebenden keinen Tropfen Kartoffelschnaps.
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Sonntag, 10. November 2013
Aggropolis - Athen gestern und heute
Der Akropolis zu Füßen, stinkenden Füßen mit Rauchpilzen zwischen den Zehen. Das muss man wohl in Kauf nehmen, wenn man der Athene an die Wäsche und mit offenen Augen auch mal unter den Rock möchte.
Die stinkenden Füße sollte ich relativieren, denn rund um den Tempelberg wirkt Athen auf mich eher wie ein Waldgebiet in dem Männer mit Rauschebärten hausen, die sich neuerdings auf der Suche nach dem Sinn des Lebens mit Plastiktüten umringen, in denen sie all ihr Hab und Gut sammeln.

Wie alle Strassen nach Rom, führen alle Worte nach Griechenland. Times Old Greek, sag ich da. Die gleiche Schrift in den Auslagen der modernen Einkauspassagen wie auf den alten Steintafeln, die überall rumliegen. Keiner will Letztere mitnehmen, weil eben das gleiche draufsteht wie heutzutage. Und trotzdem versteht keiner mehr, was sie eigentlich sagen wollen, jene Steintafeln - während Werbetafeln der modernen Markenartikel unser Innerstes bewegen. Athen hat sich in den letzten zweieinhalb Jahrtausend irgendwie verändert. Aus Polis wurde Police.

Und die Graffitis werden inzwischen nicht mehr eingeritzt, sondern gesprüht.

So spricht man davon, dass Delos (die Sichtbare), das einst heimlich von Poseidon 'geschaffen' wurde, um der Titanin Leto, einem der Seitensprünge Zeus, einen Ort zu geben, wo sie unentdeckt (also adelos=unsichtbar) von der ihr zürnenden Hera ihre Kinder Apollo und Artemis zeugen konnte, nun auch wieder A-Delos wäre. Die Geschichte Griechenlands lebt somit omnipräsent fort und doch hat sie keinerlei Verbindung mehr zur Gegenwart.

Diesem Schutzwall des Elends, der die Akropolis schützen soll, schliesst sich ein zweiter an, in dem sich die Angreifer verheddern sollen. Ein undurchdringlicher Ring aus Cafes und Bars. In Athen leben mehr Bistrostühle als Griechen, obwohl es sich um die Hälfte der Bevölkerung handelt. Der eigentliche Schutzwall allerdings sind die Touristenmassen, die sich die Seele aus dem Leib fotografieren. Jedes Erklärungstäfelchen und jeder Stein, der auch nur annähernd auf einem anderen liegt, wird digitalisiert. Selbst das Motto des Orakels von Delphi wurde umgeschrieben von "Know thy self" in "Know thy buttons".

Trotz all dieser Sicherheitsmassnahmen hat sich die Frontex-Linie rund um die Akropolis als scheinbar wirkungslos erwiesen, denn hier hat sich bereits jede monotheistische Religion schon mal eingenistet. Während der Völkerwanderung noch von polytheistischen Horden überrannt, lag sie im Mittelalter sozusagen als Mittelstation auf dem Weg der Christen nach Jerusalem. Byzantiner, Franken und schliesslich die Osmanen, die es sich nicht nehmen liessen ein hübsches Minarett draufzusetzen. Nur den Venzianern unter dem Dogen Morisini kam 1687 die grandiose Idee, die Bude auch mal in die Luft zu jagen. Kein konservatives Gedudel, sondern rein mit der Kanonenkugel in das osmanische Munitionslager, und rumms, durften die Götter nun auch mal ans Licht, durften frische Luft schnappen, solange Athen noch nicht von einer Dunstglocke überkuppelt wurde.

Das einzig Interessante an der Akropolis, die immer kleiner wird, je näher man kommt (das perikleische Wunder der Perspektive), sind vorwiegend ihre Schutzwälle. Wer also auf sinnlose Steinhaufen, Touristenmassen und überteuerte Koffeingetränke in der Bistrostuhl-Zone steht, dem sei ein Besuch wärmstens ans Herz gelegt. Die Zwerghaftigkeit der Agropolis und die Tatsache, dass es sich hinter der Fassade einzig um einen Geröllhaufen über der Stadt handelt, erschliesst sich eigentlich erst kurz nachdem man an der Kasse das sündteure Ticket erstanden hat.
Sehr viel antiker und ganz ohne Menschen wandelt es sich auf dem Hügel nebenan, wo man einen Blick auf die Knastzelle des Sokrates werfen,

oder nachts auch mal ein ausgelassenes Symposium mit den Platiktüten-Philosophen feiern kann.

