Mittwoch, 24. Juli 2013
Junge Haare und die Kurzen.
Die kurzen Haare, sie machen mich härter, rein aussehenmäßig, kantiger und desshalb auch jünger, vermutlich. Zumindest redet mich keiner mehr wie einen Opa an. Kaum 40 und schon fallen sie wie die Raben über dein Haar her. Da helfen dann eben kurze, Haare. Sind auch die Lichtungen nicht so ausgewiesen, als wäre man grade der Klausur entflohen.
Gut geölt im Sommer, aber bloß keine braune Haut, sonst sieht man die weissen Jahre, meinte ich, Haare hätte ich sagen sollen, auf hundert Meter. Raus aus der Sonne, denn auch schrumplige Haut wirkt auf junge Menschen, die einen nicht für einen feschen, rüstigen Jungalmwirt halten, als würden sie mir schon die Rente bezahlen, der ich dereinst erst ihr Master-Studium und anschließend ihre Akademikerarbeitslosigkeit bezahle und bezahlen werde.

Ihr hättet auch würdige Väter und Grossväter bekommen können, wenn ihr nicht solche Raubwanzen geworden wäret. So müssen wir uns als Junggebliebene verkleiden und verstecken, dass uns die Körperfresser, also ihr, nicht zu fassen bekommen. Junge Mädels mal erstklassig ausführen und sich in jede Mode stürzen, oder zumindest halbjährlich neue Drei-Streifen-Sneakers (siehe Anmerk.) kaufen, so dass zumindest für euch nichts mehr übrig bleibt als Schulden. Euch das Öl wegsaufen, dass ihr uns nicht mal mit eurem Halb-Liter-Auto im Rollstuhl überfahren könnt.

Wir konnten garnicht genügend Bananen und andere Südfrüchte anschippern, als dass wir eure Mäuler hätten füllen können. Erst jetzt merken wir, dass wir euch so mit Schokolade vollstopfen hätten sollen, dass ihr noch vor der Arbeitslosigkeit an Diabetis und Fettsucht dahinsiecht. Erst jetzt, da die Brüllaffen, also ihr, den Stall verlassen haben, versuchen wir es mit der althergebrachten Unterdrückung, durch Dritte. Outgesourcte Post-Edukation der verspätete Erziehungsnachtrag der vom Nachwuchs, also euch, gemarterten Umwelt. Was man selbst nicht so am Schirm hatte oder einem halt mal öfter die Hand ausgerutscht ist, liegt nun in den strengen Händen der Exekutive, Medizin, etc.

Kurze Haare und ein kantiges Gesicht, zwei Narben, eine Schusswunde, die wie eine Träne am Auge prangt. Das macht die Kurzen, also euch, kurz genug, so dass sie sich lieber an Umstehenden betätigen. Mittelhandknochenbruch und immer noch die Eisenschiene in der Handkante, wegen besoffen auf dem Fahrrad, ebenso eine klassische Boxerkrankheit wie der Skidaumen, wegen besoffen auf der Treppe.
Mit langen lichten Haaren sieht das alles nach dem aus, was es war; nach den Folgen eines Rausches. Mit fast abrasiert hat das mehr Kämpfer-Epos. Weltkrieg vielleicht nicht mehr, aber wie ein erfolgreicher Strassenkämpfer, einer der letzten Ehrlichen wie Bruce Willis. Wo sich Autorität nicht mehr mental vermitteln lässt, kommt der Körper zum Einsatz.


Anmerkung: ich bitte darum, den versteckten Hinweis auf den Wunsch der hartenlinie, für die nicht ausgesprochene Firma als Haus- und Hofschriftsteller tätig zu sein, als rein kontextbezogen zu betrachten. Drei hartelinien, das brüllt doch nach Zusammenarbeit. Was zusammengehört, muss usw. Die Wiedervereinigung, diesmal aber ohne Neue Heimat, sondern mit einem neuen Bauhaus. Das Zeitalter, als Schuh und Kunst wieder zusammengefunden haben. Und wenn Ihre PR-Abteilung etwas mehr auf Trab wäre, hätten wir das auch schon längst unter Dach und Fach.
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