Freitag, 10. Mai 2019
Europa kotzt - ein Vorbericht zur Europawahl 2019
In der AZ hab ichs gelesen oder wie das Blatt gleich wieder heißt: München kotzt ist eine anonyme Künstlergruppe! Ich glaub, ich bin hier im falschen Stadion. Was heißt hier anonym?! Da schäumt mir gleich der Deckel über. Ich bin die Maria Becker von der hartenlinie und neben mir kippt sich der Kalle Bargeld grad das Bier über die Hose, daß man nachher nicht merkt, wenn er sich reinpisst. Und spätestens nach der fünften Hellen stösst noch der Noag, der Wirt vom Noagerlzelt mit uns an. Anonym? Anonym sind Menschen ohne Namen, wie der Bürgermeister von Bielefeld oder das belgische Parlament. Unsere Namen sind noch wirklicher als wir selbst.

Und Künstlergruppe, naja. Wenn man eine Trinkergemeinschaft so bezeichnen will, fehlt meines Erachtens ein wenig der Sinn fürs Synonym. Aber egal, das ist die trinkerische Freiheit und die Toleranz gegenüber Leuten, die auch mal nüchtern schreiben.

Bei München protzt würde sich keiner aufregen. Mit Bildern von Hermelinmänteln und 320 PS. Das käme dann in limitierter Auflage auf Hochglanz und für 30 Cent die Zeile. Wen das aber zum Kotzen bringt, wodurch meines Wissens noch nie irreversible Kollateralschäden enstanden sind oder sonstige Lebewesen zu Tode kamen, der kriegt dann noch eins über die Mütze gebraten als wär er ein Hornochse bei der Ochsenbraterei. In den elitären Boxen zählen eben andere Gesetze, umzäunt von Ordnern und Bretterverschlägen, daß man das dortige Gewusel an Gichtfingern nicht sieht, die unter den Bänken nach allem greifen, was bei drei nicht gleich auf den Tisch springt.

Aber was reg ich mich auf. Die AZ liest man im Grunde eh nur noch auf den elitären Rängen. Der Bürger von der Strasse informiert sich aufrichtigerweise im Postillion und wählt die Partei. In einer Welt, wo die Satire die Wirklichkeit schon lange überholt hat, wo man die Flasche receyclet bevor das Bier leer ist und wo man den demokratischen Scheinfrieden über den Benzinpreis zu regeln versucht, statt wie normale Menschen über den Bierpreis. Was soll man da noch sagen ... beziehungsweise wählen.
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