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Donnerstag, 7. November 2013

Hohlkopfgeschosse im Zeitvergleich

WARUM DAS HOHLKOPFGESCHOSS UNBEDINGT WIEDER ERLAUBT WERDEN MUSS - oder warum eigentlich die Kriegskontrollgesetze abgeschafft werden sollten


Vorwort: Versehentlich bin ich auf einen Eintrag aus dem Jahr 2007 gestossen, der mir erneut vor Augen geführt hat, dass sich die Zeit nur bei der Handyentwicklung weiterbewegt. Im Grunde besteht ihre Zeitachse aber aus einem Punkt. Die Ausweitung des Nahostkonflikts gab es damals wie heute.
Zum anderen möchte ich die Begrifflichkeiten nochmal auf den Desktop bringen, weil der Begriff des Hohlkopfgeschosses für die hartelinie wie geschaffen ist, wo Hohlkopf und DumDum aus der gleichen Familie kommen. Denn es ist der einzig mir bekannte Waffentyp er zugleich sein Ziel bezeichnet. So denn:


Was die hartelinie nicht versteht, ist das Prinzip der Kriegskontrollgesetze. Beziehungsweise wir verstehen es sogar sehr gut und finden sie eine Riesenschweinerei.

Hatte ich mich doch anfangs gewundert, warum einerseits die Jugend als tugendlos, verwahrlost etc verschrien wird und uns andererseits von der Dauerglotze nichts anderes serviert wird als Leichen und Sex, der Videomarkt nur so überquillt von Kriegsspielen.
Unser Nachwuchs wird medial bereits zum Soldaten ausgebildet. Bis zu Beginn des Einsatzes hat er tausende von Leichen gesehen und wurde am Simulator an diversen Waffentypen trainiert. Kein Wunder, daß der technologische Vorreiter in dieser Sache, die USA, ihre gewaltbereite Jugend dann auch sinnigerweise ziemlich komplett in die Schurkenstaaten abtransportiert. Mord und Totschlag, im zivilrechtlichem Sinne verboten, im völkerrechtlichem Kriegsfall sind sie ein Muss.

Aber ... dann ist vieles wieder auch nicht erlaubt. Die Genfer Konvention und Kriegswaffenexportbestimmungen, Atomwaffenabkommen und Verbot von verschiedenen Patronentypen.

Ein Glücksfall für den Verletzten und der Gau für den Schützen ist ein glatter Durchschuß. Im Kriegsfall geht es mehr darum, die Feindkräfte zu binden, was vorwiegend durch massive Verletzung und den anschließenden Abtransport erwirkt wird.

Als "am wirksamsten" gelten Hohlkopfgeschosse, weil bei diesen durch die konkave Ausbuchtung in der Geschossspitze der Auftreffimpuls ins Geschoss-Innere geleitet wird und das Geschoss regelrecht zum Explodieren bringt und Fragmentationsgeschosse, die sich nach dem Auftreffen in eine nicht vorher bestimmbare Anzahl von Einzelteilen zerlegen und mehrere "temporäre Wundhöhlen" verursachen. Sie sind international zum Einsatz gegen Menschen verboten.

Die durch den zum Geschossboden hin verlagerten Masseschwerpunkt entstehende Drehung des Vollmantel-Rundkopfgeschosses (zB 9mm VMRK) im Schusskanal (Narrow Channel) führt zu einer temporären Wundhöhle, die einen Durchmesser von bis zu 20cm haben kann. Im Glücksfall für den Schützen werden noch Teile der Schutzweste mit in den Körper gerissen, wo das Geschoss fragmentiert und möglichst viele Organe so verletzt, daß der Verwundete so invalid wie möglich überlebt.

Der klassische Fall ist die Erfindung des Dum-Dum-Geschosses:
Es leitet sich ursprünglich vom Namen der Munitionsfabrik in Dum-Dum (bei Kalkutta) in Indien ab, welche in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts für die Britischen Kolonialtruppen eine Patrone mit Teilmantelgeschoss bekannt als "Cartrige, S.A., Ball, .303-Inch Mark II* C." fertigte. Schon während des Mahdi-Aufstands 1889 im Sudan wurden die Geschossspitzen der damals verwendeten Patrone "Cartrige, S.A., Ball, .303-Inch Mark II C." durch die britischen Soldaten abgefeilt (kein Hohlkopf, sondern eben erst ein flacher) und somit freigelegt, um eine geforderte, bessere Mannstoppwirkung zu erreichen.

