Donnerstag, 21. Februar 2013
Unter Saeugetierjaegern

Harry, the leech, and Terry, the rat

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Natuerlich bin ich auch gekommen, um Tiere zu sehen. Und damit meine ich vorwiegend Saeugetiere, je groesser und seltener, desto besser. Wie das gestern ein Italiener in seiner unverwechselbaren Art so schoen ausgedrueckt hat: "Ich komme doch nicht aus Mailand, nur um einen Haufen Insekten zu sehen."

Manche wuerde man lieber nicht sehen, wie Harry, den Blutegel, der sich entgegen aller mitgebrachten Klischees auch im Schuh, unter der langen Hose und durch den Wollsocken anzusaugen beliebt. Lieber kurze Hosen und keine Socken, dann ist man immer auf dem Laufenden, wieviele davon man gerade mit sich herumschleppt. Ab dem fuenften macht man sich auch nicht mehr die Muehe, ihn abzureissen oder anzubruzeln, denn spaetestens nach einer halben Stunde laesst sich Harry, vollgesaugt auf die zehnfache Groesse, ganz von allein fallen, nicht ohne fairerweise noch ein finales Sekret abzugeben, das die Wunde wieder gerinnen laesst.

Selbst die groesseren Kumpanen des Dschungels wirken auf den Bereiser des lonley planets teils stoerend. So die Fledermaus, die uns die sonst so wunderschoenen Tropfsteinhoehlen mit ihrem roten Kot vollkacken und mit Ammoniak durchfluten. Wenn sie doch einfach nur dahingen fuer die Gruselphotos.
Kaa, die Schlange, die, ohne allergisch auf Menschenschweiss zu reagieren, auch gerne mal im Schlafsack schlafen moechte, oder Terry, die Ratte, die mit ihrer intakten Grossfamilie - diesen famlilienfreundlichen Aspekt realisieren wir natuerlich nicht - das Nachtlager ueberfaellt und sich nicht nur aufs Toepfeausfuttern beschraenkt.

Beim menschlichem Tiertourismus wollen wir die Tiere in ihrem Habitat besuchen, und nicht umgekehrt. Wir wollen Herr (und Frau) ueber Zeit und Ort der Begegnung sein.
Wir wollen das andere Wir hier nicht sehen. Zum Glueck sehen wir ausser unseren eigenen Schuhen nicht viel mehr von uns selbst. Den Dschungelbewohner stoert der Plastikabfallhaufen am Parkeingang nicht, schon garnicht, wenn noch Essen dranklebt. Dem Orang Asli ist sein brandgerodetes Stueck Lichtung das Allerliebste am Dschungelunwesen.
Und so bleibe ich nach dem gestrigen Schlammtanz mit Harry heute mal am Parkeingang, um die entsprechenden Photos zu bekommen. Endlich gibts die komplette Saeugetierpalette zu sehen.

Bis auf die wenigen Gluecksmomente der Tapirsichtung oder des berauschenden Grillenorchesters waehrend der Trockenphase, besteht der Dschungel eigentlich nur aus Stoermomenten. Seien es die nervigen Jungtraveller gleich um die Ecke, die aus dem Quatschen noch nicht heraus sind und, vielleicht aus Unsicherheit, die aktuellen Championsleagueergebnisse herunterrasseln, oder die Gruppe japanischer Ornitologen, die ihren eigenen Vogelsound auf Band mitgebracht haben. Neben monstroesen Fernglaesern auf baumhohen Stativen versuchen sie so, akkustisch in das Revier so manch balzenden Vogels einzudringen, so dass dieser sich durch seine Verteidigung verraet.

Alles stets unterbrochen von den PS-starken Hondamotoren, die hier ebenso zur heimischen Geraeuschkulisse gehoeren wie der Hornvogel - oder die Dieselgeneratoren neben den stromlosen Langhaeusern der Eingeborenen, die dank unseres grossartigen zivilisatorischen Einflusses nun keine Schrumpfkoepfe mehr eindampfen, waehrend wir eigentlich nie aufgehoert haben, das Grosswild zu jagen.
If you like a lonley planet ... leave it alone.
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