Besoffen? na klar.
... aber nicht betroffen. Kein Bölkstoff, sondern besoffen mit erhobener Brust, ein stolzer Rausch.


Als Directors-Cut-Jubiläumsgelage nochmals das Ja zum Finalrausch. Erste Staffel.


Glauben Sie mir, werthe Dame, ich versuche Ihnen sehr wohl aus dem Weg zu gehen, um Sie nicht zu belästigen, mit meiner Welt. Die Ausfallschritte von Besoffenen dienen nicht, wie hinlänglich behauptet wird, dem Stabilitätsgewinn. Nein, es sind jene Ausweichbewegungen des schlechten Gewissens, das viele Betrunkene quält - mich nicht. Stabilität haben wir am Tresen lehnend genug - das kann ich Ihnen versichern.

Das vom Alkohol überwältigte Objekt versucht seiner Umwelt durch einen ganzen Maßnahmenkatalog gerecht zu werden:
Oben erwähnt, die Ausfallschritte, mit denen der Betrunkene auf sich aufmerksam zu machen versucht, um Begegnungen wie unsere zu vermeiden. Er versucht also nicht, sich anzuschleichen oder heimlich mit jemandem in Berührung zu kommen. Nein, er versucht sich durch Bewegung und Gestikulation und oft auch durch seinen Geruch von seiner Umgebung abzuheben.

Mehrfach hilft auch lautes Reden von Unsinn oder gezielte unflätige Bemerkungen, um sich unbetrunkenes Publikum vom Hals zu halten. Es muß nicht immer gleich eine offensichtliche Beleidigung sein, oft genügt eine persönliche Frage, um sich seinen Humor nicht von promillelosen Proleten kapput machen zu lassen. Unnötig zu erwähnen, daß sich scheues weibliches Publikum oder Kinder hierzu bestens eignen. Bei Ihnen, werthe Dame, wenn Sie mir diese Bemerkung erlauben, hilft das nicht.

Insgesamt gesehen, können wir also feststellen, daß sich Besoffene die allergrößte Mühe geben, keine unerwünschten Begegnungen zu riskieren. Und wenn Sie sich wundern, warum man in Deutschland überhaupt von Alkoholismus spricht, bei den vereinzelten rotzbesoffenen Stinkbomben, die uns mal über den Weg laufen - die Schüler des Dionysos, Botschafter des Rausches wie ich - dann lassen Sie mir Ihnen mal was aus den Straßengräben und Äckern in unserem Land erzählen. Wenn einer GPS-Geräte gespendet bekommen sollte, dann wären das all jene, die in der Kategorie "kriechend nachhause" an den Nachtläufen teilnehmen. All die unbekannten Soldaten der vierbeinigen Garnison, die sich im Einzelkampf durch stets unbekannte Gebiet robben. Wie soll man da sauber bleiben? Besoffen an der Waffe, das ist unsere Vision einer blühenden Zukunft.

Wie der Maikäfer seinen Monat kennt, gibt es auch hier in München ein kriechendes Tier, das sich scheinbar Ende September mehret. Dann mag es sich anfühlen, als stünden Sie in der Innenstadt umringt von Heerscharen des Rausches. Doch glauben Sie mir, die Echten, jene, die nicht vom flambierten Apfel und der Achterbahn berauscht, jene, die sich grenzenlos der alkoholischen Verwahrlosung hingeben, die werden Sie nicht an öffentlichen Plätzen finden. Wir kriechen über Zäune und durch Hinterhöfe, immer schön im Schatten haltend - und bei Verlassen der Genußstätte ist es zumeist schon sehr schattig.
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Diese Ihnen verschlossene Schattenwelt, meine Dame, existiert weltweit. In Indien hinter Bretterverschlägen, im kubanischen Slum ist es sinnigerweise der Medizinmann, der den aus Krankenhäusern entwendeten Desinfektionsalkohol zeremoniell trinkfertig macht; in Polen gibt es 90prozentigen Trinkspirituz ganz offiziell zu kaufen.
Ich lüge, 95%. Das ist schon fast Feingoldqualität - geht ja auch um die Vodka Masters 2009.

Nicht erst am Tage des Jüngsten Gerichts werden diese Horden und Kolonnen aus den Hecken und Gräben, Gruben und Löchern kriechen, besoffen an der Waffe. Wenn der Niedriglohn unter Sozialhilfeniveau fällt, werden jene sublimierten Kräfte der Gesellschaft zu den bayrischen Mai-Mai. Und hierfür betrete ich das wackelige Pflaster dieser schein-apollonischen Gesellschaft. Als Botschafter des Friedens torkle ich schreibend, weil sonst lallend lali lala ...

