von Mehlmöttchen, Silberfisch und dem Bären
- Der Bericht für eine Akademie


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Frühling, primavera, die erste Wahrheit. Wer hat den Winter überlebt. Unterirdisch, subterran, als Zwiebel oder als Kokon, im höhligen Tiefschlaf oder abgemagert, vom Fleisch gefallen. Ich stehe fett im Saft, im Bratensaft meiner Klimadrüsen. Unter und über mir wuselt bereits die Insektenwelt. Man sieht sich um, wen es so erwischt hat, welches Reich, welchen Stamm, welche Klasse, welche Ordnung, welche Familie und welche Gattung.
Und, oh Erschrecken, da sehe ich mit meinem fahlen Bärenauge, den Homo Hominini nicht immer ganz sapiens, diesen Menschenaffen, diesen Allweltaffen unter den Trockennasenaffen. Mit seinem modernen nackten Körperchen, das aussieht, als wäre es als frühreife Frucht vom Baum gefallen.

Kiefermäuler wie ich, beide aus dem sehr umfangreichem Stamm der vielzelligen Neumünder, aber kein Vergleich. Der Mensch und ich - beide Neumünder, beide mit einem Urmund, der zum Anus wurde. Die von Wahn bessesene Art dieser Gattung, sich als Krone der Schöpfung zu betrachten. Die Überfamilie der Menschenartigen, die von einem greisen Gott mit weissem langen Bart dazu auserwählt wurde, über den Planeten zu herschen.
Warum sind mir keine religiösen Relikte der Steintafeln mit den 10 Gesetzen bekannt. Von Jesu Kreuz jede Menge, von jedem Heiligen ein Knochen, aber kein Brösel von den Steintafeln. Für einen einfachen Bären ist das nicht zu verstehen.

Da achte ich Mehlmöttchen und Silberfische höher. Als diesen Affen, die einzige Untergattung, die es jemals fertiggebracht hat, Waffen herzustellen und sich gegenseitig damit umzubringen. Die Terminator-Rasse. Die Krönung der göttlichen Erschöpfung würde ich als neu erweckter Bär da sagen.

Ich bin der Z-Bär, der sich nach dem vielen Winterschlaf die Zecken aus dem Pelz klopft. You are living to feed your dick, sagt man fälschlicherweise. Der Magen schafft an, sagen andere. Und mein Magen sagt: Kaffee und Kippen - jetzt. Das Jahr 2022 will angepackt werden und schreit nach harten Bandagen.

Ich wackle noch benetzt vom Meer all der Träume, der guten und der schlechten, die mich über den Winter begleitet haben, aus meiner Höhle und gerate unweigerlich und augenblicklich in die Welt des Dreist, eine Dreistigkeit, die dreister nicht sein könnte. Eine Welt von Spam, die einen in Angst und Schrecken versetzen soll. Aufgestaute Falschmeldungen und Katatrophenberichte toujours. Der Schleim trügt: Die wirklichen Monster leben nicht in den Alpträumen und nicht nur im Internet. Die wahren Monster sehen aus wie wir. Sie kleben an uns wie Pestbeulen und offene Wunden. Oder wie das Horn des Nashorns, ohne das das Nashorn vermutlich länger leben würde.

Banken, die einem einzureden versuchen, dass sie keine Zecken sind, die sich vom Blut all jener sattsaugen, die sich auf sie einlassen. Eine Geldwirtschaft, die darin besteht, viel mehr zu verleihen als man hat. Und als Basis aller Dreistigkeit dient der Fortschritt, ein Luftballon, den man aufblasen kann ohne dass er jemals platzen würde. Politiker, die ihre sozialdemokratische Fassade mit der Idee bestreichen, unseren Planeten dafür zu opfern, dass Arbeitsplätze erhalten bleiben, die im Grunde keiner mehr wollte, wenn er nicht müsste. Sie drohen damit, unseren Planten in jedem Fall zu vernichten, aber man erwartet von uns, dass wir mitarbeiten, und nicht faul in der Restsonne fläzen und dem Fortschritt die lange Nase zu zeigen.

Das hat der liebe Ret Marut schon geschrieben, dass unser Welt-System durch die MARKURVE zerstört wird. Die Markurve und die rätselhafte Utsekunde.
Das sagt der Ziegelbrenner, eine Fachzeitschrift aus einer Zeit als Vieles schon verboten war.

Was ist schon dreist in einem Land, wo man die Räuber fürstlich bezahlt, wo Politiker fürstliche Gehälter einstreichen, um sich auch noch von der Wirtschaft im Nebeneinkommen kaufen zu lassen. Im unteren Klassensegment würden sie als Hospitanten des Großkapitals nicht mal die Fahrkarte bezahlt bekommen. Ein Land, wo sich die lukrativen Pöstchen der Parteienlandschaft ihre Propaganda auch noch mit Rundfunkgebühren vergolden lassen. Ich vermute, dass sie uns, sobald keine Netzhaut mehr von Staatsfernsehen beschädigt wird, mit Reparationszahlungen belasten werden. Aber wer denkt schon an Nachheute in der Überstunde des Jetzt.

Ich bin ein Z-Bär und reagiere gereizt auf Dreistigkeiten. Ich bin ein Kuschelbär, ich bin der Krieg für den Frieden, der den es nicht geben kann. Ich bin der Krieg an der Heimatfront, der Krieg im Hinterhof, der Krieg im Hinterkopf. Ich denke da an den morbiditätsorientierten Risikostrukturausgleich. Life is a killer. Das macht sich von selbst vom Acker, diese materialisierte Fehlerliste namens Mensch. Muss man nur sehen, dass es einen nicht mit reinreisst.