Dienstag, 22. März 2011
Atomphysik für Dummies
Wenn mal alles ausfällt - wir kennen das gut von den Simpsons - schüttet man tagelang Wasser auf den Reaktor. Warum Kühlkreisläufe, wenn es doch auch so geht? Sollte das nicht helfen, bekommt es einen Betonsarg. Die deutsche Betonpumpe, die nun noch mehr Wasser verspritzen soll, ist wohl eine Zwischenstufe.
Klingt eigentlich eher harmlos. Für so ein Hauskernkraftwerk dürfte da eigentlich ein großer Wasserfeuerlöscher ausreichen. Im Winter bei unter 0 Grad scheinen überhaupt keine Sicherheitsmaßnahmen notwendig - kein Gau im Schnee.

Es bleiben ein paar wenige Geheimnisse. Wie kommt das Feuerwehrwasser an die Kernstäbe und wie kommt es zu den Feuerwehrleuten. Wie bekomme ich Wasser rein und keine Strahlung raus. Man hätte das früher sicherlich als weibliche Eigenschaft abgetan, daß keiner so recht weiß, wo welche Brennstäbe rumliegen - könnte doch einfach mal einer der Feuerwehrfahrer aus seinem Fenster schauen.

Hätte man den Pathfinder nicht auf den Mars geschossen, könnte man heute ganz gemütlich von Oklahoma aus die Meßwerte in und um Fukushima einholen. Der ein oder andere Computerfreak würde ihn vielleicht bis nahe an den Reaktor steuern - mit Kamera ... uahhh.

Na, da lag ich ja mal garnicht so falsch. Es hätte sie fast gegeben, die verfluchten Roboter.

... Nachtrag Ende

Tepco muss gut rückversichert sein, denn nach dem Absturz am 11.03. vom 18,5 auf 7 Euro hat sie sich wieder auf 10,5 erholt. Irgendwas ist faul im Staate Tepco, denn sie verkaufen uns diesmal für dümmer als wir bekanntlich sind und so etwas hat meiner Ansicht nach Methode.
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Montag, 21. März 2011
Lybien bombadiert Fukushima
Jetzt wird er richtig sauer, der Ex-Terrorist und Träger des lybischen Gesichtsfaltenordens. Den Anschlag auf die Diskothek in Berlin und die Sprengung des Flugzeugs über Lockerbie, das war sicherlich verzeihlich. Aber dann mal schnell einen Volksaufstand niederschlagen soll ihm nun den Kragen kosten? Mir solls recht sein, aber mit internationalem Recht hat das nicht viel zu tun.

Warum also Mittel- und Langstrecken zurücklegen, wenn die Sprengköpfe doch schon vor Ort sind. So trägt Gadhafi die "lodernde Flut" in seinem Herzen und bombadiert mit diesem Fukushima. Jemandem etwas an den Hals wünschen, würde man wohl sage - aber eben keine Perlenkette, sondern die sieben Plagen.



Die Erde wirkt unrund. Ob das nun am nahen Mond liegt oder daran daß sich im Frühling die Blätter entfalten und die Erdumdrehung herunterbremsen? Der Ball ist eben nicht exakt rund und das Spiel dauert inzwischen auch schon seine 92 Minuten. Nichts ist mehr wie es war und noch nie gewesen ist.

Wie sehr hing ich an deiner Seite und wie einseitig hast du mich gesehen. Wie hilfreich waren deine Versprechungen und wie lehrreich ihre Folgen. Wie sehr haben wir uns geliebt und wie selten hat es gestimmt. Lybien bombadiert Fukushima und dieses strahlt zurück.
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Sonntag, 20. März 2011
Todesursache Betriebsstörung
Wo kommt die Frau von Kain her? Mit wem hat es Kain getan und wie ging es seinen Kindern? Mussten sie sich alle ihre Frauen aus den Rippen reißen? Versuch einer Antwort. Eine andere Engstelle der moralischen Fortpflanzung war Noah. Als einzig Überlebender mit seiner Frau Naamah war für ihre Kinder Inzucht - in ihrer direktesten Form - der ultimative Ausweg.

So wird uns also unsere Vergangenheit vermittelt. Da können wir in etwa einordnen, was uns heutzutage so erzählt wird. Wenn wir es so oft schon durchs Nadelöhr geschafft haben, was sollen uns da Supergaus und Meteoriten noch schrecken?

