Dienstag, 15. Mai 2012
Afrika muß sterben - heute Mali
"Die Nationen der Welt lassen sich, grob gesprochen, in zwei Gruppen einteilen: die Lebenden und die Sterbenden." Lord Salisbury, Premierminister GBR, 1898 i Royal Albert Hall, zitiert aus "Durch das Herz der Finsternis" von Sven Lindqvist (S.204)


Wir fahren Richtung Mali und zum Glück ist es noch 3 drei Jahre hin, ehe 2012 Präsident Präsident Amani Toumani Touré vom Militär gestürzt wird. Abermals - wir kennen das von einem Afrika, dessen Bevölkerung noch eine Alterspyramide bildet, die an einen Weihnachtsbaum erinnert und nicht vergreist mit Rollatoren über die Steppe fegt - ist es ein junger Offizier, namens Amadou Haya Sanogo, der den alten Präsident - selbst durch einen Coup an die Macht gekommen - vom Hocker holt. Al Jazeera gibt uns hier einen kleinen Einblick.Anders als Thomas Sankara, der Che Afrikas, ist es diesmal ein von den Amerikanern ausgebildeter Offizier. Was ist passiert und wie dürfen wir das westliche Pressegezeter von wegen "Och, es war doch so stabil und demokratisch." deuten. Mali war und ist in jedem Fall stabil bitterarm, das "Och" hätte eigentlich schon früher mal ausgesprochen werden sollen, wenn es denn von Herzen käme. Ich spreche die Gefühlsregung des Mitleids selbst den Gutmenschen nicht ab - immer in Verbindung mit der Angst, daß sich dadurch der eigene Lebensstandard nicht ändert und die Importgüter nicht so 'unverschämt' teuer werden.

Gutmenschentum und Demokratie sind Gewächse, die sich vom Überfluß nähren, jenem Überfluß auf Kosten anderer. Und damit war Mali auch vor Jahren nicht gesegnet. Präsident Toure war Herrscher eines Landes, das als Drehscheibe und Transitland im Drogenhandel gedient hat - wie der Absturz einer venezolansischen Boing 2009, beladen mit mehreren Tonnen Kokain, zeigt.

Der Sahel ist schwer zu kontrollieren und bietet hierfür alle Voraussetzungen.

Auch die Entführungen von Touristen im Norden des Landes, wo nun die Tuareg sich militärisch nach Süden bewegen und inzwischen die Gebiete bis Timbuktu erobert haben.
Beides wird von Präsident Toure in einem gewikileaktem Dokument angeschnitten.

Wie ernst die Sorge Toures um die Stabilität des Landes war und ob es seine angebliche Bereitschaft war, mit den rebellierenden Tuareg konstruktiv zu verhandeln, die schließlich zu seinem Sturz geführt hat, ist schwer zu sagen.
Namibia jedenfalls wirft der Nato vor, nach deren Unterstützung für den Umsturz in Libyen auch den in Mali voranzutreiben, um seinen eigenen Nutzen aus dem Chaos zu ziehen.

Denn beide Konflikte, der Bürgerkrieg in Libyen und das Vordringen der Tuareg-Rebellen bis Timbuktu/Gao, stehen im engen Zusammenhang.

Auch die kleine Ethnologin stellt sich diese Fragen mit dem Hinweis darauf, daß der Coup in Mali nur wenige Wochen vor der Wahl stattfand, bei denen Toure zurücktreten wollte. Auch daß der malische Putschist Sanogo von den den USA ausgebildet wurde, rückt die Situation in ein gewisses Licht.

Festzustellen ist, daß sich die wunderschöne Reise auf dem Niger von 2009 durch Mali nun nicht mehr so schnell wiederholen läßt. Für die leidgeprüfte Bevölkerung Malis wird sich die Situation weiter verschlechtern, der Drogenhandel wird sich weiter ausbreiten und wenige reiben sich ihre gierigen Hände. Mich würde es wundern, wenn diese Hände nicht weiß wären. So schreibt sich also die Wassermusik dieser Tage.
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