Erst kürzlich wurde einem serbischen Soldaten vor dem internationalem Gericht für Kriegsverbrechen vorgeworfen, mit entsprechender Munition, die durch ihre hohe Mündungsgeschwindigkeit von 1000m/s als panzerbrechend erweist, aus einem Draganow-Gewehr auf menschliche Ziele geschossen zu haben.

Meines Wissen ist das Draganow, gerade aufgrund seiner hohen Mündungsgeschwindigkeit speziell für Sniper gedacht, um weit zu schießen. Und dabei handelt es sich auch um Weichziele. Dem Opfer wird es egal sein, um welchen Patronentyp es sich gehandelt hat und aus welcher Entfernung der Schuss erfolgte. Mich würde es allerdings nicht wundern, wenn die Militärpolizei mit Massbändern auf den Schlachtfeldern wandelt, um etwaige Kriegsverbrecher ausfindig zu machen.

Panzermine auf der Autobahn einbuddeln ist ok, auf dem Feldweg gibts Ärger mit dem Internationalem Gerichtshof. Torpedos auf Schiffe, ja, Tischbein, Granate, Messer oder Löffel, alles ok, aber Hohlkopfgeschosse ... nein.

Minen zur Bekämpfung von Weichzielen sind ok, wenn man nicht entsprechende Papiere unterschrieben hat. Und in jeder Panzermine befindet sich selbstverständlich ein Anti-Personen-Mine, die vor einiger Seite noch manuell beigelegt werden musste, um deren Bergung zu verhindern. Auch die BRD führt noch Anti-Personen-Minen im Arsenal. Wer auf eine Panzermine tritt, ist im Grunde einfach selber schuld.

Atomwaffen darf haben, wer sie vor dem Sperrvertrag schon hatte und wer diesen nie unterschrieben hat und zwei drei andere. So besitzt Israel mehr nukleare Sprengkraft als Indien oder Pakistan - obwohl es offiziell keine Nuklearwaffen besitzt. Und dann ist es auch nicht verwunderlich, daß die Grünen für die Lieferung deutscher U-Boote der Dolphinklasse an Israel stimmen, die diese mit ihrem Nuklearwaffen aufrüsten. Bleibt fraglich, ob diese größtenteils von deutschen Steuergeldern finanzierten Atom-U-Boote ein wesentlich Beitrag Deutschlands zum Weltfrieden sind.

Selbst der Abschuß von Zivilflugzeugen wirft uns wieder zurück auf die Definitionsgewalt, und wenn man die hat, die Definitionsgewalt, dann geht das eigentlich sogar im Friedensfall.

Radioaktive Waffen, wie die bunkerbrechenden GBU-Bomben der USA und anderer Munition mit Uran, sind wiederum all clear, obwohl man rein rechtlich nach Beendigung der Kampfhandlung den Dreck auch wieder entsorgen müsste. Das neueste ist dann aber doch umweltfreundliches Töten mit einem Nano-Wolfram-Glas-Gemisch, das kann man dann auch liegenlassen.

Bei der Anzahl der Ermordeten wird es dann etwas absurd, denn einer kann schon zuviel sein. Es können aber auch Millionen sein und es ist ok.

Und jetzt aufgepaßt, denn Folgendes geht eigentlich nicht, aber eben doch: Phosphorbomben und Streubomben sind nicht gut, aber passiert auch nix, wenn's mal passiert, wie jetzt im Libanon. Jede Art von Bomben auf zivile Ziele, hatten im obigen Fall und auch im Irak keine Folgen. Denn keine Presse ist die beste Presse - wie derzeit im Sudan, Nahen Osten, und so weiter und so fort. Wie das so läuft erzählt uns, wiedermal, Noam Chomsky mit dem Film Manufactoring Consent.

