Montag, 11. Februar 2013
Singapur - Vorort des Konsumterrors
Ich arbeite zwar noch an der neuesten Laenderbeschimpfung, doch nachdem Herr Pathologe auf seiner Shanghai-Reise in Tempeln ruhende, verfassungswidrige Symbole entdecken konnte, muss ich gleich mal vorab erwaehnen, dass sich das in Asien ganz allgemein auszubreiten scheint.
Unter dem Deckmantel des spiegelverkehrten Sonnenrades laeuft man nun nicht nur in Burma dem Hakenkreuz bestaendig ueber den Weg. Nun auch noch in Singapur - weniger in Tempeln (eigentlich garnicht), sondern auf T-Shirts. Zuweilen, um keine Verwirrung aufkommen zu lassen, auch mit Reichsadler.

Hier sind sie nicht so zimperlich mit der fremdlaendisch-deutschen Historie. Haben ja gute Autobahnen gebaut diese Nazis und sich mit dem arischen Gedanken eventuell auch bei den Asiaten ein wenig eingeschleimt. Der Union Jack verursacht hierzulande wohl mehr Kopfschmerzen als die wahllos aus dem Sack gezogenen Symbole der Altnazis.

Ich hatte einen Traum: Ich lebe in einem Land, in dem Menschen aller Coleur und Verpackungsgroessen friedlich auf engstem Raum zusammenleben. Das Wetter ist aequatorial. Ich wische mir mit einem asiatischem Taschentuch den Schweiß von der Stirn und beides loest sich wie von Geisterhand in Wohlgefallen auf.

Als ich aufwache, zitternd von der ueberdrehten Klimaanlage, sehe ich durch die ermattetenden Scheiben schwere Regenwolken uebers Land hetzen. Vorerst bin ich erstmal ein wenig verwirrt von diesem Fleckchen Erde namens Singapur. Es regnet relativ dauernd, was fuer regenwaldnahe Gebiete eigentlich ist. Zudem empfinde ich es allerdings auch als so kalt, dass zumindest ich in den Abendstunden meinen einzigen Pulli hervorkrame, um einem staendigem Froesteln zu entgehen. Seltsamerweise bin ich der einzige mit warmer Kleidung. Bin ich so ausgefroren oder ist es wieder dieses subtile tropische Fieber? Wir werden sehen.

Jedes Kind weiss, dass man, nicht nur in Singapur seinen Kaugummi einfach auf den Boden spucken sollte und ebenso mit Zigarettenstummeln nicht in der Gegend herumwirft. Neu war mir allerdings, dass auch die Einfuhr von Kaugummis und Duty-Free-Zigaretten verboten ist - zumindest kommt fuer letztere die Einfuhrsteuer von 33Cent pro Gramm Tabak einem Verbot gleich.

Rund um Aljunied-Station gestaltet sich das soziale Umfeld anders als auf Flughaefen. Da es sich vorwiegend um Chinesen handelt, wird geraucht und gespuckt, was das Zeug haelt. An der Anzahl der oeffentlichen Aschenbecher koennten sich auch deutsche Weltstaedte durchaus orientieren. Dann saehe vielleicht auch der Bahnhof Muenchen-Laim nicht aus wie eine Abraumhalde der Zigarettenindustrie.

Entgegen allen Erwartungen laesst sich auch ohne Muehe abends ein Bierchen trinken, waehrend man sich mit Glimmstengel die Lunge vernichtet. Also auch hier alles im Lot fuer langzeitsuizidale Menschen wie mich. Eigentlich kann es nur schlimmer werden.

Die Stadt selbst hat sonst eigentlich nichts zu bieten ausser dem ueblichen Touri-Schrott wie Amusement-Parks und Shopping-Meilen. Aufgesetzter als in den USA geht nicht, dachte ich - hier wird uns das Gegenteil bewiesen. Die Suburbs von Singapur moechte ich von diesem harten Urteil mal ausnehmen.

Nur, selbst die Vororte Singapores prälieren nicht unbedingt als Hauptanlaufpunkte Südostasiens. Dennoch gibt es einen Gund diesen Inselstaat eine kurzen Besuch abzustatten, ist die Raucher-Lounge und die Game-Area im Flughafen. Beide sind weltweit führend. Allerdings stehen sie nur jenen zur Verfügung, die Singapore nie betreten. Die wirklichen Highlights Singapores stehen also nur jenen zur Verfügung, die sich für die beste Option Singapores entschieden haben:Singapore ist die Nummer Eins aller Transitländer. Um ihren Aufenthalt interessant zu machen, beachten Sie möglichst die 24-Stunden-Regel. Die wahren Reize Singapores entdeckt man einzig im One-Night-Stand.
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