DIE BEDINGUNGSLOSE LIEBE
"Es hat angefangen ein neuer Akt der göttlichen Komödie, und sein Leitspruch lautet: Die Menschen wissen, daß sie im Himmel sind."
Die acht Weltsätze des Meisters Johannes Baader über die Ordnung der Menschheit im Himmel nebst Erklärungen desselben

Die Wolkendecke reißt auf, die Historie ab. Der Traum, ohne den die Wirklichkeit nicht existieren kann, wird neu geboren. Kann man aufstehen ohne gelegen zu sein? Ein Aufstand ohne Grundlage gegen etwas, das es nicht mehr gibt. Der Geistesblitz aus heiterem Himmel, ohne Wettervorwarnung, ohne historischen Bezug. Der Akt ohne Re, ohne Parkmöglichkeit, eine Einbahnstrasse mit Höchstgeschwindigkeit, das Vor ohne Zurück. Eine Knalltüte mit Überraschungseffekt, Phosphor, der zum ersten mal das Wasser gesehen hat, und die Lösung der Elemente. Der Orgasmus von Materie und Antimaterie. Der erste Urknall vor und nach einer Geschichte, in einem Jetzt, das wir bis dahin nie erleben durften. Wir waren der unerklärte Krieg der Gedanken, wir sind das Wilde im Dienste des wortlos Guten.

Der versteinerte David wurde mit seiner eigenen Zwille vom Podest des Stillstands und der Ewigkeit geholt; wir sehen ihn fallen und sich erheben wie ein stürmisches Meer aus Stein. Wir sind die Überholspur der Mitte ohne ein Links und Rechts, die Mittel- und Maßlosigkeit des Moments. Das nie Dagewesene und niemals Werdende, die Vorhut der Geburt. Wir sind die Unvollständigkeit und die Gesamtheit der Unvollkommenheit, das Gegengewicht zur Philosophie, auf daß diese weiter bestehen kann, das eine, das das andere fordert, der Traum ohne den die Wirklichkeit nicht bestehen könnte.

Warum füllen wir uns leer? Warum fühlen wir ein Faß ohne Boden? Warum hat unser Alphabet keine Buchstaben? Unsere Sätze des Inhalts beraubt hat das Wort keine Wert.
Weil wir auf das eine reduziert, das andere genommen. Warum sehen wir mit dem einen besser und schreiben alle mit rechts? Auf ein Rumpfdasein begrenzt, unter Beleerungen lastend, kaufen wir mit Geld, das es niemals gab, Dinge, die wir niemals besitzen werden.

Wir wollen heute sterben, nicht in einem unbekanntem Morgen. Denn jeder Tod ist ein Abschied und der Fruchtwasserabgang einer Geburt des Neuen.
Wir wollen den Frieden und den Krieg nicht der Gefühllosigkeit überlassen. Wir wollen leben und lieben.