Es geht darum, daß man die drankriegen kann, die sich nicht an die Regeln halten in diesem dreckigen Spiel, das wir eigentlich garnicht bräuchten, dessen Erfinder und Enkel allerdings zugleich die sind, die auch die Kriegskontrollgesetze durchbringen. Und eine der perfidesten Waffen dieses Massenschlachtens sind die Kriegskontrollgesetze selbst. Denn sie versuchen zu rechtfertigen oder zu verteidigen, was schlichtwegs verboten und abgeschafft gehört. Ich glaube es heißt: Den Belzebub mit dem Teufel austreiben.

Und deßhalb meines Erachtens: Entweder Kriegskontrollgesetze raus oder Hohlkopfgeschosse rein.
Ganz klar ein Fall für hartelinie.Hohlkopfgeschosse erhalten ein klares 'in', sind 'long, long, long' und für unserer Portfolio ein klarer Kauf. Auch ein deutlich postives Signal sehen wir bei dem Gerücht einer Wettbörse auf internationale Konflikte - über deren Eintreten, Verlauf und Ausgang. Wenn ich jetzt nicht diesen Dummy-Effekt hätte, daß wo was reingeht auch was raus muß, weil schon voll ist, dann wüßte ich auch noch ob was dran ist an dem Gerücht.

Als erste Makro-Wette schlage ich den Nahen Osten vor. Denn: Wie sich die USA ihre Neue Strategie rund um den Irak vorstellen, zeigen die nun mehrfach veröffentlichten Karten des Neuen Nahen Ostens. Das sieht nicht gut aus für den Iran, aber auch nicht für die Verbündeten der USA wie die Türkei, Saudi-Arabien und Pakistan. Dafür gibt es dann endlich ein Kurdistan und auch ein Belutschistan, sowie einige andere interessante Nebenprodukte dieser ethnischen Säuberung. Daß die Sache schon am Laufen ist sehen wir immer noch im Irak, sowie an den ersten Vorbereitungen im Iran, wie den Anschlägen auf die Revolutionären Garden in Belutschistan, die die USA witzigerweise dem Iran selbst in die Schuhe schieben will. Auch der zweite US-Flugzeugträger im Persischen Golf wird nicht gegen irakische Stadtguerilla eingesetzt werden.
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Dienstag, 5. November 2013
Ankern im Windkanal
Heute darf ich mal an Deck. Landgang wie ich das als Navigator, als Unterdeckmensch, so nenne. Eigentlich auch nur, weil ich fuer das Ankermanoever ran muss.

Bei der Einfahrt in die Bucht gehts erst noch mal ran an die Kordeln. Die Kompassrosette kreiselt und der Meltemi kreischt wieder mal mit 7 Beaufort.

'Fuck the Fock, gestern hiess sie doch noch Genua."

Die Wortwand der Anweisungen steht wie ein geheimnisvoller Urwald vor mir. Als einziges Bleichgesicht unter windgegerbten Gesichtern, bin ich auch nicht so vertraut mit den Begriffen, die sich fuer mich selbst mit dem staerksten Seemansgarn nicht verbinden lassen.

Die Spinnakerfall pruegelt auf den Hauptmast ein und ich versteh nur Bahnhof, bzw.Hafen, unter dem Surren der Rigg, den Wanten und Stegen. Das Leben an Deck ist auch kein Winsch-dir-was, hier wird noch mit der Hand gewinscht. Die Genuafall von meinen Hautfetzen ummantelt, rauschen die Schoten durch meine Haende, mit Namen, die mir noch unbekannter sind als der Grossteil der Besatzung, die ich vorwiegend treffe, wenn sie mal zum Kotzen runter kommen.

Doch die Auffuehrung an Deck, der letzte Akt ist fuer mich schon zu Ende, ehe der Vorhang sich schliesst. Fuer mich heist es, wieder runter in den Ankerkasten, wo die Ankerwinsch heult und das Bugstrahlruder brummt. Und wenn alles schief läuft, schicken wir unsere Geheimwaffe runter an den Ankergrund. Den Retsinataucher!

siehe hierzu den stubenzweigschen Beitrag

Erst der Ruf "Anker fasst" erloest mich aus dem Hades unter Deck. Jetzt bin auch ich wieder Teil der Mannschaft - zumindest fuer das Anlegerbier. Denn dann heisst es, abermals hinab. Logbucheintraege und ... was sonst ... Abwasch.
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Donnerstag, 31. Oktober 2013
Hafenkino
... das ist die Mischung aus Missgunst und Besserwisserei, der Ort, an dem man endlich mal damit protzen kann mit all dem Jargon und Fachsimpeleien, die sie sich für ihren SKS-Schein und tausenden von Euros in Monaten und Jahren reingepaukt hatten. Die Scheine selbst sind schliesslich nicht vorgeschrieben, um zu segeln. Das einzige, was man braucht, ist der Motor-Sport und den gibts in einer Woche mit Prüfung auf einem motorisiertem Schlauchboot.