Die heutige Informationspolitik folgt der zweitausendjährigen christlich-gesinnten Champignon-Theorie: Immer im Dunklen halten, möglichst viel Scheiße drüber. Sobald aber die Köpfe rausschauen, ab damit!



Von Zukunft will lieber keiner sprechen, denn hierzu gehören auch Utopien - sowie der Glaube an die eigene Handlungsfähigkeit. Und der scheint uns abhandengekommen zu sein.

Das fängt an bei der Betriebsstörung, wie der Personenschaden jetzt heißt. Wir sollen nicht damit konfrontiert werden, daß sich jemand das Leben genommen hat. In Tunesien hat sich so die Revolution an der Selbstverbrennung eines Marktverkäufers entzündet. Ein vom Zug zermalener Körper ist natürlich nicht so symbolträchtig.



Die Tatsachenverdrehung hört aber nicht auf an den Stränden der Cayman-Inseln, deren Bankwesen nicht Caymanischen Ursprungs, sondern noch heute im Besitz der Länder (zB BRD) ist, die dreist behaupten, das Bankgeheimnis sei nicht zu brechen. Das Aufklärungspotential reicht bis zur medialen Blutgrätsche, mit der Japan den Nordafrikanern in den Schritt fährt; wo nun doch gebrochen ist, was nicht zu brechen war. Ich erblicke keine vom Säuseln der Bundeskanzlerin betriebenen Windräder am Horizont, sondern sehe im Kiotoprotokoll die fabelhafte Gelegenheit mit Luft zu handeln. Wann wird das mit Windrichtungen geschehen?

Die horrende Manipulation der Massen ist nötig, um horrende Zustände auszublenden. Und es ist unsere Dummheit, wenn wir das uns zu Füßen liegende Geschenk, unser Dasein, nicht selbst in die Hand nehmen. Das Paradies hat einen Sprung und wir lassen uns durchkneten in unserer komatösen Hingabebereitschaft. Wir kleben am Schüsselrand wie krustiger alter Teig, der gerne auch Kuchen geworden wäre. Da spielt die Duldungsstarre einer Hündin in einer moralisch höheren Liga als das tagesaktuelle Gejammer.
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Mittwoch, 16. März 2011
Die Welt als open source 2.0
Ich möchte den Text gleich nochmal schreiben. Mich selbst abkupfern, ganz ohne Angabe von Textstellen, wenn ich auf der Freidenker-Seite die Lobrede auf die Moral im Hochschulwesen lese. Wie es in der Natur der Sache liegt, verteidigt er sich ein Verteidigungsminister. Das muss eine Berufskrankheit sein, denn es wäre aus meiner Sicht nicht nötig gewesen.
Es gibt so einiges, was ich dem Herrn Guttenb. zu Schlechte halten würde. Seine Doktorarbeit nicht. Denn diese besitzt für mich eine Art Open-Source-Charakter. Ich glaube, sie ist dem gleichem Gedanken entsprungen wie die nordafrikanische Renaissance ad momentum.

Die Welt ist open source. Was soll denn da frei gedacht werden, wenn jeder Gedanke ein Copyright erhält. Ich darf mal verwegen anmerken, daß man von mir aus gerne den materiellen Besitz mitsamt dem geistigen Eigentum auf die Müllhalde der missratenen letzten 20.000 Jahre schmeißen könnte. Letzteres hat für mich dort schon seinen Stammplatz gefunden.

Schauen wir nicht rachsüchtig zurück und denken nicht nur an uns. Denken wir an zukünftige Generationen, von denen sich keiner mehr wegen schlechten Noten an den nächsten Baum hängen muss, wenn er abschreiben kann, was das Zeug hält. Endlich der ganze Druck weg und bei den Pisa-Studien mit den eigenen Meßergebnissen mal ganz vorne liegen. Nicht an Altem festhalten. Sich der Monotonie der Zeitachse fügen und mal in den Urlaub fahren, sich mal selbst einen Kuchen backen.

Ein klares Out und short wegen Karrieregeilheit und einer Visage wie ein Feuerlöscher. Aber ein volles Go für die Idee des Sampelns und Remixens. Denn wenn ich es mir so recht überlege, brauchen wir keine neuen Lösungen, sondern einfach mal die Umsetzung der alten.
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Mittwoch, 9. März 2011
Lieber Dschihad,
muß mans echt auf die religiöse Schiene ziehen. Mal schnell drei Hochhäuser runterreissen und nebenher auch noch den Andersgläubigen, im Herzen aber doch den Atheisten, kräftig eins überbraten. Was jetzt?
Gehts um die Regierung, die nicht nur euch, sondern auch seine eigenen Bürger angreift, oder gehts um einmal Rundumschlag?

