Sonntag, 20. Januar 2013
The Knights of malta pronta - Die Ritter des Fertigputzes
Free the beacon - der Repetitor liegt tief unter der Schneedecke vergraben.Ein Dorf versinkt im Schnee. Ein Kommunikationsgrab. Aber wo kein Leben, da auch kein Grab.



Denn viel gibt es nicht zu sagen. Das Hauptaugenmerk liegt auf der Handlung. Ich leide an chronischer Winter-Sysiphos. Il corso delle stuffe, der Ofenlauf. Das Denken minimiert sich auf Teilbereiche. Welcher Scheit paßt denn nun am besten? Die ausgefranste Hainbuche zu zünden (Fichte ist hier selten, da sich das Holz nach Gewicht verkauft und nicht nach Volumen), die aalglatte Buche zum Dauerbrand und die sinnlose Kastanie, wenn es um nichts geht. Letztere so taufrisch, dass ich die Eisblumen im Ofenfenster sterben sehe. Sonntags auch mal Hainbuche. Der Holzberg beginnt zu schmelzen, der Schneeberg noch lange nicht. Mit einem Kohlenschaufler als Großvater fühlt man sich, als würde man schon seit Generationen das unersättliche Ofenmaul befüllen. Werd ich es durch den Winter schaffen, ohne daß ich mich bei den Holzlagern der Ferienhäuser bedienen müsste. Unser aktueller Holzeinschlag liegt unberührt, vom Schnnee begraben. Die in den Südalpen unbekannten Kohlebriketts werde ich bei der nächsten Deutschlandtour nachkaufen müssen. Nachts mit Zeitung umwickelt halten sie die Glut, auch wenn ich mal länger schlafe.



Daß sich kein nebensächlicher Gedanke breit macht, dafür sorgt allerdings schon allein der angemischte Putz; malta pronta, Fertigputz. La malta commanda, der Putz schafft an. Darum dreht sich eigentlich der Tagesablauf. Um seine Mischkonsistenz und seinen Härtegrad. Klar lassen sich mit ein paar Spritzern Wasser die Verarbeitungszeiten hinauszögern, aber irgendwo reißt auch seine Geduld. Und so bin ich seinem Diktum unterworfen, dessen Strenge selbst ein Paartherapeut nicht aufzuweichen vermag. Putz hat mit Ehepartnern so einiges gemein, denn selbst wenn er schon weg ist, gilt es abermals zu putzen. Abzukratzen und wegzuschlagen, was überschüssig, die Kellen und Kübel zu waschen, den Zementschleier und jenen Staub zu entfernen, der allgegenwärtiger als jeder göttliche Gedanke sich im gesamten Haus niedergelassen hat.



Ein Dauerlauf also zwischen Holz und Putz ... und schon wieder hat sich der Espresso über den Gasherd ergossen. Kann man nur hoffen, daß sich in diesen engen Zeitplan kein unwillkommener Gast hineinzwängt. Schreiben? Eine Utopie. Wozu auch? Trägt es doch wenig zum Überleben bei.



Und weil es in den Bergen nicht immer einfach ist, nun auch noch diese stille Schneelandschaft. Still auch, weil das Auto, die Verbindung zur Zivilisation, unter dieser neuen Landschaft begraben liegt. Wer weiß schon, wann sich die Kommune bereit findet, auch uns wieder freizuräumen und an das Straßennetz anzubinden. Aber wozu auch, da ein Haus in den Bergen so einnehmend und besitzergreifend, daß sich an Ausflüge garnicht denken läßt.



Sollen doch die Bilder mehr sprechen als die Worte. Der Lage entsprechend mehr Impression als Expression.

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