Edle Dame, wir wer den uns bald wieder sehen lesen hören


c17h19no3 am 26.Mai 11  |  Permalink
Das vom Alkohol überwältigte Objekt

muhahaha. seltsam vertraut.

dhonau am 26.Mai 11  |  Permalink
ein hammertext
und gutes bsp, daß ein guter text nicht gut sein muß, gut macht einen text etwas anderes, auch wenn es gute texte gibt, die TROTZDEM gut sind. das ist noch selterererner.
dieser text ist gut, weil er blutet, weil er durch diesen meinungsdschungel "gekämpft" ist, der unsere visitenkartenkultur so oft in kollektiven sedationsräuschen lähmt.
diese DAME, die doch immerhin so bedeutsam ist, daß unser kampftrinker in diese arena steigt, in der die vernunft hergestellt wird, bei der man den verdacht nicht los wird, sie wäre ein produkt der pharmaindustrie selber.
diese vernunft dient dazu, aufmerksamkeit von sich weg auf die promilleindustrie zu lenken. in den beipackzetteln steht: du bist ein loch, das gestopf werden muß. manche nennen es auch INDIVIDUUM.
die schamanen, die magier, die pfaffen, alle werden sie in moderne vernunftkleider gesteckt, aber das hilft nichts, letztlich können sie nur überleben, wenn sie auf die bühne gehen und sich als entertainer präsentieren.
unsere medienkultur ist eine arena, in der jeder jeden verdächtigt (irgendein vergehen, irgendetwas findet sich schon).

"mein herr, Sie sind doch nur einsam und krank, deswegen robben Sie jeden abend an die altherrenklappe und warten, bis Sie jemand in Ihrer trostlosen bedürftigkeit aufnimmt. Sie geben sich hier ab, sozusagen, aber ICH, ich bin hier nur als zufälliger beobachter gelandet, eigentlich bin ich reich und schön und sexy, total saturiert, habe nichts nötig, auch kein gespräch mit Ihnen. meine rolle ist alle adresselos herumliegende anträge (wofür oder worauf auch immer) mit dem ausdruck des bedauerns abzulehnen."

ja, eigentlich sollte man sich nur unter die leute wagen, wenn man nichts von ihnen will, damit man zu der arroganz in der lage ist, die scheint's gebraucht wird, um aufrechten gang simulieren zu können, so oder so ähnlich übernehme ich den staffelstab, den ich hier aufgefangen habe und trage ihn einfach ein stückchen weiter, wer ist der nächste?

dhonau am 01.Jun 11  |  Permalink
haaal...
looo, wann geht's weiter?

einemaria am 01.Jun 11  |  Permalink
hm,
ein hammerkommentar. Das is nicht leicht. Bin noch am Luftholen ...


{ font-size: x-small; } und b r a n d sätze basteln für das Re;)

dhonau am 01.Jun 11  |  Permalink
ach geh ...
DIE HARTELINIE?
wahrscheinlich haben Sie nur etwas falsch verstanden. könnte das sein?

einemaria am 01.Jun 11  |  Permalink
hA!
Den schönsten Referer auf den TExt kam über "Search request: Muenchen Betrunken im Gleisbett".

Sagt der Weingeist zum Zeitgeist: Ich bin zeitlos. Da fällt dem Zeitgeist nichts mehr ein. Der Text ist besoffen, die Worte verwirrt. Da kommt Hoffnung auf, zumindest bei mir ganz allerherrlichst bumpert das Herzerl und klingen die Glöcklein. Leider keine Nachfrage vom BND, ob ich Namen nennen könnte. Ich hätte da einige vollbeschriebene Zigarettenschachteln - alles nur Frauenamen.

Da ich die Sache ja schon ausführlichst in Nachschlag Mittelmaß abgehandelt hatte, hier nochmal zu für alle zum Mitschreiben:

%&§"$/%§&%§$

einemaria am 01.Jun 11  |  Permalink
Nanana
erst Sofas und dann hätt ich*s auch noch falsch verstanden. Ich habs nicht falsch verstanden, ich habs garnicht verstanden. Und das muss auch garnicht sein. Das ist bei mir die berühmte Schlauchtheorie. Es muss erst was raus, bevor was reinkann. Bloß keine Luft ansaugen ...

einemaria am 01.Jun 11  |  Permalink
und apropos Bin Laden
... ich laß mir doch nicht in den Bach scheißen und plätschere dann etwas weiter flußabwärts wie ein spielendes Kind in den Folgekommentaren. Hier herrscht die hartelinie und was kann eine Linie schon verstehen. Eine Linie herrscht und teilt, divide et impera und sonst garnichts. Wenn der Kommentar besser wird als der Text, dann schlägts 13, also langsam reiten, Cowboy.

einemaria am 01.Jun 11  |  Permalink
ach herrje
wo is er jetzt hin? Hätt ich noch was wegen der DAme

dhonau am 03.Jun 11  |  Permalink
das leben ist ...
so schöön, es darf einem nur nicht gefallen oder sonstwie in ein prädikat gegossen werden, deswegen ziehen wir mit diesem satz singkrakeelend (gröl, gröl) um die häuser: das leben ist so schööön. freiheit ist auch, wenn die anderen einen bogen um einen herum machen. raumgewinn: das leben ist sooo schööööön (gröl, gröl, gröl ...)

einemaria am 03.Jun 11  |  Permalink
jetza
... ja, das ist die Wellenlänge, die so manches Gebäude zum Wackeln bringt.