Lieber Dschihad, mit großen Augen habe ich deine Ruhmestaten verfolgt. Mein großer Bruder hat immer gesagt, daß ihr, die Terroristen und der Staat, doch eigentlich nur zwei Fußballmannschaften seid, die ohne einander garnicht existieren könnten. Ihr steckt doch nicht alle unter einer Decke?

Lieber Dschihad, schenk mir ein viertes Hochhaus zu Weihnachten ... und nicht wieder so eine mickrige Kirche in Ägypten. Schenk ihn mir wieder, den Glauben, den Wiedernanschluss an den Dualismus des kalten Krieges. Schenk sie mir wieder die zwei Seiten, die mich runterdimensionieren auf das Fleckchen Bürger, das ich darstelle. Denn aus deinem Dualismus, den zwei Augen unserer öffentlichen Gesellschaft, aus ARD und ZDF, mache ich mir meine Welt 3D.

Lieber Dschihad, gib mir die Ahnungslosigkeit zurück, das Nicht-Wissen, den Glauben an das Gute, weil es das Böse gibt. Kein Lohn ohne Steuer, keine Heirat ohne Scheidung, kein Staat ohne Terror. Oder anders gesagt: (TEXT-Disclaimer: This is public art. Do not follow it as guidelines. Peace is the guideline and love the principle. Leg keine Bomben und leg dich nicht mit dem Staat an. Der hat das Gewaltmonopol, mehr Erfahrung und die besseren Waffen.)
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Montag, 28. Februar 2011
Ceterum censeo Carthaginem defendam esse
Noch durchfroren bis auf die Knochen vom sizilianischem Jahrhundertwinter ist mir nun klar wie Europa auf die nordafrikanische Katastrophe reagiert. Mit Wetterkrieg. Legt Sizilien in Schnee und die Flüchtlingsmassen werden an den Stränden erfrieren.

Hoffentlich hat sich da niemand verrechnet und das Mittelmeer friert gänzlich zu. Abertausende von Maghrebinerinnen, Berbern und Karthagern erobern auf Schlittschuhen erneut den Süden Europas. Herrje, schickt die Schweizer Garde an die Küsten - nicht nur des Glaubens wegen, sondern zur Kontrolle der Geld-, Gold- und Ölflüsse.

Da ist die Mittelmeerpolitik mal richtig aus dem Ruder gelaufen. Erst noch best friends mit Exterroristen a la Lockerbie und dann langsam ausschleichen? Erst noch Al-Quaida und Islamisierung brüllen, den Demokratieamateure die Grundrechte absprechen, und dann schnell die Vermögen einfrieren - ich vermute für die zukünftigen Schuldenrückzahlungen der neuen Regime.

Warum geht es schon wieder um die Konten in der Schweiz? In einem europäischem Land, das wir nicht dazu bewegen können, die Konten offenzulegen. Welcher Schelm dächte da an Wirtschaftssanktionen? Was wird mit den Auslandsimmobilien der Lybier wie der Villa in Waldperlach geschehen? Ich vermute, sie wird ihren Besitzer nicht wechseln.

Da ist es gut, daß es Winter ist und keiner bei uns vor die Tür geht, um mal nachzusehen, was bei uns so passiert.

Die Hyperbel der Raffgier entbehrt jeglicher Scham und der Ursprung dieses wertmetallisch glänzenden Regenbogens entspringt dem Herzen des europäischen Kolonialismus. Nur dürfen wir nicht vergessen, daß wir selbst schon in der Kolonie sitzen ... bzw. arbeiten.


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Donnerstag, 17. Februar 2011
Good Governance!
Good Governance! Das erinnert mich an Gerhard Polts Democracy. Ich hab sie getroffen, die good-governance-people verschiedenster NGOs aus Europa und den USA, wie sie auf den Dachterassen von Mopti/Mali den einheimischen Seminarteilnehmern erzählen wie es läuft.