Landen Sie mal an am Kai und rufen "Schmeiss doch mal die Kordel rüber" oder "Wir parken da links". Da wird sich das Publikum, bestehend aus hochdotierten, profibekleideten Amateurseglern so schnell abwenden, als wäre es eine Bombendrohung. Nur um sich nicht mit Ihnen abgeben zu müssen.

Ein Klassiker ist die Besprechung des Anlegemanövers, wo jeder mal was sagen darf und zeigen kann, dass er es auch drauf hat.
So schwojet die 45er-Bavaria bei langsamer Fahrt und blanker See herein und macht erstmal eine Hafenrundfahrt. Es ist nur noch ein Box frei, was sie nicht hindert, noch zweimal abzudrehen und die Lage zu besprechen, wo sie nun anlegen. Es scheinen heftige Diskussionen stattzufinden, ob nun hier oder hier, und jeder darf mal drauf deuten. Beim dritten Anlauf entschliessen sie sich einhellig ... die einzig freie Anlegebox zu nehmen. Die Fender werden ausgebracht. Alle in strahlend weissen Hochseeuniformen und Segelsportpreziositäten wählen die einzige Frau an Bord dazu aus, mit den Achterleinen hinten festzumachen, während sie selbst ein letztes mal das Manöver besprechen, als ginge es um die Schlacht bei Waterloo.
Erika, zierlich und von Angstfalten durchfurcht, wohlwissend dass nur die Schwäche des Einen, die anderen wirklich stark macht, schleppt die 20 Kilo Tau ans Heck und allen ist klar, dass sie es nicht schaffen kann und wird. Am Kai versammeln sich schon alle abgehalfterten Ferienkapitäne und -matrosen, um ihr prinzipiell beizustehen, doch auch ihnen ist klar, dass sie ihre sündteuren Segelhandschuhe niemals mit den feuchten Leinen beflecken werden.
Schon beim ersten Wurfversuch - im Grunde lässt sie den ganzen Packen einfach ins Wasser fallen, alles andere würde die Gesetze der Physik sprengen - passiert die herbeigeahnte Katastrophe. Die Achterleine wickelt sich um die Schraube und aus dem leisen Blubbern wird ein Ächzen und Grunzen. Der tiefere Sinn "Mann, Erika!" hat sich mir bis heute nicht erschlossen.
Nun wird es hektisch an Bord, denn der ablandige Wind treibt nun das manövrierunfähige Boot wieder hinaus ins Hafenbecken. Als hätten sie es gewusst, natürlich haben sie es gewusst - alle haben es gewusst - kommt schon, "Tätarä", die österreichische Nachkriegsmarine in ihrem Schlauchboot mit vier nackten Oberkörpern und der Taucherausrüstung für professionelle Tiefseeforschung angerauscht, während die Schweden eher so "wir hätten ja" daher dümpeln. Mit Todesmut in den Augen und der scharfen Klinge zwischen den Zähnen wird die blockierte Schiffsschraube nun abgetaucht und unter Einsatz aller im Hafen befindlichen Seglerhandschuhe das Boot schliesslich in der Box vertaut. So haben wir nun mehrere Dutzend Helden und eine doofe Erika - und alle sind glücklich.

Dass es auch anders laufen kann am vollen Pier, zeigt der vom zwergenhaften türkischem Kapitän gesteuerte, ausladende 30-Metern-Kahn Gület. Er kommt angerauscht, dreht sich wie eine dicke Matrone, der der Rest der Welt daran vorbeigeht, mit dem Arsch (Heck) zur einzigen Anlegebox, die wie ein winziger Spalt zwischen den blankpolierten Sportbootjachten hervorlugt. Keiner käme auf den Gedanken, dass Gület wirklich den Versuch startet sich achtern da reinzudrücken, bis er mit seinem fetten V8-Motor den Rückwärtsgang einlegt und Ziel nimmt, denn vom Mass her ist es eigentlich ein Ding der Unmöglichkeit. Aber Gület hat zwei Dutzend deutsche Mountainbiker an Bord, die von Bord müssen, und so schiebt er sich mit viel Gefühl zwischen die beiden Bugspitzen der Jachten, die links und rechts von der Box liegen.
Vom Unglauben noch gelähmt stolpern die beiden Mannschaften der Nachbarboote übers Deck und versuchen noch den ein oder anderen Fender zwischen sich und Gület zu bringen, doch dieser schiebt die Boote links und rechts mit wackelndem Arsch so weit zur Seite bis er hinten achtern gehen kann. Die bereits angebrachten Sportbootfender poppen aus den Ritzen wie Gummibälle. Dank der fauligen Algenschicht, die Gület links und rechts ziert, gibt es keine Kratzer, sondern eine besonders innige schleimige Nachbarschaft.

