Freitag, 18. Juni 2010
Du bist nicht Deutschland 2:-(
Ich bin offensichlich in ein Land geboren, ohne daß mir was davon gehört, aber doch mit einer Pro-Kopf-Verschuldung. Abgesehen von der Nationalität ist mir insbesondere der Generationsvertrag suspekt. Ich habe nichts wissentlich oder im Zustand geistiger Klarheit unterschrieben und auch mündlich nichts derartiges zugesagt. Wieso auch? Weil ich der deutschen Finanzverwaltung mehr vertraue als meinen Kindern? Diesen Stil von Vertragserschleichung kennt man eigentlich nur von Telefongesellschaften. So was macht mich sauer. Ich steige aus.
Ich will ein Achzigmillionstel des Volksvermögens inkluse Eisenbahnschine, Bunderwehrparka und einem alten Dirke-Atlas. Nicht verzichten möchte ich auch auf meinen entsprechenden Anteil an Grundstücken und Immobilien. Die Pro-Kopf-Schulden würde ich sofort bezahlen, Steuer nicht mehr, denn ich würde mir einen anderen Wohnort suchen. 38,5 Stunden Sonne ohne Terrorwarnung, Stau oder Blitzmelder.




Mit dem Wort Deutschland sind nicht alle gemeint. Die deutsche Lohnpolitik verkörpern jene, die Vollzeit unter 2000,- netto verdienen, die deutsche Wirtschafts- und Exportpolitik hingegen liegt zumeist auf Platz eins und die Gehälter wachsen entsprechend. Da gibt es keine Entropie im eigenen Hause Deutschland.

Die Gangart ist da eine andere und das nicht erst seit diesem Jahr. Es geht nicht darum, jeden deutschen Bundesbürger mit der Mutterliebe des Vater Staates zu überschütten. Es geht nicht nur nach Marx um die "Verpauperisierung" des Humankapitals. Als letztes Mittel bleibt dem gewöhnlichem Arbeiter Schwarzarbeit und Krankfeiern.
Steuerhinterziehung bleibt ihm verwehrt. Ein Brutto sieht ein Arbeiter nur als theoretische Zahl auf dem Lohnzettel. Versaufen wird er es nie können. Vom Netto kann er sich dann allerdings so weit in die Sinnlosigkeit reintrinken, daß ihm sein eigenes sozialverträgliches Frühableben garnicht auffällt. Früher hat man sich noch ganz ehrlich umgebracht. Seit McKinsey und Ernst&Young geht das nicht mehr.
Hat doch erst kürzlich eine japanische Firma, nachdem sich mehrere Angestellte aufgrund des Arbeitsdrucks umgebracht hatten, arbeitsvertraglich den Selbstmord verboten. Und was das deutsche Bürgertum in Teilen von Armut hält: siehe "Sarrazin nicht allein zuhause"
Einwurf: Säufer haben nicht deßhalb einen kugelrunden Bauch auf zwei spindeldürren Beinen und zittern mit ihren nikotinvergilbten Spinnenfingern über dem Aschenbecher, weil sie saufen, sondern sie saufen, weil sie vorher schon so aussahen. Nur, daß da dem Alkohol mal nichts Böses unterschoben wird.

Und was ich noch möchte, ist ein Kettenhund, ein Cerberus an der Notenpresse der Deutschen Bank, der heiligen Geldschleuder. Wessen Geld ist es denn nun, das da fleissig gedruckt wird? Die Rechnung heißt doch Steuereinnahmen und Selbstgepresstes. Und was passiert dann mit den Milliarden, die wir mal schnell den Banken ausgeliehen haben? Werden die dann wieder eingestampft, wenn wir sie zurückbekommen? Oder gibts mal eine Staatsdividende? Wo ist es denn nur das Geld aller Staatsschulden hin?
Bei mir kam bisher nur Sparmaßnahme an. Von Weihnachtsgeld wird aus arbeitsrechtlichen Gründen nicht mehr gesprochen, das käme nun als freiwillige Leistungszulage ... wenn es denn jemals käme.

Die Hilfe gegenüber Banken und Ländern wie Griechenland aus Steuergeldern dient der Absicherung von Krediten und Investitionen deutscher Industrie und Finanz, die sich hierbei hohe Renditen versprechen und nicht, wie die Merkelin uns weiss machen will, der Einlagensicherung oder Euro-Rettung. Die Krise in Griechenland und die des Euro wurden insbesondere durch die deutsche Exportpolitik hervorgerufen.
Im Notfall springt der Steuerzahler ein. Um den Bankrott zu verhindern, refinanziert der Parasit, die deutsche Wirtschaft, das leergesaugte Opfer, Griechenland, indem er erneut die deutsche Arbeiterschaft zur Ader läßt. Gedroht wird mit der Insolvenz von Banken und der Abwertung des Euro. Das macht Sinn für jene, die ausreichend Geld haben, um zu spekulieren und zu verlieren. Für den großen Rest, jene die nichts oder Schulden haben, ist es die große Chance, das Minus ein wenig abzubauen. Rücklagensicherung? Wer hat denn heute noch Rücklagen?