Schade, daß die Konzepte so viel mit Mali zu tun haben wie die Dachterasse, die nur den europäischen Hotelbesitzer reicht macht, der sich so bald noch mehr Hotels für noch mehr good-governance kaufen kann. Schade, daß es die einheimische Regierung einen Scheiß interessiert, was auf Dachterassen in Mopti verlautbart. Schade, daß Dinge wie staatliche und private Entwickungshilfe vorwiegend ein Wirtschaften in die eigene Tasche sind. Eigentlich noch schlimmer. Sie hängt sich wie ein Parasit an den Feinstaub, zu den der landeseigene Militärkomplex ein Dritt-Welt-Land nach dem anderen verwandelt. Schade, daß wir es im Urlaub nicht weiter als von der Küste bis zum Hotel schaffen, was bei Gambia weit weniger als ein Prozent ausmacht.

Ich sehe Berichte über harte Arbeitsbedingungen und lese Artikel über Bettler aus den Slums Kalkuttas. Ob Mittelamerika, Westafrika oder Asien habe ich westlichen Standard in den Metropolen und die Ameisenstrassen des Backpackerstroms gesehen, aber links und rechts vom lonley-planet-trail gab es nur noch wenige. Und dann noch mal abgebogen und es gibt keine weisse Haut und keine Presse mehr. Die Menschen dieser Orte können garnicht verstehen, wie sich das Wörtchen Arbeit da einschmuggeln konnte in die harten Bedingungen, denn Arbeit, das wär ja schon mal was. Vielleicht ein Turnaround vor dem Kickback, aber doch ein third way neben Kriminalität und sich selbst verkaufen.

Alle Menschen, die Sie in Ihrem Urlaub sehen, arbeiten in der Tourismusbranche. Ihnen geht es gut. Der Polizist vom Schmiergeld, der chinesische Ladenbesitzer, seltsamerweise wieder ein europäischer Hotelbesitzer und seine nepalesischen Angestellten, die Botschaftsangestellte des Nachbarlandes von den Visagebühren, die Airline von der Umbuchung. Es gibt allerdings ganze Landstriche und Erdflecken, die vom der geldspendenden Ersten Welt bestenfalls im Blindflug durchkreuzt oder gegoogelt werden. Hier herrscht die Bedingungslosigkeit.

Während sich in Janjanbureh durchaus noch mit ein kleinwenig Tourismus und Schmuggel überleben läßt, war so manch landloses Gesicht in Bamako einer Bedingungslosigkeit ausgesetzt, einer Chancenlosigkeit, die den Tod als Vorstufe hat.

Ich bin nicht diese Menschen, aber mir dreht sich der Magen um, wenn sich jene Parasiten der Entwicklungshilfe für tausende von Euro einfliegen lassen, um Brunnen, Schulen und Hospitäler zu errichten. Bezahlt von jenem Staatshaushalt, der sich auch für die Erhaltung menschenverachtender Diktaturen verantwortlich zeichnet. Immer das gleiche Prinzip. Wir machen uns den Junkie, wir versorgen den Sündenbock und unser Gewissen und lassen uns das von ihm auch noch bezahlen, indem wir jedes Ein-Euro-Joule aus ihm vorher noch herauspressen.

Und weil wir hierzulande einfach nicht viel genug Junkies machen können, weil es entropiegemäß eben nur zehn Prozent Sündenböcke gibt, so waren Columbus und Magellan zwei große Vorbiler der exportorientierten Verelendung.
Da gilt dann auch die Zehn-Prozent-Klausel nicht mehr, weil wir das System nicht erhalten müssen. Im Gegenteil, wir müssen es zerstören. Je kapputer ein Land, desto besser läßt es sich aussaugen - im Falle des Iran wortwörtlich, im Falle des Kongo ausschaufeln.

Da dreht sich mir der Magen um. Der Enddarm wird zur Speiseröhre und ich bekomme das Gefühl, daß mir hier bereits Verdautes wiederverfüttert wird. Good governance, wie spricht man das denn auf amerikanisch aus? Daß die Gier so groß wird, daß sie sich nur noch virtuell befriedigen läßt, weil der Planet zu klein ist. Selbst das alte Rom wird finanzhistorisch ausgehebelt, indem man heute den Bürgern die Grundrechte verwehrt und ihnen Demos statt Spiele und Analogkäse statt Brot verkauft. Ich sage das aus sprachlichen Gründen nur ungern, aber es gehört hierher: PFUI.

Good governance aus den gleichen schmallippigen, speckig glänzenden Gesichtern, die an allen Früchten dieser Welt sich bedienen als wäre es ihr eigener Garten. Die gleichen weißen Fratzen und Pummelgesichter, die den Kolonialismus inzwischen zu einem perfiden System aus Moral und Lüge gemacht haben. Jene aufklärerische Brut an Demokraten schickt nun auch noch die helfende Hand. Eine helfende Hand, die im Kongo schon keine Hand mehr findet, die nach ihr greifen könnte.