So hält das Hafenkino auf grossen Leintüchern jeden Tag einen Film bereit. Und bezahlen tun immer die Darsteller. Zumeist mit ihrem Ruf.
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Mittwoch, 30. Oktober 2013
Winsch dir was - Sturmsegeln in der Aegaeis
Vorab stellt sich zuallererst die Frage, warum man steuerfrei rauchen und trinken darf, nur weil man fliegt, an Bord geht oder Ländergrenzen ueberschreitet. Vermutlich weil es sich eben weit besser in Kerosinsteuer anlegen lässt.

Kein Troja und kein Raub der Helena, sondern gleich aufs Schiff und rein in die Wanten; zurück Richtung Helena. Da ist man doch froh, wenn es nicht ganz steuerfrei ist, sondern man das Ruder wieder selbst in der Hand hat.

Kapitän, alle Bierventile geöffnet


Nix da! Kein Aufsteher-, kein Ableger- und kein Wendebier. Diesmal auch beide Frischwassertanks nicht mit Alkohol befüllt, sondern mit arschtrockener Leber hinaus auf die hohe See.
Wieder mal Backschaft, in Päckchen liegen, Auge an Zeh und 3 Kubikzentimeter Raum fürs Private, eingepfercht zwischen Motorraum, Ruderanlage und Frischwasserpumpe.

Doch die Zeit in der Koje gilt eh als verloren. Das Seglerblut pumpt nur auf Deck. Man fühlt sich wie die Zutat in einer burmesischen Gemüsesuppe, dichtgedrängt mit ungeduschten, salzverkrusteten Kollegen. Man schwimmt in der gleichen Suppe und wird schlimmstenfalls von Poseidon auch gemeinsam verschlungen.

So findet jedes Gemüse an Bord seine Bestimmung. Nachdem ich ausser dem Skipper kotzresistent bin, ich also nicht die Fische füttere, wie man sagt, fällt mir automatisch die Rolle des Navigators zu. Und weil es oben keinen Kartenplotter gibt, weile ich bei Sonne und Regen, verlassen von der Crew, in der Messe. So bin ich auch Herr über den Kühlschrank und somit über die Biervorräte, an die der Rest der Mannschaft dank der starken Dünung sowieso keinen Gedanken verliert.

Über Kanal 24 brettert der Wetterbericht, der auf englisch genauso unverständlich wie auf griechisch. "chrherölksadf Northwest 4 to 5, lkjdflksjdf Northwest 4 to 5, usw". Mit der Realität hat das so viel zu tun wie die Horoskope aus einer Tageszeitung. Draussen presst der Wind mit 9 bis 10 Beaufort gegen die bereits gerefften Segel und der Bug knallt mit seinen Tonnen Gewicht in jedes Wellental. Der Meltemi, der bei Kay Papas wie durch eine Turbine beschleunigt, gibt heute richtig Vollgas. Mit einer Kränkung von 30 Grad fühlt es sich an als bewege man sich quer zur Eiger-Nordwand. Alles was nicht niet- und nagelfest fliegt quer durch die Kabine. Frühstücksbretter, Tassen, Messer und, oh je, schnell die Beine hoch, schiesst der Werkzeugkasten aus seinem Versteck über den Messeboden.
Und weil das kinetisch für Navigatoren wie mich alles noch zu berechnen ist, lässt es sich der Skipper nicht nehmen, ohne sich für meine mathematischen Weisheiten aus des Bootes Rumpf zu interessieren, ganz unvermutet eine Wende einzuleiten. Bei der rethorischen Frage "Alles bereit zur Wende" habe ich kein Vetorecht und es bleiben mir Sekunden, um mich und all das lose Material backbords, wo sich auch die Küche befindet, darauf vorzubereiten, dass nun gleich Oben zu Unters wird und umgekehrt.
Doch für mich in meiner Vakuumblase aus Längen- und Breitengraden ist nur Zirkel und Lineal von Interesse.

