Sonntag, 30. Oktober 2011
Warum man das Wurmloch suchen sollte - Sag niemals So! II+
Was heißt hier hartelinie? Weich soll sie sein, indifferent, derridaisch soll sie sein. Und dafür muß man sie prügeln als wäre noch tiefstes Mittelalter sie mal Probehängen. Den Teig nicht nur kneten bis er fluffig wird mit dem Kochlöffel immer wieder niederschlagen. Ihr immer wieder das Gehäuse zerstören, die Einfassung zertrümmern, bis der letzte Fetzen Mark aus den Knochen schwindet, ihr nichts als die Formlosigkeit zubilligen, denn mehr Raum hat eine Linie nicht. Sie so oft mit den beeindruckensten Sonnenuntergänge hintermalen, bis sie in ihrer Bedeutungslosigkeit transparent wird. Örtlich und zeitlich nur fluktuativ, aufflackern, darf sie, nie aber wirklich, denn beim Akkumulieren finden wir bereits den Schwung und die Kraft, sich auch gleich wieder zu annihilieren. Nicht nur die Nales in die Eifel schicken, wie der Schramm, da wo es am dunkelsten ist, sondern das flammende Schwert komplett neu formen - wie pathetisch, aber so wollen das diese Frankophilosophen offenbar. (Ob das heute technisch möglich wäre, beim Abwurf einer Bombe, sozusagen mit der Sprengkraft ein Schwert zu formen, das dann GPS-gesteuert im zentralen Armeelager sich in den Boden rammt. Ein Krummsäbel natürlich. Hoffentlich ließt das keiner dieser Schmiede.)

Endlich ein Feind. Beinahe hätte ich ihn übersehen, so weich gepudert im Federbett der Pheromone. Spätestens beim Anfahren hätte ich sie bemerkt, die Handbremse der Individualität, die Zweisamkeit, das Pärchen, die Beziehung, die steuerliche Ehe. Alles was eben Fremdgehen, Frauenwitze und ein gepflegtes Äußeres interessant macht. Aus meiner Sicht, die letzten Kaugummireste auf der Autobahn in die Freiheit.

Für Dekonstruktion ist heute keine Zeit mehr - ein Begriff aus der Zeit der Schlaghosen und Karottenfresser. Ich glaube, damals gab es noch nicht mal Sommerzeit. Wie beweglich dieser Stockhausen noch sein muß, daß er die Vernichtung des WTC als große Inszenierung bezeichnet haben soll. In der Literatur hat der Sprengstoff seinen großen Siegeszug - vom Nobelpreis abgesehen - noch nicht gezogen. Wird Zeit, daß es uns die Finsterzwillen und Überzeiten mal so richtig um die Augen fetzt, daß wir uns nicht nur der hermetischen Lyrik als Sprengkommando nähern. Poetic Death Squads.

JA, NATÜRLICH IST DIE ZWEISAMKEIT die Geißel des Gemeinwesens, und ja, eine Variante der Sklaverei und der Feind der Einsamkeit. Sie ist die letzte große Metastase des genetischen Erinnerns. Sie ist der letzte Fackelläufer des Leids und trägt die Büchse der Pandora vor sich wie einen Bauchladen ... bis sie ihr jemand aus der Hand schlägt, diesen Fackelläufer gleich mit in die Schachtel zurück und fertig ist der Kuchen für das lachende Mondgesicht der Zukunft ... die (bisher) keiner will.

Nur durch unsere Beziehungen tragen wir diesen historischen Ballast Gene-ration um Gene+ration fort. Ich schwindle ein wenig, denn die Mutter-Kind-Bastion gilt es als letztes zu nehmen, zu "knacken" (so herzlich frauen- und kinderfeindlich). Ich hatte ja die Gallenblase schon erwähnt, leider implodiert diese nicht wie die Marktblase, von der ich eigentlich sprechen wollte. Die Implosion statt der Dekonstruktion, und das heißt ja nicht, daß danach nicht mehr gebaut werden darf, wie ein Volkskindergarten oder eine Alle-Schule.

Ich brauch kein Pflaster, ich brauch Ketamin, um dieses abgestorbene, muffige Elend, die Beschissenheit der Dinge von mir zu streifen. Um mich weiter durch diese Fleischmassen materialisierter Beziehungsarbeit und Beziehungskampf zu quälen. Ketamin, denn erst die Loslösung von Materie und Zeit verpasst mir die nötige Brille.
Ich brauch hartelinie 2.0, die selbstlose Liebe ... und bald auch die unbefleckte Empfängnis. Frohe Weihnacht.
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