Was wir seit dem ersten Satz ahnen ist, daß wir es vorwiegend selbst verursachen, weil uns der grauenvolle Fairtrade-Kaffee eben nicht schmeckt und wer ist den überhaupt Eigentümer von Fairtrade?! Weil wir nur das eine Wurstende von Gambia besuchen und dort auch keinen Brunnen bauen. Weil wir monatlich über Los ziehen und 4000 kassieren (heute 2000). Die Schuldhaftigkeit, diese Armee von weißen Fruchtfliegen - inzwischen in jeder Coleur - hat aber auch Namen. Vor-, Nach-, Mittel- und Mutternamen.

Wir haben es in Tunesien und Ägypten gesehen. Das alte Regime stürzt, aber ein neues ist noch nicht bereit. Wir brauchen eine Übergangsregierung, ein vorläufiges Schattenparlament - im Grunde sollten wir einen kompletten Organwechsel durchführen.

Ich schlage vor, die angebliche Realität als irreal zu deklarieren. Wir besetzen unsere eigenen Posten. Für jede staatliche Stelle schicken wir unseren eigenen Vertreter. Ob Streifenpolizist in Unteroberammergau oder Europaabgeordneter, ob Amtsarzt oder Amtsfrau. Wir bestimmen unsere eigenen Leute und ... am Montag gehen alle in die neue Arbeit. Dann werden auf jedem Stuhl erstmal zwei sitzen. Das wird für Verwirrung sorgen, auf die unser Personal durch entsprechende Schulungen vorbereitet sein wird.

Und dann könnte es eigentlich auch gleich losgehen um 8 Uhr morgens mit neuen Gesetzesinitiativen und deren Umsetzung, mit der schon immer erträumten Reduzierung der Wochenarbeitszeit, der Einführung des Grundeinkommens, der Abschaffung von Lebensrente für Parlamentarier. Ich schlage vor, wir beginnen mit einem neuen Feiertag.

Wenn man sich etwas wüncht, ist es mehr als hilfreich, davon auszugehen, daß der Wunsch bereits in Erfüllung gegangen ist. Wir definieren die Realität durch unseren Glauben. Wir leben zunehmend unter dem Damoklesschwert der Staatsmacht, die jeden Augenblick in mein Wohnzimmer treten kann, mit laminierten Ausweisen, ob in Uniform oder zivil. Warum nicht mal selbst laminieren und bei der Staatsmacht ins Wohnzimmer treten?

Nun habe ich mir den verfassungsgemäßen Aspekt des Textes sehr wohl und ausführlich überlegt und komme zu dem Ergebnis, daß es sich hier um ein rein sprachwissenschaftliches Konstrukt handelt mit dem Fehler, daß es sich einer praktischen Umsetzung nicht stellen muss.

In einer mehr futuristisch gefärbten Erzählvariante, die sich durch jüngste Vorfälle wie Gladio auch historisch hinterlegen läßt, und somit auch zeigt wie praktisch in Kreisen des Militärs gedacht wird, sähe es anders aus. Giftgas in der U-Bahn, Seriensprengungen auf allen Ausfahrtsstraßen, Bombenanschlag auf den Castor, umgeben von tausenden Demonstranten. Für einen Geheimdienstmitarbeiter die Gelegenheit für einen Orden, für einen Blogger das Ende einer Seite. Terror gegen jene, deren Unterstützung man möchte. Angst schaffen, um dann als Retter zu erscheinen. Das scheint der Königsweg zu sein. Wie schrecklich. Da fände ich ein Schattenparlamtent poetischer.
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Donnerstag, 30. Dezember 2010
Hallo Mama Silberfisch - Weihnachtsterror im Badezimmer
Ein paar Dimensionen größer und die richtige Nahrungszufuhr und ich säße heute in deinem Badezimmer, Mama Silberfisch. So aber hat die Natur mich dazu auserwählt, über die letzten Wochen deine Nachkommenschaft Tag für Tag zu dezimieren. Deine großen Urzeit-Augen durchforschen mein Gewissen. Du ausgewachsene Schmalspurvariante einer Kellerassel nimmst doch soviel Raum ein, daß sich ein fragender Blick erkennen läßt. Die Antwort kann ich dir nicht geben. Es passiert einfach. Nicht ich, sondern mein Reflex beugt sich nach unten und quetscht einen nach dem anderen weg.