Der Skipper brüllt sich die Lungenwände wund und nachdem ich nicht gläubig bin, hängt bei uns kein Kreuz in der Messe, sondern es ist die EPIRB, die neben mir hängende Notsignalboje, an die mein Blick in manchen Momenten seine Hoffnung haftet. Dennoch bin nur ich es, der weiss, dass wir es an diesem Felsen nochmal vorbeischaffen. Und nach dem unvermutetem Wendemanöver, das mir nun auch noch das Ersatz-GPS vom Navigationstisch gepfeffert hat, werde ich die Seemannschaft noch ein paar Minuten im Ungewissen darüber lassen. Ahoi Ikaria!

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Dienstag, 22. Oktober 2013
Zeit
Mit Zeit ist es wie mit allen Dingen. Wer viel davon hat, redet sie gut und teuer.

Hoffentlich wird dieser Tag nie zu Ende gehen, dann wird es nie ein Morgen geben. Dann wird es keinen Termin und keinen Arbeitsbeginn mehr geben. Dann droht kein verregneter Sonnenaufgang und keine verfrühte Betriebsstörung. Dann verlieren alle, die mit Zeit spekulieren, denn dann ist sie weg. Dann bleibt es für immer Feierabend.
Doof, wenn sie wie so oft grade während der Arbeitszeit stehen bleibt, die gute alte Zeit. Die einen buckeln, ich hab einfach schon einen. Ich fühle mich nicht wohl in der Horizontalen. Winter heisst für mich buckeln ohne Lohn. Da, wo alle vermeintlich hinwollen. Selbstversorgung.

Liebe Dumpsterdiver und Kleinstgärtner, es ist höchste Zeit zu sammeln. Marmeladen und Kohlen, Holz und ausreichend Selbstgebrannten zum Einlegen. Marmeladen verschliessen übrigens ausgezeichnet und schimmeln niemals, wenn auf ihnen eine Schicht Tiroler Nussschnaps schwimmt.

Ehe der Boden gefriert, noch rein und raus was geht. Gladiolenknollen und letzten Sellerie raus, Rhabarber und Christrosen teilen und Setzlinge rein.
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Die hartelinie 2.0 - das lyrische Todesschwadron
Zur Welt der selbstlosen Liebe gehört in einer dualen Welt auch der selbstlose Hass. Das muss man schon mal sagen, dürfen.

Das Völkerrecht wird nicht mit Füssen getreten. Es wurde und wird korrumpiert, entführt, gefoltert und ermordet - alles live mitgeschnitten, weil man wissen will, ob da nicht einer beim lustigen Vielstaatenspiel stört. Im Fussball nennt man das eine Schwalbe. Der Staat wird zur Finte und ist selbst der Terrorist geworden. Das ist kein Qualitätsmanagment nach ISO2000. Das ist gröbstes Verbrechen. Bei den heutigen Standards hätte man den Laden schon lange schliessen müssen.
Zitat meines Mannes: Bin Laden zumachen gegangen.

Dass Kriege und Hungersnöte die Wirtschaft am Laufen halten können, werden sie mit Rechten und Standards ausgestattet - Völkerrecht, Kriegsrecht, Genfer Konvention - um sich schließlich selbst daran nicht mehr zu halten. Wir leben in Zeiten in denen Rendition, black sites, Entführung und Folterzentren, wieder eingeführt werden. Demnächst werden wir die ersten think-tank-Begründungen lesen, warum wir hie und da auch mal vergewaltigen müssen.

In Alternativlos, Folge 29 erklären Frank und Fefe sehr deutlich, in welcher Weise unser Weltbild manipuliert wird, ganz im Sinne eines kranken, paranoiden Geistes durch unsere Unistyle-one-fits-all-Medien.

Rührt Euch! Hand vors Gesicht! Die Dekonstruktion des Staates, einer Nation, eines Kontinents, einer Welt, jener Kugel auf der wir leben, findet gerade statt. Der allgemeine Plan besteht darin, den Staat an die Wand fahren und den Bürger als Vollkasko zu verwenden. Der Bürger ist der Helm des Staates, dass dieser sich bei seinen Manövern nicht den Kopf anstösst.

