Freitag, 16. April 2021
Duldungsstarre
Es wäre gelogen zu behaupten, dass sich der Berufsverkehr nicht etwas entschlackt hat. Aber von Lockdown ist im Berufsleben wenig zu spüren. Gut, die städtischen Angestellten sind im HomeOffice, die meisten staatlichen Leistungen wie Schwimmbäder, Schulen, Ämter etc sind geschlossen oder auf ein Minimum reduziert. Buchhandlungen müssen geclickt und collectet werden, aber bei Amazon rammeln ganze Horden durch die Lieferhallen, die Wirtschaften zu, aber Lieferandoo und Co sind die Könige der Nacht, wo wir (Abgeordnete ausgenommen) dank der Ausgangssperre nach 21 Uhr abgetasert und strafverfolgt werden. Kein Frisbee-Spielen oder Kicken zu Dritt ist mehr erlaubt, aber Gladbach gegen Manchester in der ungarischen Puskas Arena.
Den Kurzzeitarbeiter*innen wird auch der magere Rest nachträglich noch versteuert, weil sie bei Vorabbesteuerung bereits zu Aufstockern geworden wären. Die Hierarchie der Not zeigt noch deutlicher auf, wer seine Schäfchen ins Trockne bekommt. Die Caritas lehnt die Einführung eines Tariflohns für Pflegekräfte ab - das ist es also, was mit Klatsche gemeint war. Die Kassierer müssen sich hinten anstellen beim Impfen, aber ihrem ehemaligen Vorstand Herrn Spahn finanziert die Bank eine 4,25-Millionen-Villa ohne Eigenkapitalleistung. Kein Problem für ihn, denn die Rückzahlung wird bei einer inflationstreibenden 240-Milliarden-Euro Corona-Hilfe ein Klacks. Selbst die Staatsverschuldung erledigt sich so fast von selbst. Hinten raus kommt ein Höhenflug des DAX mit großartigen Dividenden mit einer verängstigten, verarmten Bevölkerung für neue Höhenflüge des Großkapitals, an deren Corona-Hilfen man aus Rücksicht bloß keine Auflagen knüpfen möchte. Währenddessen fordern die Lobbyverbände genau jener Unternehmen , wie "Die Familienunternehmer e.V." (BMW, Oetker, Merck etc), für sich ein Belastungsmoratorium, während ihre Kernforderung die Erhöhung des Rentenalters (für Arbeitnehmer) ist. Wer sich für die Arbeitgeberseite großer Unternehmen interessiert, sollte sich mal den Forderungskatalog der "Familienunternehmer" zu Gemüte führen, die sich aktuell auch gegen die Testpflicht am Arbeitsplatz, der keineswegs ein Infektionstreiber sei, aussprechen. Ein Lobbyverein, der Vermögens- und Erbschaftssteuer, sowie ein Transparenzregister der Briefkastenfirmen für ein Teufelswerk hält. Das sind unsere momentanen Corona-Experten.

Die Kanzlerin kündigt einen harten Lockdown an, aber jeder in Bayern gefangene Bürger wundert sich, was sich da nun geändert haben soll. Corona ist nur der Sammelbegriff für die Übernahme des Kleinhandels und des Durchschnittsbürgers durch das Großkapitel, für das Ausreizen der maximalen Kürzung von Freiheiten und Rechten bei gleichzeitiger Einführung von neuen Pflichten. Wer hier von "wir schaffen das", Solidarität und Zusammenhalten spricht, ruft im Grunde zur Revolution auf, denn was sonst könnte mit Solidarität in diesem Zusammenhang gemeint sein. Mit Blick auf die personelle Besetzung der Corona-Expertenräte kann es sich bei der deutschen Lockdown-Politik nur um die endgültige Vernichtung einer bereits vom Kopf herabfaulenden Solidargemeinschaft handeln.
Es kann eigentlich nur eine Lösung geben: Die Yes Men regeln die Welt.
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