Schmutz, der selbst verschwindet, wenn das Licht angeht, das wünscht sich doch jede Hausfrau - Schmutz, den es nicht gibt. Aber dann verheddert sich doch eines mal im Lichte meines Angesichts. Erst noch ein Silberfischchen und im Anschuß weder Fisch noch Fleisch. Euer Tod ist für uns nicht mehr als eine verschmierter Schimmer, eine Pigmentstörung.

Das würde ich als Strategie der Unachtsamkeit und Intolleranz bezeichnen. Mord aus Gleichgültigkeit, geplant im Affekt, aber doch irgendwie nur Totschlag, eine nachträgliche Herabwürdigung des Opfers - Kategorie A.
Aus meiner Sicht nach die verwerflichste Art des Tötens. Verwerflicher noch als Tiere zu töten, um sie zu essen - welches ich als Kategorie B bezeichne. Tötung mit einer Absicht, einem Ziel und einem, wenn auch fernem, Beweggrund des Hungers. Und ohne Fleisch wäre das Überleben auch möglich.

Unter diesem Gesichtspunkt erscheint die gezielte Tötung einer störenden Person, wie der Zeugenmord, fast eher als Kavaliersdelikt. So im Fall des Kinderhändlers Dutroux: "Bisher sind mindestens 17 Personen aus dem Umfeld der Ermittlungen ums Leben gekommen: Eine Sozialarbeiterin starb bei einem Autounfall; sie hatte zuvor Todesdrohungen bekommen. Ein Polizeiinformant fiel plötzlich tot um. Eine Frau, die über Dutroux aussagen wollten, wurde erwürgt aufgefunden. Die Bekannte seines Komplizen fand man erhängt. Ein Verdächtiger raste gegen ein Haus und starb. Der Schrotthändler, der Dutroux' Tatfahrzeug zerlegte, wurde vergiftet. Die Ehefrau des Schrotthändlers verbrannte im Bett. Und der Staatsanwalt, der die Anklage gegen die Kinderschänder formulieren sollte, beging angeblich Selbstmord." Eine klassische Kategorie C.

Die Ermordung des italienischen Wirtschaftsprofessors und Silberfischchens Marco Biagi, der eher im Umfeld der Strategie der Spannung, als bei den Roten Brigaden anzusiedeln ist, wäre demnach eventuell eher eine Kategorie B. Das Objekt stört nicht, aber die Tötung bringt einen Nutzen. Diesmal nicht Hunger, sondern Terror. Und der ist zum Überleben wichtiger als Fleisch.

Wer sich sowas ausdenkt, kann trotzdem sterben ohne in eine der Kategorien zu fallen, wie im Falle des Susurluk-Skandals. Bei diesem Unfall kamen Hüseyin Kocadag, der stellvertretende Polizeipräsident Istanbuls, Abdullah Çatli, ein führendes Mitglied der rechtsextremen Partei Graue Wölfe und steckbrieflich gesuchter Drogenhändler und Mörder, sowie dessen Lebensgefährtin, die ehemalige Schönheitskönigin Gonca Us ums Leben. Der Parlamentsabgeordnete der DYP und Führer von mehreren Dorfschützereinheiten Sedat Bucak überlebte schwerverletzt. Nicht nur das Auffinden dieser Personen in dem Autowrack verstärkte die Diskussionen über die Verstrickung des türkischen Staats in illegale Machenschaften (siehe Tiefer Staat), zusätzlich wurden sechs gefälschte Pässe (mit jeweils verschiedenen Namen), mehrere tausend US-Dollar, ein Päckchen Rauschgift, Waffenscheine und mehrere Handwaffen mit Schalldämpfern in dem Wrack gefunden und sichergestellt. Laut Prüfungsberichten gehörten diese Utensilien Abdullah Çatli, welcher u.a. durch die Erschießung von sieben sozialistischen Studenten im Jahre 1978 und durch Fluchthilfe für den Papstattentäter und Mitglied der türkischen Counter-Guerilla Mehmet Ali Agca aus einem Militärgefängnis in Istanbul im Jahre 1979 schon vorher juristisch aufgefallen war.

Da wundert es auch nicht zur Weihnachtszeit, sollten solch Kategorielose hinter dem Oktoberfestattentat stecken, am Ende gar der Bund Deutscher Jugend. Leider können wir die Silberfischchen nicht mehr fragen, die diese Kategorie B nicht überlebt haben.

Even paranoics have enemies.
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