Montag, 4. März 2013
Meine letzten Tage im suedchinesischen Meer

Der sinologische Kontrapunkt unseres (Un-)Gewissens


Mein Herz erwaermt sich mehr und mehr fuer die insbesonder hier in Kota Kinabalu doch sehr massive chinesische Uebermacht. Das chinesische Neuhahr ist ja nun vorbei.
Vielleicht ruehrt meine herzliche Enteisung daher, dass es nun nicht mehr soviele sind und man nicht den ganzen Tag versucht, sich sinnloserweise mit Ihnen im Anstellen zu messen und um die Poolposition zu kaempfen. Ueber die Wochen habe ich auch gelernt, Ihre Gangart besser abzuschaetzen, so dass ich mich nun viel effektiver unter ihnen zu bewegen weiss, und ab und zu auch mal das Ueberholmanoever gelingt. Selbst auf die ein oder andere ausschlagende Handbewegung, die scheinbar stets mit einem ihrer raetselhaften Witzchen einhergeht, reagiere ich nicht mehr in refelxartiger Panik, sondern nehme es gelassen als ein Kulturmerkmal unter vielen. Daraufhin lasse ich mein unter Muehen erlerntes "Kenga" (=well done) fallen und alle sind gluecklich. Ich verstehe ja selbst bei den eigenen Landsleuten oft nicht, was sie zu diesem seltsamen Kichern und Glucksen bewegt - geschweige denn, wie man diese lacke Bruehe namens Guiness trinken kann. Warum also nicht gruenen Tee zum Abendessen.

Bei dieser Gelegenheit musste ich auch erschreckt feststellen, dass es offensichtlich eine rein westliche Lebensart ist, ein Stueck gebratenes Tier in grossen Stuecken serviert zu bekommen. Alle anderen Volksgruppen schneiden es vor dem Anrichten in kleine Stuecke. Die Italiener duerften hier mit ihrem Fiorentiner den Spitzenrang einnehmen, gefolgt von den Amerikanern mit ihren Steaks. Das ellenlange panierte vom Lieferservice gleich nebenan moechte ich mal lieber nicht in die Rubrik "Essen" werfen, womit wir schon bei der aussergewoehnlichen chinesischen Kueche angekommen waeren und ihrer ebenso aussergewoehnlichen Eigenschaft, alles in Bildern darzustellen - wenngleich dies einem in vielen Faellen auch nicht besonders weiterhilft.
Eine freundliche Eigenschaft also, die man den Chinesen im Allgemeinen zu Unrecht abspricht. Und im gleichen Atemzug wird dann von uns Ex-Kolonialisten noch hinterhergeschoben, dass man ihre agressiv-expandistische Wirtschaftspolitik verdammen muesse, die jegliche Art von Menschrecht mit Fuessen trete.

Ich kann mich noch gut an die 70er Jahre erinnern, als man von der gelben Gefahr sprach, wobei niemand deutlich zu machen wusste, in welcher Weise diese zu Tage treten koennte. Dann hiess es, dass die armen Teufel alle hinter einer Grossen Mauer ohne Tor gefangen waeren. Nu, wo sich die armen gelben Teufel auf den Weg machen, ist es auch wieder nicht recht. Und das aus dem Munde derer, die seit 2000 Jahren den Planeten pluendern, als waere jeder Tag der letzte, und nur zu gerne mal auch ohne wirtschaftliche Notwendigkeit ganze Voelker hinschlachten.

Man vergisst bei allem Gejammer über die gelbe Gefahr, daß diese versucht auf der Weltbuehne mitzuspielen, ganz ohne nachdrueckliche Waffengewalt, wie wir das im Westen so gerne zelebrieren.

In Tibet haben sie ihre Samthandschuhe mit Sicherheit nicht mitgenommen, aber wer hat den bitte den amerikanischen Kontinent im Zuge eine erleichterten Neubesiedlung ausgerottet und Afrika in tiefste Armut gewirtschaftet?

Wir sind doch eigentlich nur sauer, weil wir Konkurrenz bekommen haben, die keine grossen Fleischbrocken zum Abendessen serviert, und uns nicht mehr unilateral das Stueck Kuchen zwischen unseren inzestioesen Koenigshaeusern aufteilen koennen. Waere ich Brite, faende ich das ausgesprochen unsportlich.
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