Freitag, 9. Oktober 2015
Die Mondfahrt der Rente
Eine Rente von der man im Alter nicht leben kann. Zusatzrenten, Zusatzkrankenversicherungen, dass man nicht frühzeitig abnippelt ohne vorher seine Raten bezahlt zu haben. Eine Zahnversicherung, weil das ja nicht zu Krankheit zählt, sondern zu Zahn. Arbeitslosenversicherungen, denen es nur darum geht, ehemalige Beitragszahler in prekäre Beschäftigungsverhältnisse zu überführen. Eine Schröpfung der Arbeiter und Angestellten bei der man Jahrzehnte einzahlt, um ein Jahr ausbezahlt zu werden. Das nenn ich mal ne depressive Rendite. Private Berufsunfähigkeitsversicherungen, weil man garnicht so tot sein kann, dass das es die staatliche Rentenkasse übernehmen würde.

Pflichtversicherungen also, die ihren Leistungskatalog ohne Mitsprache der Zahlenden stets aufs Neue reduzieren. Der Versicherungsfall, der so heisst, weil man durchs Netz fällt. Das Netz hat man sich wie ein Schleppnetz vorstellen, das einen gefangen hält, solange man zahlt, und fallen lässt, wenn man kein Geld mehr hat. Vom Aufstieg ist nie die Rede, denn während des beschwerlichen beruflichen Aufstiegs, der bekanntlich immer vor dem Fall kommt, zeckt sich ein ganzer Rattenschwanz von Pflichtbeiträgen an einen, der plötzlich abfällt, wenn der Abstieg nicht mehr aufzuhalten ist und man sich mit dem Schwanz irgendwo festhalten möchte.

Ach, ich will da garnicht weiter drüber nachdenken. Ich mach mir n Bier auf. Für die paar Schmiergelder, Kickbacks und versprochenen Posten nach der Legislaturperiode muss man doch eigentlich nicht gleich ein ganzes Land in den Ruin treiben, geschweige denn einen ganzen Planeten. Den einzigen, den wir haben. Dass man die Mondfahrt nach dem ersten erfolgreichen Versuch einfach einstellt, das hat uns in diesem Zusammenhang doch was zu sagen. Ihr fliegt nicht auf den Mond. Mal schön hiergeblieben! koste es was es wolle. Also Pflichtbeiträge ohne Leistungsfall - irgendwie klar in einer Leistungsgesellschaft. Öffentlicher Verkehr der kostet, aber nicht kommt, geben ohne zu nehmen und zwar einschliesslich der Steuergelder weit mehr als einen Zehnt.


Kommentar

birgitdiestarke am 23.Aug 15
Ich weiss nicht , wie sich das in Deutschland entwickelt hat, aber hier in Dänemark wird alles privatisiert, bald wohl auch das gesamte Gesundheitswesen. Alles, was vorher von Steuergeldern finanziert wurde, soll jetzt Profit bringen. Ich warte immer noch auf die doch logischerweise auf die Privatisierung folgen müssenden Steuersenkungen ...

einemaria am 26.Aug 15
Ich denke, Angie und ihre Berliner Stadtmusikanten haben das schon längst alles gut ausgerechnet, obwohl Rechnen ja nicht gerade die Stärke unserer Bundesregierungen ist.

Wirklich tragisch zu hören, dass es in Dänemark scheinbar genauso läuft wie hier. Ich hatte diesen kühlen Flecken Europas schon als mögliches Asylland angedacht.

Wo ich Ihrem G3danken nicht ganz folgen kann, ist bei der Steuersenkung. In meinem sehr ausgiebigem Leben habe ich noch nicht erlebt, dass auch nur ein entferntester Bekannter jemals von einer geschehenen Steuersenkung geschwärmt hätte, oder jemand sie jemals gespürt hätte. Steuersenkung sind wie ihre Urmutter, die Steuer, unsichtbar, unfühlbar, für Lohnempfänger, für das Nettovolk. Wenn Sie nicht Spekulantin oder Selbstständige sind, wird das vorher schon abgezweigt ehe es auf Ihrem Konto landet.

Mehr Netto wäre zwar schön, aber mehr als 15,67 € Steuersenkung pro Monat wirds wohl nicht werden. Und bei 310,30 € Lohneinbußen ist das nur ein Tropfen auf den heissen Stein. Und der Stein ist sehr heiss. Wenn es hier wirklich um den Ausverkauf des Staatseigentums geht, etwas verspätet, aber doch genau wie in der ehemaligen Sowjetunion, dann müsste doch so manches Schnäppchen billig hergehen. Gerüchteweise gab es die alten Leopard I, ohne Kanone, auch schon mal für nen Euro, also genauso viel wie die Neue Heimat 1985 im Ausverkauf gekostet hat.

Ich vermute, dass es auch in Gesamteuropa auf ein Oligarchentum hinauslaufen wird. Das muss nun nicht unbedingt eine Verschlechterung darstellen. Als Monarchist bin ich dieser Herrschaftsform gegenüber sehr aufgeschlossen. Es hängt ganz vom Oligarchen ab und Oligarchen brauchen als Alleinherrscher wesentlich weniger Verwaltung. Auch die Opposition spart man sich komplett. Ein Herrscher braucht sein Volk. So hat Bismarck die Sozialversicherung auch nur desshalb eingeführt, um das Volk für einen Krieg zu kaufen, den er dann ja auch bekommen hat.
In Europa braucht man das Volk scheinbar nicht mehr. Kann gut sein, dass wir einfach durch Migranten ersetzt werden, ein Billiglohnland, das sein Volk in Rente schickt.

Aber im Grunde sollte man sein persönliches Gesundheitswesen auch nicht in die Hände eines Staates legen, dann kann dieser es auch nicht privatisieren.
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