Freitag, 28. Oktober 2011
Sag niemals So!
Daß man das nicht impfen kann, unglücklich verliebt. Eine schlimme Krankheit, die jede Alterstufe treffen kann und manchmal auch tödlich ausgeht. In nicht wenigen Fällen endet der Erkrankte als Schwerstalkoholiker oder einer anderen Art Waschlappen.

Sicher, es kommt schlagartig und wird ab dem Tag der Ersterkrankung zusehends besser. Manchmal stanzt es sich aber so tief ins Fleisch - immer weniger auch tätowiert - daß wir diese Lücke nie mehr schließen können. Die Alte, immer noch weg, und mit ihr hat auch die komplette Konkurrenz ihr Winterlager bereits bezogen. Geht eine, gehen alle. Das Gesetz der Anziehung von Massekörpern - bei Klassekörpern gilt dieses Prinzip nicht.
Man könnte sagen, ein Winter kommt nie allein.

So! Aus den Augen, aus dem Sinn! Doch Vorsicht, das bezieht sich nur auf bestehende Beziehungen. Sobald die Endgültigkeit den Schlußpunkt setzt, bleibt da ein Juckreiz im Tränenkanal. Sag niemals So! Denn ein großer Bestandteil sonst flüchtiger Erinnerungen konnektiert sich plötzlich an das überkommene System, es heftet sich, wie man bei uns sagt, der kranke Geist an den Schmerz. Und die wiedergewonnene Freiheit wird zum Gefängnis. Die Widerstandslosigkeit der neuen Freiheit macht plötzlich kein Spaß. So, endlich weg, endlich kann ich leiden. Heißt das, daß das Primat der schlechten Eigenschaften jetzt Oberhand gewinnen soll?

Sag niemals So! Denn sie könnte wiederkommen, wenngleich mit einem anderen Gesicht, einem anderen Geruch, aber nachts gefühlt die Gleiche. Dann wird das So! so butterweich und plasmatisch, daß wir automatisch das alte Betriebssystem wieder hochfahren. Kompatibel hin oder her, da scheißen wir drauf im Hoch der Gefühle.

Wir sind wieder ganz der Alte, nur etwas knöcherner nun. Wir wundern uns noch nicht einmal, daß die gleiche Gefängniszelle diesmal so einladend wirkt. Eigentlich wie auch beim ersten Betreten der Vorherigen. Und kaum will unsere Zellenwächterin uns die Handschellen lösen, schlagen wir die Tür zu, auf daß es ewig nur uns zwei noch gäbe. So!

So, weg! So, da! An, aus. An, aus. Auf ewig tritt die Buttermühle. So wird unbehandelte Frischmilch ranzig. Ultrahocherhitzt, wie das am Anfang aller Liebesbeziehungen so üblich ist, bleibt sie länger haltbar - möchte man meinen.

Vielleicht ist das Paar die letzte Trutzburg der Antike, das letzte Häufchen Elend, das es zu überqueren gilt - to step upon the dust of time. Das Pärchen als letzter Träger von Krankheitserregern und damit meine ich nicht nur die Syphilis. Krieg und Hungersnot, Mißbrauch, Schläge, Vernachlässigungen über Jahrmillionen von Generation zu Generation, über Volk, Sippe, Familie, Paar. Das ließe sich nun mit einem Fingerschnippen beenden.
Statt die Vorzüge des Individuums zu genießen wie einen großen Eisbecher, frieren wir uns die Finger dadurch ab, daß wir nur die Nachteile sehen.
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Morgenstund hat Gold im Mund
So ist das bei mir fast täglich der Fall, nicht nur wegen der Goldkronen ... und selbst dieser Tag wird kommen ;(
Ich kann das schwarze Gold schon brodeln hören. Riechen und Schmecken will nicht so, nachdem sich mein Körper seit rund einer Woche unter Biegen und Brechen mit einem Husten gegen das Weiterrauchen wehrt. Andererseits ist es ja auch der Körper, der nach diesen Massenvernichtungsmitteln verlangt. Ich halt mich da raus - soll er sich selbst was vorhüsteln. Inwischen tut er das sehr autonom, denn ihm ist der Körpersaft ausgegangen. So wirkt das sehr trocken und irgendwie, finde ich, unehrlich.
Meine Lunge möchte kotzen. Sagt ihr bitte einer, daß sie das nicht kann.

Nu, die Alte ist weg. Was soll man davon halten? Die Neue noch nicht da. Viele kennen das Gefühl. Danke g.. Selbst in meiner Hosentasche hat sie nicht mehr angerufen.
Möchte man den Dingen aber auf den Grund gehen, so ist ein "beautiful Tango" nur bedingt von Diensten. "If the river was a whiskey ..." lohnt es sich einen Blick auf die Schatten in der Höhle zu werfen.

Doch anstatt hier weiter die emotionalen Standpunkte zu verdichten, möchte ich Ihnen abschließend noch kurz die zentraleuropäische Variante des "cafe con cana" vorstellen, den schwedischen Kaffee - im Orginal, "dem Weber Max". Bei den Junkies heißt es "Speedball", bei den Italienern "correto", oder einfach nur "cafe". Möge der Tag kommen.
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