Vergessen wird oft - wie im Falle Griechenlands - daß bei den jeweiligen Krisen bereits kräftig verdient wurde. Der vierfache Exportüberschuss beruht nicht zuletzt auf der deutschen Lohndumping-Politik, die die deutsche Arbeiterschaft erst durch Niedriglöhne schröpft, Teile der Sozialversicherung auf dem freien Markt verschleudert und somit Deutschland seit 2009 zum Vizeweltmeister nach China macht. So verwundert es nicht, daß in den letzten Jahren einzig in Deutschland die Löhne nicht gestiegen und die Lohnstückkosten europaweit am niedrigsten sind. Das hat zur Folge, daß der Binnenmarkt ausgetrocknet ist. Das heißt, der Großteil der Deutschen verdient zu wenig.
Nicht umsonst kaufen wir nun bei Netto ein, was anderes kennen wir nicht mehr, nur an der Kasse wirds dann wieder Brutto brutal. Nachdem Kapital aber nicht verschwindet landet es in Hosentaschen deren Besitzer dann auch auf Steuersünder-CDs namentlich genannt werden.

Nicht besonders viel schreibt die deutsche Presse darüber, was das restliche Europa von der deutschen Lohnpolitik hält:
siehe im wirtschaftswunder oder bei telepolis




Wir hatten eine starke Arbeiterbewegung. Wir hatten bereits eine 38-Stunden-Woche bei der Hälfte Arbeitslosen, jetzt arbeiten wir mehr und haben mehr Arbeitslose. Wir hatten eine verbesserungswürdige Rentenversicherung, aber die hatte nur 5% Verwaltungskosten. Bei Riester sind es 10% der Einlagen, die die Allianzversicherung einkassiert. Wer soll das verstehen, wenn er nicht annähme, daß Pfründe auf unsere Kosten verteilt werden.

Diese Art und Weise, andere für sich schuften zu lassen und jegliche Gegenwehr auszuschalten, nennt sich Sklavenhaltung. Die Begrifflichkeit Demokratie, freie Marktwirtschaft und Bürgertum sind, wie sie von Politik und Medien verwendet werden, für mich Ausdruck dessen. Ich nenne es Diebstahl und Raub. Das Gelingen des Plans hängt vorwiegend von der Teamfähigkeit der Räuber ab. Alle müssen sich einig sein, die Pfründe verteilt. Die gesellschaftlichen Eckpfeiler dieser zunehmenden Enteignung sind die Inbeschlagnahme der Medien und die Sicherung des öffentlichen Raums.

Die bundesweiten Medien gleichgeschaltet. Da geht es nur noch darum, ob die jährliche Überflutung der Oder vor der Gasexplosion in Detmold oder nach dem Rücktritt des Bundespräsidenten kommt. Zwischendrin noch kritisch beleuchtet die Aufbaubemühungen der deutschen Bundeswehr in Afghanistan.
Die Hydra Internet bombadiert uns mit einer Datenflut, daß schon das Lesen vom Demonstrieren fernhält. Die Handlungsfähigkeit des Einzelnen muss so weit als möglich eingeschränkt werden. Von Abhören zur Hausdurchsuchung, vom Radikalenerlaß zum Vermummungsverbot, von der Kinderpornographie zur Al Qaida. Manchmal wünscht man sich, daß das Jahreseinkommen auch nur annähernd so schnell wächst, wie die sozialen Straf- und Regulierungsmechanismen.

Haben Sie sich schon überlegt, wo das hinführt, die zunehmende soziale Reglementierung? Haben Sie mal hochgerechnet, was Sie in sagen wir mal 30 Jahren noch so machen dürfen? Anschnall- und Helmpflicht, TÜV-ASU-Maut-Kat, Feierabendbier in der U-Bahn, öffentliche Telefonhäuschen und Briefkästen, kennen sie noch eine offene öffentliche Toilette. Früher durften wir noch pissen wie die Hunde?

Außer im FKK-Bereich hat sich nichts, aber auch garnichts gelockert ... die Krawatten vielleicht ein wenig. Norbert Elias beschreibt sehr "schauderlich" in seinem Buch "Der Prozeß der Zivilisation", daß dieser Prozeß zwar in Wellen, aber doch wie die Zeit nur in eine Richtung verläuft. Zu Ende gedacht, werden zukünftige Generationen der Uterus erst garnicht mehr verlassen.

Für mich hat das mit Gemeinsinn nicht mehr viel im Sinn und da gibt es auch nicht mehr viel zu besprechen und zu diskutieren. Her mit der Kohle.
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