Samstag, 24. Januar 2015
Die Degenerationsfrage
Ist schon ein emotionaler Unterschied, ob der Regen auf stupiden Asphalt fällt oder sich Schneisen durch den Wald bricht, ob es einem dumpf auf die Schädeldecke prasselt oder rund um einen die Hölle losbricht, halbe Berghänge abwärts wandern. Dafür sollte man dem Planeten persönlich dankbar sein, dass er alleine alles wieder nach oben bringt.
Es schüttet als ließe jemand das Wasser ein in diesem Tal. Bäche ergießen sich durch die engen Gassen. Wir sind zur Flusslandschaft mutiert.Und mit der Bodenerosion verschwindet auch der ganze Restmüll, der sich in italienischen Dörfern wie von selbst einnistet.

Schlechtes Wetter ist in der Stadt, wo Stahlgürtelreifen sich durch Pfützen schieben und den menschlichen Wildwechsel vor sich hertreiben, noch schlechter als auf den Gipfeln oder in den Tälern, wo sich das Wasser ganz von selbst bewegt.

Scheinbar gefällt es aber vielen unter solchen Umständen zu hausen.


Die Wohneinheiten hochgezogen wie Supermarktregale und jede Freifläche zum schönen Schein von Spielplätzen geradezu überwuchert. Wo früher noch Bäume ihr Dasein fristen durften, stehen nun Klettergerüste und so ist selbst der Spielraum durcharchitekturisiert und jeglichen Erholungswertes beraubt. Man frägt sich, zumindest ich, in welche Nische hier eine Änderungsschneiderei sich überhaupt noch reinzwängen könnte. Stahl, Glas und Hartplastik von der Kindheit bis ins hohe Alter. Statt des Tante Emma Ladens nun drei Supermärkte, die alle die gleichen Produkte hervorbringen. Statt des regionalen Bäckers, der noch selbst bäckt, drei Bäckereien, die alle die gleichen Semmeln und Kuchen vom Großhändler beziehen. Und was man sonst noch so braucht, kann man auch schnell mal im Internet bestellen.



Da Kinder nicht blöde sind und das Strafmaß heutzutage auf ein Minimum reduziert, machen sie es wie die faulen Erwachsenen. Sie machen gerne mal mit, aber picken sich eben nur die Rosinen raus. Pflanzen abschneiden ja, aber zusammenrechen, nein. Holzhacken ja, aber Holscheite tragen und schlichten, nein.

Ein Leben zwischen Wäldern und Bergen, zwischen Holz und Stein, da spielt das Öl eigentlich keine Rolle. Außer natürlich bei den unersetzlichen Cubettis, den Feueranzündern; denn wer benutzt dieser Tage noch Reisig. Selbst in der urtümlichen Welt des Bergtäler ist also Handarbeit aus der Mode gekommen, dass uns rein evolutionär vermutlich bald die Arme abfallen.

Und alle findens toll.
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