Ich werde nicht aufhören zu sprechen, bis ich meine Stimme hinter mir wieder kommen höre. Ich möchte einmal um die Welt sprechen. Ich bin eine Spitzmaus. Und es ist mein Duktus als sprechende Spitzmaus mitteilig zu wirken. Sprechen ist für mich wichtig wie Echolot für Delfine. Ein soziales Echolot.

Mein Blog ist eine Kanzel, ein Geschützturm der vermeintlichen Wahrheit. Fest verankert in meiner persönlichen Dreifaltigkeit steht mein Dekonstruktionsgeschütz. Schnelle Feuerstöße. Sperrfeuer. Wir basteln Brand-sätze, auf dass neue Wurzeln spriesen im Bodensatz der Moral, Textsplitter für eine neue Saat im Aussatz der Ethik. Qualitätsgewalt aus gutem Hause.

Meine Ping-Rate geht hoch. Atmung, der Pulsschlag einer Atomuhr könnte nicht gleichmäßiger schwingen. Keine Affekte mehr, sondern kontrollierte Körperbewegung. Ein Tanz mit einer strengen Choreographie.

Sonar und Radar an den Start und die Antennen raus. Es britzelt auf der Haut. All die Koksnasen wissen, wovon ich spreche. Nur dass es bei mir nicht drogeninduziert, sondern bei jedem Einsatz einsetzt. Die Sinne schärfen sich. Ich scanne meine Umgebung. Angriffsziele, Fluchtwege. Sehen und gesehen werden, sehen, daß man gesehen wird, aber sich nicht ansehen lassen, daß man es sieht. Höchste Konzentration bei völliger Enstpannung. Auf Schleichfahrt.

Wir gehen mittags nicht essen, sondern setzen uns rüber an die mobile Einsatzzentrale und lauern als Sniper online.
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Montag, 21. Oktober 2013
Caught by an Angel

Zehn Jahre dahin –,
kein Tropfen erreichte mich,
kein feuchter Wind, kein Thau der Liebe
– ein regenloses Land ...

Du mußt ärmer werden,
weiser Unweiser!
willst du geliebt sein.
Man liebt nur die Leidenden,
man giebt Liebe nur dem Hungernden:
verschenk dich selbst erst, oh Zarathustra!

Nietzsche "Zarathustra"



Ich kenne die Farbe Schwarz wie aus meiner Hosentasche. Ich kenne die Farbe der Nacht aus der Jugend und jetzt wieder im Alter. Ich sitze da, abholbereit, abgeparkt auf dem Pannenstreifen. Alkoholbereit - den ich, ausgetrocknet wie Dörrobst, im Grunde schon nicht mehr in mich reinschütten kann, weil es kein Innen mehr gibt. Das Fleisch hängt mir von den Knochen wie Aas. Gefühlt bin ich eine einzige grosse Wunde, wodurch ich nun den Schnaps einfach äusserlich auftragen kann.

Meine Wohnung ist von einer Herde Fliegen besiedelt, die, da ich seit Monaten schon kein Essen mehr heimbringe, nur darauf warten sich auf mich zu stürzen, sobald mein Herz aussetzt. Und es wird bald so weit sein.

Es ist eine Ruhelosigkeit samt Schockstarre. Der Propeller in mir dreht wie eine Turbine, nur gibt es für meinen Körper nichts mehr zu tun. Ich bin gefangen in einem Kerker ohne Ausgang. Ich bin bei der Safari des Lebens vom Weg abgekommen und hab mich festgefahren im Strassengraben.

I am caught by an angel. Mein Herz ist an ihres gehaftet. Sie ist zurück auf den Olymp und mein Herz mit ihr. So muss es sich anfühlen, wenn man niemand mehr ist. Meine Umwelt nur noch ein belangloses Gefühl, ähnlich dem Surren der Fliegen in den offenen Bierflaschen.

Eine andere Art sein Innerstes nach aussen zu kehren ist, neben dem Saufen, die Liebe. Sich öffnend der Welt hingeben. Beides habe ich getan und kann nicht mehr davon lassen.

So antwortet Hermes in Kittlers "Metamorphosen der Liebe": „Fesselten mich auch dreimal soviel unendliche Bande, Und ihr Götter sähet es an, und die Göttinnen alle: Siehe, so schlief’ ich doch bei der goldenen Aphrodite!“
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